|
- Gefechtsbeispiel - Die
Eroberung des |
04.12.1917:
Nach Mitternacht zum 4. begann die Ablösung der 9. und 11. in den östlich des alten Hauptgrabens gelegenen Stellungen durch die 92er, denen der Durchbruch längs der Miela-Schlucht und namentlich die Eroberung des Stützpunktes auf einer Steinkuppe zufiel. Rechts der Rainer sollte das Bataillon III./49 gegen den Sattel des Monte Zomo durchstoßen. Ab 3 Uhr früh gruppierte Hptm. Baar das Bataillon zum Angriff: Rechter Sturmklotz, Patrouille des Sturmbataillons mit zwei Flammenwerferpatrouillen, drei eigene Sturmpatrouillen, dahinter die 11. des Oblt. Reel in zwei Angriffswellen und der Maschinengewehrzug des Oblt. A. Narobe; linker Sturmklotz, zwei Patrouillen des Sturmbataillons und zwei Flammenwerferpatrouillen, zwei eigene Sturmpatrouillen, dahinter die 12. des Oblt. Theodor Buchta in zwei Wellen mit dem Maschinengewehrzug Lt. Gebert; unmittelbare Reserve beider Gruppen die 9. des Oblt. Vlasak; Bataillonsreserve die 10. des Oblt. Wenger und der technische Zug. Die zu beiden letztgenannten Kompanien gehörenden Maschinengewehrzüge des Lt. Wawerka und Fhnr. Bockschütz nahmen nächst der beiden Laufgräben Stellung, um die Einbruchsstellen unter Feuer zu halten, später das weitere Vorgehen der beiden Sturmklötze zu unterstützen und endlich als Rückhalt bei der Abwehr von Gegenangriffen zu dienen. Um 5 Uhr früh setzte das Gasschießen der Artillerie ein, das die feindlichen Batterien ausschalten sollte. Trotz zweistündiger Bemühungen gelang dies nicht, denn das gegen halb acht Uhr begonnene Wirkungsschießen fand sehr bald in einer kräftigen Beschießung der Stellungen Erwiderung. Um 9 Uhr vormittags wurde eine halbstündige Feuerpause eingeschaltet, dann folgte eine halbe Stunde Trommelfeuer. Die feindliche Artillerie war nicht müßig. Wiederholt wurden die Telephonleitungen zerschossen, die Verbindungsgräben arg hergenommen. Heftiges Maschinengewehr- und Infanteriefeuer aus der feindlichen Stellung kündete, dass die Welschen noch keineswegs zermürbt waren. Die Sturmklötze hatten bereits Verluste zu verzeichnen: Den Sturmoffizier beim linken, ansonsten noch 16 Mann. Die Minenwerfer waren zum Schweigen gebracht, die Flammenwerfer funktionierten nicht. Die Vorbereitung des Sturmes war also wenig erfolgversprechend.
Schlag 10 Uhr vormittags verlegte die Artillerie ihr Feuer hinter die 1. feindliche Stellung, gleichzeitig sprangen rechts Lt. Metes, links an Stelle des verwundeten Sturmoffiziers Korp. Sickinger beispielgebend in die Laufgräben. Bald erwiesen sich diese als derart verrammelt, dass kein Weiterkommen möglich war. Trotz heftigen Maschinengewehr- und Infanteriefeuers ging es in großen Sätzen beiderseits der Gräben weiter. Nach wenigen Sekunden langte beim rechten Sturmklotz Korp. Josef Handlechner mit dem Inf. Josef Höcker beim Drahthindernis just vor drei Maschinengewehren an. Einige geschickte Handgranatenwürfe hielten den Feind einigermaßen nieder. Inzwischen brachten die Inf. Johann Gschwandtner und Josef Aigner, die noch während des Abflauens des Trommelfeuers vorausgeeilt waren, eine Sprengröhre zur Explosion. Die Zerstörung war ungenügend, doch Handlechner und Höckner warteten nicht erst ab, bis die beiden, die im heftigsten Feuer aufrecht stehend arbeiteten, die Gasse ganz durchschnitten hatten, sondern wanden sich durch. Höckner sprang in einen Granattrichter und warf treffsicher Handgranaten auf die Maschinengewehre, während Handlechner wie ein gereizter Löwe in den Graben mitten zwischen die Feinde sprang, mit Blitzesschnelle die nächsten niedermachte und die erschütterte Bedienung der Maschinengewehre überrannte. Der Eindruck dieser Tollkühnheit wirkte auf die durch das Bombardement hergenommenen Feinde so mächtig, dass die Besatzung dieses Grabenteiles, etwa 200 Mann, die Waffen wegwarf und mit wehenden Taschentüchern der den Stürmenden unmittelbar folgenden 11. entgegenlief. Diese entscheidende Tat Handlechners und Höckners, die der Sturmkolonne eine breite Bresche öffnete, wurde mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille belohnt.
Die anderen Sturmpatrouillen des rechten Blockes, von Korp. Aitenbichler und an Stelle des kurz vor dem Angriff durch Sturz ausgeschiedenen dritten Patrouillekommandanten von Inf. Josef Kriechbaum geführt, verloren beim Sturm viele Leute, Aitenbichler brach knapp vor Erreichen des Grabens verwundet zusammen, Kriechbaum fand den Tod, als er vor dem Drahthindernis aufsprang, um seine Leute im furchtbaren Abwehrfeuer zum Vorrücken aufzufordern.
Schon stürmte jedoch Welle auf Welle die 11. heran. Zgsf. Johann Pumberger benützte die von den Stürmern geschaffene Lücke und brachte seine Leute, sie durch geschicktes Granatenwerfen und leuchtende Tapferkeit mit sich fortreißend, rasch in den Graben. Während an anderer Stelle Korp. Markus Zierler und Lobe mit ihren Schwärmen den Feind mit Handgranaten in Atem hielten, stürmten Lt. Spiesberger und Zgsf. Matthias Baumgartner mit dem anderen Teile des Zuges mit bewunderungswürdigem Mute durch rasch geschaffene Lücken in den Graben, Korp. Matthias Strasser und Inf. Johann Leitner, unter den ersten, betätigten sich sofort im Nahkampf. Korp. Kurzböck eroberte ein Maschinengewehr. Lt. Robert Huscha bezwang den rechten Maschinengewehrkopf, 150 Welsche mit zwei Maschinengewehren streckten vor seinem Zuge die Waffen. Lt. Rieser drang links in einen Stützpunkt mit zwei Maschinengewehren ein. Nach kurzem, aber heftigem Kampfe war der Widerstand im ganzen Abschnitt vor der 11. gebrochen.
Sehr wirksamer Abwehr begegnete der linke Sturmklotz, dessen Angriffsraum überdies eine starke Flankierungsanlage bestrich. Gegen sie wandte sich Fhnr. Weichsel mit seinem Zuge und hielt diesen Feind nieder, so sehr ihn auch Flankenfeuer aus der Stellung umschwirrte. Dieser setzte Fhnr. Bockschütz mit seinen Maschinengewehren möglichst zu, und so gelang es Korp. Sickinger und Rothen, ihre arg gelichteten Sturmpatrouillen bis an das Hindernis vorzureißen, wo Rothen einige Handgranaten so geschickt auf einen Maschinengewehrstand schleuderte, dass die ganze dortige Gruppe der Welschen die Hände hob. Damit war auch hier eine Einbruchsstelle gewonnen. Der Führer der ersten Angriffswelle der 12. Lt. Richard Mösenbacher wurde zwar schwer verwundet, doch Kdt.Asp. Karl Jagersberger stürmte an der Spitze der Braven vorwärts. Ein flankierendes Maschinengewehr brachten die Inf. Johann Erbschwendtner, Falter und Robert Leitner im Handgranatenkampf zum Schweigen, wobei die beiden Erstgenannten den Erfolg mit Wunden bezahlten. Nun konnte Jagersberger den Stürmern in den Graben nachfolgen und im Verein mit ihnen ein Nest von drei Maschinengewehren ausheben. Auch Fhnr. Weichsel setzte nach gewonnener Feuerüberlegenheit zum Sturm auf die große Flankierungsanlage an und eroberte sie. An anderer Stelle durchbrach Korp. Greunz das Hindernis und zwang im Nahkampf eine große Anzahl Italiener zur Waffenstreckung. Wohl gab es da und dort noch standhaltende Gruppen, der tapfere Jagersberger fiel, doch brach das Eintreffen der nachfolgenden Wellen des Lt. Franz Bruckner und Fhnr. Weikl den Widerstand bald gänzlich. Einem drohenden Gegenstoß in die rechte Flanke warf sich letzterer mit seinem Zuge entgegen und trieb den überlegenen Feind zurück. Mit Schwung wurde der Angriff gegen die zweite Stellung fortgesetzt, während der Großteil der Sturmpatrouillen das Aufrollen der anschließenden Stellungsteile und die Herstellung der Verbindung mit den Nachbarbataillonen übernahm. Korp. Handlechner bildete mit den Inf. Josef Springer, Franz Kalteis und Josef Riegler die Spitze der rechts aufrollenden Gruppe. Hie und da versuchter Widerstand feindlicher Gruppen, namentlich bei einer dicht besetzten Kaverne, wurde mit Handgranaten schnell gebrochen. Riegler wurde hiebei durch einen Rückenschuß verwundet. Schließlich war jedoch dem Vordringen Halt geboten, denn Handlechner mußte wahrnehmen, dass den 49ern das Vorbrechen aus der Stellung bisher noch nicht gelungen war.
Links führten die Aufrollungsgruppe Korp. Sickinger und Rothen, unmittelbar gefolgt vom trefflichen Handgranatenwerfer Inf. Martin Schilcher. Hier mußte Traverse auf Traverse bezwungen werden, bis eine Kaverne erreicht wurde, wo etwa hundert Welsche verzweifelten Widerstand leisteten. Während Rothen und Schilcher den Eingang mit Handgranaten bombardierten, sprang Sickinger schneidig bis auf vier Schritte heran und schoß den wütendsten Verteidiger mit dem Revolver nieder. Offenbar war damit die Seele des Widerstandes getroffen. Die übrigen streckten die Waffen. Während sich die Stürmer noch mit diesen Leuten beschäftigten, verließ Rothen den Graben, um von einem deckenden Felsblock aus nach den 92ern Ausschau zu halten. Auch sie hatten die Stellung noch nicht verlassen, gegen den Felsblock aber rückten etwa fünfzig Welsche an, offenbar, um einen Gegenstoß zu machen. Rothens Handgranaten ließen den Feind schleunigst umkehren.
Als die italienischen Kanoniere merkten, dass die erste Stellung verloren war, überschütteten sie diese ohne Rücksicht auf die eigenen, in Gefangenschaft abziehenden Leute, mit Geschossen. Die Vorrückung der 11. und 12. gegen die in Felsen eingesprengte, am Ostflügel durch einen Stützpunkt flankierte zweite Stellung gestaltete sich deshalb sehr verlustreich. Oblt. Reel und Lt. Rieser der 11. erlitten durch Granatexplosionen Nervenschock, Lt. Bruckner der 12. wurde tödlich verwundet. Als die Leute der 11., allen voran der Stürmer Inf. Franz Schindecker, an das Hindernis kamen, gingen die Handgranaten bald aus. Fldw. Franz Fischer sprang im heftigen Abwehrfeuer auf, trieb die nachfolgenden Munitionsträger zur Eile an und sorgte dann für rasche Verteilung.
Die Maschinengewehrzüge Oblt. Narobe und Lt. Gebert, sofort in die erste Stellung nachgeeilt, unterstützten kräftig den Angriff. Vor allem gaben ihm aber die ungestüm nachfolgenden Wellen der 9. einen frischen Impuls. Lt. Stampfl verstärkte mit seinem Zug den Teil der 12., der im Kampf gegen den Stützpunkt stand. Einen Flankenangriff gegen diese Gruppe von Osten her, der vermutlich im Zusammenhang mit der Vorrückung der von Korp. Rothen zurückgescheuchten fünfzig Mann stand, wehrte Zgsf. Johann Pöll mit wenigen Leuten ab und hielt dann seinen Posten unerschütterlich, bis ihn ein Bauchschuß außer Gefecht setzte. Den Angreifern des Stützpunktes brachte auch Gfrt. Franz Mitterbauer mit einem der Maschinengewehre des Lt. Gebert Hilfe. Auf freiem Felde, unbeirrt durch das sich auf ihn bald konzentrierende Infanterie-, Maschinengewehr- und Artilleriefeuer, wählte er eine Stellung, aus der er den Stützpunkt gut bearbeiten konnte. Dies benützte Zgsf. Martin Mailinger, Nachfolger des gefallenen Lt. Stampfl im Zugskommando, um seine Leute rasch an das Hindernis zu bringen und den Feind derartig mit Handgranaten zu überschütten, dass sich dieser ergab.
Als diese lästige Flankierung gefallen war, machte der Angriff auf die zweite Stellung rasche Fortschritte. Zgsf. Dötzlhofer der 9., an Stelle des von einer Granate zerrissenen Lt. Eger Zugskommandant, mit dem Inf. Ernst Krombholz seinen Leuten weit vorauseilend, bewarf stehend die Feinde mit Handgranaten, und zwar derart erfolgreich, dass beide endlich in den Graben einzudringen vermochten. Sie hatten anfänglich einen schweren Stand, doch kamen bald Kameraden nach, angefeuert von den Schwarmführern, darunter Zgsf. Matthias Schimmerl, der beim Eindringen den Tod fand. Als hier und an anderen Stellen der Einbruch gelungen war, gaben die Feinde den Widerstand auf, brachen rudelweise mit dem Rufe ÆSaluti, bravi Autriaci" aus der Stellung heraus und jagten in wildestem Tempo durch das Feuer ihrer eigenen Artillerie in die Gefangenschaft. Zgsf. Pumberger am rechten Flügel raffte einige Leute zusammen und rollte die Stellung noch ein beträchtliches Stück gegen rechts auf.
Dem Angriff der Rainer stellte sich vor der dritten Stellung noch ein besonders gut ausgebauter Stützpunkt entgegen. Zwischen Granateinschlägen und Schrapnellagen, von Maschinengewehren in Front und linker Flanke angebelfert, gingen rechter Flügel und Gros der 9. auf die Befestigung los. Oblt. Vlasak fiel, doch schon war Korp. Andreas Haas allein bis an einen stark besetzten Kaverneneingang vorgedrungen, verjagte den Feind mit Handgranaten und überrannte ein heftig feuerndes Maschinengewehr. Kaum war dies verstummt, als sich Zgsf. Dötzlhofer zum Sturm erhob. Noch vor ihm drangen die Inf. Franz Heißl, Josef Zopf und Kompanie-Ordonnanz Matthias Schnitzhofer in den Stützpunkt ein, worauf die Italiener weiße Tücher schwenkten. Etwa 200 Bersaglieri in einer Kaverne auf der anderen Seite des Stützpunktes wollten mit dem Bajonett durch die hier angreifenden Leute der 11. durchbrechen. Inf. Andreas Pamberger sprang dem Führer entgegen, entriß ihm das Gewehr und wirkte mit der geschwungenen Handgranate so drohend, dass sich alle ergaben. Das Abbleiben der 92er und die starke Flankenbedrohung des großen kavernierten Stützpunktes auf der Steinkuppe vor der Miela-Schlucht zwangen den linken Flügel, gegen Osten auszuschwenken. Lt. Gebert wurde, als er seine Maschinengewehre in diese Front vorführte, verwundet. Zgsf. Albert Grach übernahm das Kommando und wurde eine kräftige Stütze dieses später wiederholt von Gegenstößen bedrohten Flügels. An der Erstürmung der dritten Stellung beteiligte sich nur ein geringer Teil der 12., vor allem Gfrt. Franz Föttinger, der mit vier Mann eine Flankierungsanlage bezwang und hielt, bis der rechte Flügel eindrang. Einj.Freiw.Korp. Rudolf Ziegelbauer griff einen italienischen Zug, der sich zäh in einer Kaverne hielt, mit seinem Schwarm von beiden Eingängen her an und bewog den Feind schließlich durch Handgranaten zur Übergabe.
Die Entscheidung für den Besitz der dritten Stellung brachte eine um den Lt. Hans Frick der 9. und Lt. Huscha der 11. gescharte Gruppe. Ersterer wurde beim Angriff verwundet, doch schneidig ging es unter Führung des an seine Stelle tretenden Fldw. Konrad Zaunmüller vorwärts. Korp. Blasius Schliernzauner der 11. drang mit seinem Schwarm zuerst in den Graben ein, womit auch das Schicksal dieser stark ausgebauten Befestigung entschieden war. In rascher Verfolgung auf einer Almwiese, über erst begonnene Gräben hinweg, wurde der Rand der Miela-Schlucht, das Angriffsziel der Rainer, erreicht. Es war noch nicht 11 Uhr vormittags.
Infolge des Abbleibens der 49er hatten auch vom rechten Flügel immer mehr Gruppen nach rechts Front machen müssen, um die Flanke zu sichern, wo sich sichtlich Gegenstöße des Feindes vorbereiteten. Lt. Spiesberger hielt hier mit Benützung des italienischen Grabens Wacht, unterstützt von den Korp. Kurzböck, Lobe und Strasser. Eine breite Lücke trennte diese Gruppe von der in die dritte Stellung eingedrungenen. Ein Versuch des Feindes, diese auszunützen, scheiterte nur an der raschen Erfassung der bedrohlichen Lage durch den Korp. Josef Hauk der 9., der sich mit einigen Leuten kühn entgegenwarf und dem Feinde durch seine Todesverachtung derart imponierte, dass dieser wich. Auch Oblt. Narobe hatte die Lücke bemerkt und war im Begriff, seine Maschinengewehre in diese vorzuführen, als ihn eine Granate verschüttete und ihn für einige Zeit außer Gefecht setzte. Korp. Kaltenbrunner führte an seiner Stelle die Absicht durch und kam gerade zurecht, um die sich in einer Mulde zu neuem Angriff sammelnden Feinde durch treffsicheres Feuer auseinanderstieben zu lassen.
Dank der hervorragenden Ruhe und Kaltblütigkeit des Telephonpatrouillenkommandanten der 9., Korp. Neureiter, war die Verbindung mit dem Bataillonskommandanten bereits hergestellt und wurde auch trotz häufiger Zerstörung fast ununterbrochen aufrechterhalten. So war Hptm. Baar schon um 10.45 Uhr in Kenntnis von der schwierigen Lage. Unverzüglich sandte er die 10. zur Verstärkung vor. Sie hatte durch das Artilleriefeuer auch schon Verluste erlitten. Oblt. Wenger war von einer Granate verschüttet, doch von seinen Leuten rechtzeitig ausgegraben und auf den Hilfsplatz geschafft worden. In zwei Wellen mußten sie nun durch den arg beschossenen Raum vorgehen. Die Maschinengewehrzüge Lt. Wawerka und Fhnr. Bockschütz schlossen sich an. Hptm. Baar begab sich zum Gruppenkommando, um eine neue Reserve zu erbitten.
Lt. Keidel, Führer der ersten Welle, wurde durch eine Granatexplosion zwar in die Höhe geschleudert, so dass er sich eine Ferse prellte, kam jedoch bis zu Oblt. Buchta durch, der sich eben bemühte, einige Ordnung in das seiner Kompaniekommandanten beraubte Bataillon zu bringen. Auch Oblt. Rüsch, Kommandant der Maschinengewehrkompanie, hatte inzwischen durch Granateinschlag einen Nervenschock erlitten. Oblt. Buchta wies den Lt. Keidel an, im Verein mit dem einzigen noch kampffähigen Offizier der 9., Lt. Schrempf, die Front zu schließen. Beim Vorführen des Halbzuges fiel Kdt.Asp. August Luhan, der unentwegt bemüht war, wiederholt die Front ablaufend, seine Leute beim Vordringen durch das Artilleriefeuer anzufeuern. Inf. Jakob Schröcker, der dem 1. Zuge den Befehl zum Vorgehen überbracht hatte, wurde bei der Rückkehr zu Lt. Keidel das Opfer eines Granatvolltreffers. Fhnr. Franz Mayrhuber führte den 2. Zug geschickt in die Stellung.
Die beiden anderen Züge der 10. folgten nach, wobei Fhnr. Wengerski mit seinem Zuge eine Riegelstellung besetzte und in flankierendem Feuer hielt, als wieder einmal ein Flankenstoß von rechts drohte. Dann vereinigte er sich wieder mit dem anderen Zuge, um die Reserve hinter der dünnen Front zu bilden.
Die Lage des durch große Verluste geschwächten Häufleins Rainer war geradezu verzweifelt. Die 49er hatten sich gegen Mittag wohl bis auf 100 Schritte an den Feind herangearbeitet, mußten aber dann im flankierenden Artilleriefeuer wieder zurück. Bei den 92ern wurde nur sehr langsam Raum gewonnen, obzwar Oblt. Buchta durch Flankenfeuer das möglichste tat, ihre schwere Aufgabe zu erleichtern. Aus beiden Flanken und von vorne kanonierten schwere und leichte Geschütze auf die Rainer, die sich vom Rande der Miela-Schlucht etwa 50 Schritte zurückziehen mußten, um hinter Felsen wenigstens einigermaßen Deckung zu finden. Immer wieder gab es Verluste. Fhnr. Hans Scholtis, der erkundend vorging, um für die Minenwerfer neue Stellungen auszumitteln, fiel. Dem Lt. Schwarz der 11. beschädigte ein Streifschuß die Gasmaske, gleich darauf schlug eine neue Gasgranate ein und bescherte ihm eine schwere Vergiftung. Fldw. Franz Fischer, der die Leute durch sein Beispiel ermunterte, in dem Höllenfeuer auszuhalten, wurde schwer verwundet. Fldw. Hochhauser, durch eine Granate verschüttet, raffte sich auf, um das noch übrige Häuflein zum Ausharren zu Ermahnen.
Sehr schlimm waren die Verwundeten daran. Das Sanitätspersonal unter dem Ass.Arzt Dr. Karl Schütz leistete das Äußerste, folgte den Sturmwellen unmittelbar, doch die Rückschaffung der Verwundeten war infolge des Artilleriefeuers ungemein schwer. Selbst die Gräben, die aus der Ausgangsstellung nach rückwärts führten, waren zerschossen und konnten nicht benützt werden; der Weg bis zum Hilfsplatz im Campo-Mulo-Tal war sehr lang und infolge Vereisung sehr beschwerlich. Kein Wunder, dass die Besorgung mit den Verlusten nicht Schritt halten konnte und viele Verwundete den Unbilden der eisigen Nacht ausgesetzt blieben. Unerschütterlich hielten die Rainer trotz allem stand, fest entschlossen, sich ihre Eroberung nicht entreißen zu lassen. Wann und wo immer die Welschen Gegenangriffe versuchten, wurden sie abgeschlagen, wobei sich Handgranatenwerfer Inf. Matthias Pichler vorbildlich hervortat. Sehr viel Verdienst darum erwarb sich der Maschinengewehrzug des Lt. Wawerka, der denn auch heftigste Beschießungen auf sich zog. Die Bedienung verminderte sich rasch, schließlich blieb nur ein Gewehr, vom Leutnant selbst bedient, übrig. Ein Volltreffer zerschmetterte den tapferen Offizier samt dem Gewehr, von dem man später nur einige kleine Bruchstücke auffand. Bis 5 Uhr nachmittags fanden die 92er, unterstützt durch die IIer Kaiserschützen, endlich Anschluß; mit den 49ern stellte Korp. Kurzböck die Verbindung her. Der bisher auf dem Kampffelde liegende Nebel riß und gewährte einen weiten Ausblick in die italienische Ebene. Von der Meletta zurückgehende feindliche Abteilungen zeigten, dass man nicht vergeblich gekämpft hatte, auf den entscheidenden Höhen der Kampf offenbar für unsere Waffen günstig stand. Obstlt. Bily rüstet zu einem Angriff mit der Brigadereserve, Bataillon III./74, und den ihm zur Verfügung gestellten Bataillonen I./51 und I./102 der Brigade Vidossich, womit die feindliche Front gegen den von der Brigade Obst. Hohenberger bereits hart bedrängten Monte Zomo aufgerollt werden sollte. Das X. Bataillon Rainer war bald nach der Mittagsstunde gleichfalls der 13. Gebirgsbrigade unterstellt und in einem Wasserriß hinter den 49ern vorgezogen worden.
Hptm. Baar verstärkte die bisher noch nicht eingesetzte zweite Halbkompanie der 10. mit dem technischen Zuge, Oblt. Narobe vereinigte die noch kampffähigen drei Maschinengewehre beim eroberten zweiten Stützpunkt. Die Nacht war ungemein kalt. Zahlreiche Erfrierungen kamen vor, mit welchen auch Lt. Keidel und Fhnr. Weichsel ausschieden.
05.12.1917:
Gegen Morgen lösten die IIer Kaiserschützen das so arg hergenommene Bataillon ab, dem dieser Ehrentag acht tote Offiziere und Aspiranten, neun verwundete Offiziere, dann 64 Tote und 194 Verwundete der Mannschaft gekostet hatte. Die zahlreichen Erkrankungen und Erfrierungen ließen den Frontfeuergewehrstand auf 264 Mann sinken. Im Campo-Mulo-Tale fanden die Leute einige Erholung und die seit dem Abend des 3. entbehrte und diesmal warme Menage.
Die
Größe des errungenen Erfolges bezeugten die erbeuteten acht
Minen-, neun kleinen Granatwerfer, acht Mitrailleusen, zehn
Maschinengewehre und unübersehbares anderes Kriegsmaterial,
sowie über 1.000 Gefangene des 12. Bersaglieri, 129.
Infanterieregimentes und des Alpini-Bataillons Exilles.
(Gefechtsbeispiel aus der
Regimentschronik des IR 59 Rainer - Archiv der ÖOG Salzburg)
zurück
zur Tiroler Front: