Die
Kämpfe um den Plöckenpass: Wie an der Tiroler,
so wurde auch an der Kärntner Front im Gebirge
gekämpft. Er spielte sich häufig in 2000 m
Höhe ab und gab keine Gelegenheit zum Einsatz
größerer Einheiten. Kleine Patrouillen,
Einheiten bis zu Kompaniestärke waren in der
Hauptsache die Träger des Kampfes. Durch sie
wurden die entscheidenden Höhen besetzt und
gehalten. Ja selbst einzelne gebirgserfahrene
Männer konnten hier Ausschlaggebendes leisten.
Da kleine Einheiten oft auf sich selbst gestellt
waren. Der Ruf dieser Männer erfüllte dann den
ganzen Abschnitt. Offiziere bewährten sich hier
in kritischen Situationen vorzüglich. Der aus
Mauthen stammende Hauptmann Gressel des
Infanterieregiments Nr. 17, der zuerst Kommandant
des Kärntner freiwilligen Schützenregiments Nr.
2 und dann des Salzburger freiwilligen
Schützenbataillons war, leistete im
Plöckengebiet Hervorragendes.
Verständlicherweise
hatten, der Eigenart des Geländes wegen,
Steilfeuerwaffen vom Minen- und
Granatwerfer angefangen bis zu Geschützen von 24
und 30,5 cm Kaliber auf diesem
Kriegsschauplatz ein gewichtiges Wort
mitzusprechen. Aber selbst Gas ist hier zum
Einsatz gekommen.
Jedoch nicht nur die
Waffenwirkung des Feindes, die durch die
Splitterwirkung im Felsengestein noch wesentlich
erhöht wurde, sondern auch Naturgewalten machten
den Truppen viel zu schaffen. Beträchtliche
Verluste traten durch Absturz, besonders bei den
schwerbeladenen Trägerkolonnen, auf,
Steinschläge, die oft ganze Unterstände
eindrückten, forderten weitere Opfer. Auch die
Ausfälle durch Blitzschlag verursachte
Ausfälle. Die höchsten Verluste aber forderten
die Lawinen. Trotz aller Vorsorgen hat jeder der
beiden Kriegswinter in den Karnischen Alpen je
1000 Mann den Lawinentod gebracht. (Die Verluste
durch Feindeinwirkung in diesen Abschnitten waren
in der Zeit von 1915 bis 1917 nur etwa doppelt so
hoch).
Um die im Hochgebirge so außerordentlich
schwierige Versorgung auch der höchstgelegenen
Stellungen sicherzustellen, wurde wie
schon früher hervorgehoben ausgiebiger
Gebrauch von Seilbahnen gemacht. Auf den Kleinen
Pal und auf den Freikofel wurden auch
Wasserleitungen gelegt. Die erste hatte eine
Stundenleistung von etwa 400 Litern.
Auch in den
Stellungen selbst wurde die Technik weitgehend
zur Verstärkung der Abwehrkraft herangezogen.
Die Kavernierung von schweren Infanteriewaffen,
aber auch von Geschützen, die Anlage von Stollen
und Unterständen machten einzelne
Verteidigungsabschnitte zu uneinnehmbaren
Festungen, wie dies die heute noch erhaltenen
Anlagen auf der Pal-Vorstellung, auf und in der
MG-Nase und in der Cellon-Schulter beweisen. War
dies nicht möglich, wie z. B. auf der
Kellerwandspitze, so war die Stellung unter der
zusammengefaßten Feuerwirkung des Gegners auch
nicht zu halten.
Dementsprechend war
der Bedarf an technischen Truppen und
rückwärtigen Diensten ein sehr hoher. Während
die Gesteinsbohrzüge für den Stellungsbau
unentbehrlich waren, versorgten die Elektrozüge
die Pumpen, Ventilatoren, Lichtanlagen und
Kochstellen mit dem nötigen Strom. Im Abschnitt
I waren im Juli 1917- 6 Seilbahnbauabteilungen, 2
Baukompanien und 9
Kriegsgefangenen-Arbeiterkompanien für Wege-,
Straßen-, Seilbahnbau und Trägerdienste
eingesetzt, l weitere Baukompanie hielt den
Sägebetrieb in Mauthen aufrecht. Neben der
Technik drang aber noch ein anderes Phänomen des
modernen Krieges in die majestätische Landschaft
der Berge ein: die psychologische Kriegführung.
Bereits im Mai 1917 hatten die Italiener an
vielen Stellen der Plöckenfront durch Megaphone
die österreichischen Soldaten zum Überlaufen
aufgefordert, wie man sah, mit geringem Erfolg.
Im September des gleichen Jahres war von
österreichischer Seite auf dem Kleinen Pal eine
ähnliche Aktion durchgeführt worden, die bei
den Italienern gewisse Zeichen der
Kriegsmüdigkeit offenbar werden ließ, bis die
dortigen Kommandanten ihre Truppe wieder in die
Hand bekamen.
Über die Berge,
über die Stellungen, verlassene Waffen,
liegengebliebenes Gerät sind seither viele
Winter gegangen; haben Lawinen, Fröste,
Wildwässer die Narben der Spuren eines mehr als
zweijährigen Kampfes gemindert, der so kühn und
hart war wie das Antlitz, in das der Krieg sie
schlug. Geblieben sind Gräber und die
Erinnerung an hohes Soldatentum, das sich der
Verteidigung der Heimat verpflichtet weiß.
Kärntner
Liedermarsch:
1. Wir
ziehen so froh, so voll heiterem Sinn, So
frisch und so fein durch die Fluren
dahin. Durchs Tal,
das rauschend die Welle durchzieht, Von
lachenden Auen und Gärten umblüht. Dort
glänzen die Berge im goldenen Schein, Da spiegeln
die Seen so blau und so rein. Die Wälder,
sie atmen den köstlichsten Duft Die Matten
umfächelt die würzigste Luft. Da schäumet
der Bergstrom im brausenden Fall, Tönt das
Glockengeläute herauf aus dem Tal. Schallt das
Lied aus Kehlen voll Lust, voller Glut All das
macht frischen, fröhlichen Mut, frohen
Mut. Das ist mein
Heimatland, mein teueres Kärtnerland Wo meine
Wiege stand, mich führt der Eltern Hand. Und zieh ich
auch dereinst in weite Ferne fort, Bleib ich
ein Kärtner dort, ein Kärtner dort, ein
Kärtner dort Wie seine
Berge hoch und unerschüttert stehn, Soll immer
auch mein Sinn nach Recht und Wahrheit
sehn. Ich will
durch Wort und Tat zu zeigen mich
bemühn, dass ich ein
Kärtner bin, ein Kärtner bin, ein
Kärtner bin.
2.
Österreich, mein Vaterland!
Dir auch weih' ich Herz und Hand.
Herz zur Lieb, die Hand zum Streit,
Beides dir in Freud und Leid,
Herz zur Lieb, die Hand zum Streit,
Beides dir in Freud und Leid,
Wo durch der Matten herrlich Grün,
des Draustroms rasche Fluten ziehen,
vom Eisenhut, wo schneebedeckt
sich Nordgaus Alpenkette streckt,
bis zur Karawanken Felsenwand
dehnt sich mein freundlich Heimatland. Wo
von der Alpenluft umweht,
Pomonens schönster Tempel steht,
wo sich durch Ufer reich umblüht
der Lavant Welle rauschend zieht,
im grünen Kleid ein Silberband,
schließt sich mein lieblich Heimatland
(Johann Taurer von Gallenstein, 1822) Wo
Mannesmut und Frauentreu
die Heimat sich erstritt aufs neu,
wo man mit Blut die Grenze schrieb
und frei in Not und Tot verblieb,
hell jubelnd klingt's zur Bergeswand:
das ist mein herrlich Heimatland!
(Strophe von Maria Millonig, 1928)