Geschichte: Bis zum 1. Oktober
1912 existierte diese Truppe noch nicht, die ihr
künftig zufallenden Aufgaben waren bis dahin von
den Pionieren wahrgenommen worden. Die Pioniere
waren bisher mit allen im Feld- und
Festungskrieg, sowohl auf dem Wasser als auch auf
dem Land durchzuführenden Arbeiten betraut
gewesen. Für den speziellen Festungskrieg hatte
man die jeweiligen 5. Kompanien der
Pionierbataillone nach diesen Bedürfnissen
ausgerüstet und ausgebildet; diese Kompanien
mussten jedoch auch noch am allgemeinen
Pionierdienst teilnehmen, wenn auch nur in
eingeschränktem Ausmaß. Auf Grund der
Erfahrungen der letzten außereuropäischen
Kriege, sowie des rasanten Fortschritts der
Militärtechnik, insbesondere der Artillerie,
fasste man im k.u.k. Kriegsministerium den
Entschluss zur Reform der Pioniertruppe. Man
wandelte daher die bisherigen 15
Pionierbataillone in 14 Sappeur- und acht
Pionierbataillone um, wobei für den Brückenbau
und Flussminenkampf ein zusätzlicher
Kaderverband errichtet wurde. Bedingt durch diese
Teilung hatte die Sappeurtruppe künftig den
Landdienst zu übernehmen. Dieser betraf die
technischen Arbeiten des Festungskrieges, der
Feldbefestigungen, Sprengwesen, Bau von
Notbrücken aller Art, Eisenbahninstandsetzung,
Straßen und Telegraphenbau. Im Laufe des Krieges
kamen noch die Gesteinsbohrtrupps hinzu, die
durch das Minieren im Kleinen Lagazuoi, dem Col
di Lana und dem Monte Pasubio auf das
Kriegsgeschehen erheblichen Einfluss genommen
haben. Die Verdienste
dieses Truppenteils bzw. seiner
Vorgängerformationen zeigt sich darin, dass in
den Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges
an Offiziere dieser Waffe allein elf
Kommandeurskreuze und 43 Ritterkreuze des
Militär-Maria-Theresienordens verliehen wurden. Bereits im ersten
Jahr ihres Bestehens wurden die Sappeure bei
Hochwasserkatastrophen herangezogen. 1913
leisteten Detachements der Bataillone Nr. 1, 7,
10, 11, 12 und 13 der Bevölkerung in Ungarn,
Kroatien, Galizien und Bosnien wertvolle Dienste.
Aufgaben: Dass die Sappeurtruppe, wenn
auch zunächst nur als Hilfstruppe bezeichnet,
tatsächlich eine moderne Kampftruppe der ersten
Linie war, zeigt sich bei einem Vergleich mit
ihrer Vorgängerin, der Genietruppe früherer
Jahre. Diese Genietruppe war nur ein
Verfügungsverband, der den Erfordernissen
entsprechend von den verschiedenen Armeegruppen
angefordert und eingesetzt wurde. Die
Sappeurbataillone hingegen waren bereits als
Stammtruppenteil jeweils einem Armeekorps
zugewiesen und hatten in vorderster Linie
offensiv an den Kampfhandlungen teilzunehmen.
Aufgabe hierbei war es, der Truppe durch den Bau
von Notbrücken und Stegen sowie durch Wegräumen
von Hindernissen den Weg zu bahnen, als auch,
falls erforderlich, Feldbefestigungen anzulegen.
Wenn auch der sog. Wasserdienst (Schwimmbrücken)
nicht die Aufgabe der Sappeurtruppe war, musste
sie auch hier wenigstens ansatzweise tätig
werden können. Die Bedienung des
Kriegsbrückenmaterials und der schwimmenden
Übersetzmittel war zwar der Pioniertruppe
vorbehalten, jedoch der Bau von Notbrücken und
der sog. Eisenbahnprovisorien
(Eisenbahnbehelfsbrückenbau durch Instandsetzung
von gesprengten Eisenbahnbrücken) fiel in den
Aufgabenbereich der Sappeure, da die Eisenbahner
(k.u.k. Eisenbahnregiment) wegen fehlender
Personalresourcen zu letzterem oftmals nicht in
der Lage gewesen wären.
Die Offiziere
mussten nicht nur auf allen Gebieten der
Ingenieurswissenschaften (zum Erreichen der
Stabsoffiziersgruppe hatten sie ein
Ingenieurstudium vorzuweisen) und deren
praktischen Anwendungen auf die Kriegstechnik
bewandert sein, auch Improvisationstalent und
rasche Auffassungsgabe waren für einenSappeuroffizier
unerlässlich.
Graz:
Sappeurinspizierender: Oberstleutnant
Andreas Hackenberger (Sappeur-Bataillone
2/3/4/5)
Innsbruck:
Sappeurinspizierender: Oberst Balthasar
Stephan (Sappeur-Bataillone (8/9/14)
Przemysl:
Sappeurinspizierender: Oberstleutnant
Josef Nechleba (Sappeur-Bataillone
1/10/11)
Wahlspruch: Der Wahlspruch der Sappeure
bezieht sich auf die beiden bei der Verteidigung
von Malborghet und Predilsattel im Jahre 1809
gegen Napoleonische Truppen gefallenen
Ingenieurhauptleute Johann Hermann von
Hermannsdorf und Friedrich Hensel (Hauptmann). Er lautet:
Ihnen strebet nach!
Erreichen könnt ihr sie, übertreffen
nicht!
Uniformierung: Die Uniform und
Ausrüstung richtet sich nach den Pionieren.
Einziger Unterschied war die Egalisierung. Die
Sappeure trugen kirschrote Parolis anstelle dem
Stahlgrün der Pioniere.
Die
Sappeurbataillone:
Sappeurbataillon
Nr. 1 Errichtet:
1912 - I. Korps - 24.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 50% Polen - 23%
Deutsche - 23% Tschechen - 4%
Andere Garnison: Krakau
(Pionierbataillons-Barackenkaserne)
Kommandant: Major Vinzenz Reimer
Bataillonssprachen: Polnisch,
Deutsch,
Tschechisch
Sappeurbataillon
Nr. 2 Errichtet:
1912 - II. Korps - 50.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 82% Deutsche -
18% Andere
Garnison: Krems
Kommandant: Major Rudolf Herkner
Bataillonssprache:Deutsch
Sappeurbataillon
Nr. 3 Errichtet:
1912 - III. Korps - 56.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 48% Deutsche -
45% Slowenen - 7% Andere
Garnison: Görz
Kommandant: Major Leo Maschek
Bataillonssprachen: Deutsch,
Slowenisch
Sappeurbataillon
Nr. 4 Errichtet:
1912 - III. Korps - 12.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 20% Deutsche -
74% Magyaren - 6% Andere
Garnison: Villach
Ersatzkompaniekader in Budapest,
Maria-Theresia-Kaserne
Kommandant: Major Franz Wagner
Bataillonssprache: Ungarisch
Sappeurbataillon
Nr. 5 Errichtet:
1912 - V. Korps - 66.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 40% Deutsche -
32% Magyaren -
23% Slowenen - 5% Andere
Garnison: Komarom
Kommandant: Major Friedrich Jobst
v. Ruprecht
Bataillonssprachen: Deutsch,
Ungarisch
Sappeurbataillon
Nr. 6 Errichtet:
1912 - III. Korps - 55.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 72% Magyaren -
28% Andere
Garnison: Pola (Ersatz in
Komarom)
Kommandant: Major Karl Müller
Bataillonssprachen: Ungarisch
Sappeurbataillon
Nr. 7 Errichtet:
1912 - VII./ XIII./ XV. Korps -
55. Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 53% Magyaren -
25 % Deutsche - 22% Andere
Garnison: Sarajevo (Ersatz in
Szeged)
Kommandant: Major Rudolf Conrad
Bataillonssprachen: Ungarisch,
Deutsch
Sappeurbataillon
Nr. 8 Errichtet:
1912 - XIV. Korps - 96.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 73% Tschechen -
26 % Deutsche - 1% Andere
Garnison: Rofreit (Karolinenthal)
Kommandant: Oberstleutnant Franz
Schmidt
Bataillonssprachen: Tschechisch,
Deutsch
Sappeurbataillon
Nr. 9 Errichtet:
1912 - XIV. Korps - 96.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 66% Tschechen -
31 % Deutsche - 3% Andere
Garnison: Riva del Garda (Ersatz
in Theresienstadt)
Kommandant: Major Joseph
Lichtblau
Bataillonssprachen: Tschechisch,
Deutsch
Sappeurbataillon
Nr. 10 Errichtet:
1912 - X. Korps - 47.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 50% Polen - 30 %
Ruthenen - 20% Andere
Garnison: Przemysl
Kommandant: Major Joseph
Hnevkovsky
Sappeurbataillon
Nr. 11 Errichtet:
1912 - XI. Korps - 21.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 32% Polen - 48 %
Ruthenen - 20% Andere
Garnison: Lemberg (Kleparowska)
Kommandant: Oberstleutnant Hugo
Haluska
Bataillonssprachen: Polnisch,
Ruthenisch
Sappeurbataillon
Nr. 12 Errichtet:
1912 - XII. Korps - 69.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 50% Magyaren -
36 % Rumänen - 14% Andere
Garnison: Gyulafehervar
Kommandant: Major Zdenko Dvorak
Bataillonssprachen: Ungarisch,
Rumänisch
Sappeurbataillon
Nr. 13 Errichtet:
1912 - XIII. Korps - 13.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 86%
Serben/Kroaten - 14% Andere
Garnison: Esseg
Kommandant: Major Otto Jenker
Bataillonssprachen:
Serbokroatisch
Sappeurbataillon
Nr. 14 Errichtet:
1912 - XIV. Korps - 121.
Infanterie-Brigade
Nationalitäten: 98% Deutsche -
2% Andere
Garnison: Festung Trient (Ersatz
in Linz)
Kommandant: Major Ferdinand Korb
Bataillonssprachen: Deutsch