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Italien im Krieg mit Österreich-Ungarn:


Seit den Julitagen 1914 hatte Italien mit Österreich-Ungarn verhandelt. Es gab 100.000 Italiener mit österreichischer Staatsangehörigkeit, die nicht alle unbedingt Untertanen des italienischen Königs werden wollten.
Im August 1914 waren die Positionen klar: Italien verlangte für seine Neutralität - nicht für den Kriegseintritt - immer größere Gebiete Österreichs. Das Deutsche Reich war zu diesen Abtretungen bereit, nicht aber Österreich-Ungarn. Auf der anderen Seite hetzten die Ententemächte mit ihren Angeboten für einen italienischen Kriegseintritt an ihrer Seite.


Italien war aber innenpolitisch gespalten: Die Katholiken waren gegen einen Kriegseintritt, die Sozialisten waren gegen jeden Krieg. Die mächtige Parlamentsfraktion der Liberalen wollte Gewinne aus Verhandlungen. Zunächst waren eigentlich nur Splittergruppen für einen Kriegseintritt. Aber die Fraktion der Interventionisten wurde täglich stärker.

Eine Person war an vorderster Front gegen Österreich-Ungarn beteiligt und putschte die Massen für den Krieg auf. Sein Name: Benito Mussolini!


Schritte zum Krieg:

Telegramm des Königs von Italien, Vittorio Emanuele III., an Kaiser Franz Josef, vom 4. August 1914:
"Ich habe nicht nötig, Eurer Majestät zu versichern, dass Italien - welches alle möglichen Anstrengungen gemacht hat, um die Aufrechterhaltung des Friedens zu sichern, und das alles, was es kann, beitragen wird, um ihn baldmöglichst wieder herzustellen, - eine herzlich freundschaftliche Haltung gegen Verbündete beobachten wird, dem Dreibundvertrag, seinen aufrichtigen Gefühlen und den großen Interessen entsprechend, die es beobachten muss."

Mit diesen freundlichen Worten erklärt Italiens König, dass Italien entgegen seiner Bündnispflicht aus dem Dreibund neutral bleiben würde. Der österreichische Generalstab bittet, nun bereits voll Argwohn, den italienischen Verbündeten um Besprechung darüber, wie die Sicherheit der südlichen Grenze Österreich-Ungarns sichergestellt werden könnte. Die Antwort kommt postwendend.

Telegramm des Chefs des italienischen Generalstabes, General Graf Cadorna, an den Chef des österreichischen Generalstabes, General der Infanterie Conrad von Hötzendorf, Rom 4. August 1914:
"Konferenz gegenstandslos, da Ministerrat Neutralität Italiens beschlossen. Leichte Mobilisierung angeordnet. Wenn Österreich-Ungarn Lovcen nicht besetzt und Gleichgewicht in der Adria nicht stört, wird Italien niemals gegen Österreich-Ungarn vorgehen.

September 1914:
Verschiebungen italienischer Truppen aus dem Inneren an die Grenze.

19. März 1915:
Das Deutsche Reich stellt der italienischen Regierung in Aussicht, dass Österreich-Ungarn gewisse Gebiete an Italien abtreten würde, um dadurch das Verhältnis zwischen Österreich-Ungarn und seinem Verbündeten Italien auf eine neue freundschaftliche Basis zu stellen.
Ende März bietet Österreich die Abtretung der italienischsprachigen Gebiete Tirols, des Trentino, an.

11. April 1915:
Italiens Außenminister Sonnino fordert die sofortige Abtretung des Trentino und Deutschsüdtirols einschließlich Bozens, von Görz, Gradisca, Istrien mit Triest, der dalmatinischen Inseln und von Stützpunkten in Albanien. Unter diesen Bedingungen wird wohlwollende Neutralität zugesichert. Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich unterbreiten, vom Freiherrn von Macchio namens Österreich-Ungarns und vom Freiherrn von Bülow namens des Deutschen Reiches, folgendes Gegenangebot in Rom:

Österreich-Ungarn bietet:
1. das gesamte Trentino, den von Italienern bewohnten Teil Tirols;
2. das Isonzogebiet einschließlich Gradisca;
3. sehr umfassende Autonomie der Stadt Triest samt Universität und Freihafen;
4. Desinterissierung Österreichs zugunsten Italiens in Südalbanien und sofortige Anerkennung der italienischen Besitzergreifung von Valona;
5. Österreich-Ungarn und Deutschland erklären sich bereit, mit freundschaftlichster Absicht die italienische Forderung der Abtretung der Stadt Görz und einiger dalmatinischer Inseln zu prüfen.


Die Durchführung dieser Zugeständnisse wird vom Deutschen Reich garantiert.
Österreich war den Wünschen Italiens weit entgegengekommen. Lediglich das deutsche Südtirol war nicht preisgegeben worden. Franz Josef soll geäußert haben, er gehe eher noch als einfacher Soldat in den Schützengraben, bevor das deutsche Südtirol preisgegeben werde.

26. April 1915:
Italien unterzeichnet in London einen Geheimvertrag mit den Ententemächten, die Rom alle gewünschten Gebietszuwächse einschließlich des deutschen Südtirol versprechen, wenn Italien bis zum 24. Mai Österreich angreife.

4. Mai 1915:
Italien kündigt den Dreibund.

6. Mai 1915:
Der deutsche Botschafter in Rom, Fürst von Bülow, verhandelt eine Stunde lang mit König Vitttorio Emanuele und erläutert die äußersten Zugeständnisse Österreichs und die deutsche Durchführungsgarantie. Der italienische König lässt von Bülow in dem Glauben, das über die Forderungen und Zugeständnisse noch weiter verhandelt werden kann. In Wahrheit laufen die italienischen Kriegsvorbereitungen bereits an.

10. Mai 1915:
Österreich-Ungarn präzisiert seine Vorschläge an Italien, nichts ahnend, dass die Würfel längst gefallen sind:

1. Der Teil von Tirol, der von Italienern bewohnt ist, wird an Italien abgetreten.

2. Ebenso das westliche Ufer des Isonzo, soweit die Bevölkerung rein italienisch ist, und die Stadt Gradisca.

3. Triest soll zu einer kaiserlich freien Stadt gemacht werden, eine den italienischen Charakter der Stadt sichernde Stadtverwaltung und eine italienische Universität erhalten.

4. Die italienische Souveränität über Valona und die dazugehörige Interessensphäre soll anerkannt werden.

5. Österreich-Ungarn erklärt seine politische Uninteressiertheit hinsichtlich Albaniens.

6. Die nationalen Interessen der italienischen Staatsangehörigen in Österreich-Ungarn werden besonders berücksichtigt.

7. Österreich-Ungarn erklärt eine Amnestie für militärische oder politische Verbrecher, die aus den abgetretenen Gebieten stammen.

8. Wohlwollende Berücksichtigung von weiteren Wünschen Italiens über die Gesamtheit der das Abkommen bildenden Fragen wird zugesagt.

9. Österreich-Ungarn wird nach dem Abschluss des Vertrages eine feierliche Erklärung über die Abtretungen geben.

10. Gemischte Kommissionen zur Regelung der Einzelheiten der Abtretung werden eingesetzt.

11. Nach Abschluss des Abkommens sollen die Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee, die aus den abgetretenen Gebieten stammen, nicht mehr an den Kämpfen teilnehmen.

17. Mai 1915:
Der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza bestätigt die Zugeständnisse Österreichs.

18. Mai 1915:
Der deutsche Reichskanzler gibt im Reichstag bekannt, dass das Deutsche Reich bereit sei, als Garantiemacht für alle österreichischen Zugeständnisse zu fungieren.

23. Mai 1915 - Die italienische Kriegserklärung:
"Im Auftraf S.M. des Königs, des erhabenen Herrschers, habe ich die Ehre, S.E. dem Minister des Äußeren von Österreich-Ungarn folgende Erklärung mitzuteilen:

Schon am 4. Mai wurden der k.u.k. Regierung die Motive mitgeteilt, auf Grund welcher Italien im Vertrauen auf sein gutes Recht sich entschlossen hat, das Bündnis mit Österreich-Ungarn für gekündigt zu erklären, da es von Österreich-Ungarn verletzt wurde. Es wurde für alle Zukunft für null und nichtig erklärt und die königliche Regierung behielt sich Handlungsfreiheit vor.
Die königliche Regierung ist fest entschlossen, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln die Rechte und Interessen Italiens zu verteidigen und alle Maßnahmen gegen wen immer zu ergreifen, der die Verwirklichung der nationalen Aspirationen Italiens bedroht. S.M. der König erklärt, dass sich Italien ab morgen mit Österreich-Ungarn in Kriegszustand befindet.


Der Unterfertigte hat die Ehre, gleichzeitig dem österreichisch-ungarischen Minister des Äußeren mitzuteilen, dass dem österreichisch-ungarischen Gesandten in Rom heute die Pässe zugestellt werden. Es wird gut sein, dasselbe zu tun".

24. Mai 1915 - Aufruf des Königs Vittorio Emanuele III. an die Kampftruppen:
"Soldaten zu Wasser und zu Land!
Die feierliche Stunde der nationalen Vereinigung hat geschlagen. Folgend dem Beispiel meines großen Ahnen, übernehme ich heute das oberste Kommando über sämtliche Land- und Seestreitkräfte, mit dem sicheren Glauben an den Sieg, den uns euere Tapferkeit, euere Bescheidenheit und Disziplin verbürgt. Der Feind gegen den ihr in den Kampf zieht, ist kriegstüchtig und euer würdig. Begünstigt durch das Terrain und klug angelegte Festungen, wird er euch hartnäckigen Widerstand entgegensetzen, aber euere wunderbare Stoßkraft wird ihn zu überwinden wissen.
Soldaten!
bei euch liegt der Ruhm; die Trikolore Italiens aufzupflanzen auf den heiligen Grenzen, die die Natur unserem Vaterlande als Begrenzung gesetzt hat. Bei euch liegt der Ruhm, endlich das Werk zu vollenden, das unsere Väter mit solch Eroismo begonnen haben.

Großes Hauptquartier, am 24. Mai 1915. Vittorio Emanuele.



Die Aufrufe der Kriegstreiber vom Schlage eines Gabriele d´Annunzio machten der italienischen Jugend weis, dass sie für die Wiedererlangung der "unerlösten Gebiete" des Trentino und Julisch-Veneziens in den Kampf ziehe. Nur wenige wussten es in Italien und wagten es zu sagen, dass Österreich bereits alle billigen Forderungen zugestanden hatte und die Jugend Italiens nun für das imperialistische Ziel der Erwerbung nichtitalienischer Gebiete auf die Schlachtbank geführt wurde. Sie wurden der Lüge geziehen und als Vaterlandsverräter beschimpft. Die Einzelheiten des Londoner Geheimvertrages kamen erst an das Tageslicht, als in Petersburg die russische Revolution gesiegt und das schändliche Papier aus den Geheimarchiven geholt und veröffentlicht wurde.
So starben mehr als 600.000 Italiener im Gebirge und in der Hölle des Karstes. Sie traten mit den sehnsüchtigen und patriotischen Liedern ihrer Heimat auf den Lippen zum Sturm gegen das "barbarische" Österreich an und fielen für eine Lüge im Kampf gegen eine Fiktion.

Der Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Italien dauerte vom 24. Mai 1915 bis zum 4. November 1918. Diese drei Jahre zerfielen grob vereinfacht in folgende Phasen:

1. Die ersten Kriegswochen mit einem gegenseitigen Abtasten. Aus diesem Krieg der Bergführer und Spähtrupps entstand in wenige Wochen eine durchgehende Front, der entlang der Stellungskrieg geführt wurde.

2. Die österreichische Frühjahrsoffensive von der Hochfläche von Folgaria-Lavarone (Strafexpedition - Mai 1916) und der italienische Gegenschlag am Isonzo (6. Isonzoschlacht im August 1916).

3. Die Materialschlachten am Isonzo und im Hochgebirge - 1916 und 1917.

4. Die 12. Isonzoschlacht und der österreichische Durchbruch bis zum Piave (November/Dezember 1917).

5. Neuerlicher Stellungskampf und die Konsolidierung der italienischen Armee - Jänner bis Juni 1918.

6. Die letzte österreichisch-ungarische Offensive - Junischlacht 1918.

7. Der langsame Zerfall der österreichischen-ungarischen Armee und des Staates im Hochsommer und Herbst 1918.

8. Der italienische und alliierte Gegenstoß, der gleichzeitig den Todesstoß für die Donaumonarchie bedeutete (24. Oktober bis 4. November 1918).

Die Front selbst gliederte sich in 12 bzw. 14 geographisch und historisch unterschiedliche Abschnitte -
rund 90 % davon Gebirgsfront, teilweise sogar extreme Hochgebirgsabschnitte, die eigentlich nur geübten Alpinisten zugänglich waren.


Von Ost nach West sind dies die Abschnitte:

A) Ortler-Adamello-Judikarien, von der Schweizer Grenze bis zum Etschtal, mit Stellungen bis auf 3.900 Meter Seehöhe. Mit geringen Verschiebungen Frontgebiet vom Mai 1915 bis November 1918.

B) Die Hochflächen von Folgria-Lavarone, die in Wirklichkeit in mehrere Hochebenen, getrennt durch steil eingeschnittene Täler zerfällt. Mehrere Festungen auf beiden Seiten bekämpften einander vom Mai 1915 bis Mai 1916, dann schob sich die Front zu den Abschnitten C und D vor.

C) Pasubio - einer der möglichen Einfallspforten in die Ebene, vom Mai 1916 bis November 1918 Kriegsschauplatz.

D) Die Höhen um Asiago wurden während der Frühjahrsoffensive 1916 erreicht, dann mussten sich die Österreicher teilweise wieder zurückziehen, 1918 scheiterten die Österreicher hier ein zweites Mal.

E) Das Fleimstal, Frontgebiet 1915-1917, eine relativ einsame Landschaft - auch heute noch.

F) Marmolata (3.344m) 1915-1917 Schauplatz eines extremen Hochgebirgskrieges.

G) Col di Lana - Lagazuoi - Fanes - Tofanen, Kriegsschauplatz 1915-1917.

H) Sextener Dolomiten, Kriegsschauplatz 1915-1917.

I) Karnische Alpen, mit Ausnahme des Plöckenpasses 1915-1917 eine relativ ruhige Front.

J) Kanaltal, 1915-1917 Kriegsschauplatz.

K) Julische Alpen im slowenisch-italienischem Grenzgebiet, 1915-1917 Kriegsschauplatz, wobei ein Teil bereits zur Isonzofront gerechnet wird.

L) Isonzofront mit Anteilen an den Julischen Alpen, ansonst verlief die Front in der Ebene und über den Karst, 1915-1917 schwerste Kämpfe.

M) Piave: Der Fluss wurde nach dem österreichisch-ungarisch-deutschen Durchbruch am oberen Isonzo erreicht. Schauplatz schwerer Kämpfe vom Dezember 1917 bis November 1918.

N) Monte Grappa: Auch dieser Berg wurde nach dem Durchbruch vom Isonzo erreicht und als letzte Sperre vor der Ebene heftig umkämpft.


Die italienische Armee:

Bis 1914 hatte das italienische Heer 12 Armeekorps (I-XII; mit Artillerie, Pionieren, Kavallerie und Bersaglieri als Korpstruppen), 24 Divisionen (1-24), 47 Linieninfanteriebrigaden mit 94 Regimentern (1-94) und eine Grenadierbrigade mit 2 Regimentern. Die 8 Alpiniregimenter waren separat organisiert. Die Friedenssollstärke lag 1914 bei 275.000 Soldaten, die Kriegssollstärke bei knapp 1.100.000 Mann, jedoch fehlte hierfür die notwendige Ausrüstung. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Armee im Zug der Generalmobilmachung wesentlich vergrössert. 1915 verfügte man über 35 Infanteriedivisionen (14 Armeekorps), 1916 stieg die Zahl auf 43 Divisionen (18 Korps), 1917 auf 65 Divisionen (26 Korps), 1918 brachte man es nach dem Rückschlag von Karfreit wieder auf 55 Divisionen (24 Korps). Daneben gab es vier Kavalleriedivisionen. Die 30 Kavallerieregimenter operierten in der Regel zu Fuss, nur im Herbst 1917 und im Herbst 1918 kam es zu grösseren berittenen Einsätzen.
Der italienische Generalstabschef Luigi Cadorna ließ seine Armeen bis zur Schlacht von Karfreit nach altmodischen Methoden und unter Anwendung brutaler Disziplinarmaßnahmen gegen die zahlenmäßig unterlegene, aber bei der Verteidigung der Alpen - und Isonzofront topografisch begünstigten österreichischen Armee anrennen und wurde nach der Niederlage der zwölften Isonzoschlacht von Generalstabschef Armando Diaz abgelöst, der die italienische Armee wesentlich humaner und moderner bis zum Ende des Ersten Weltkrieges führte.
Insgesamt 5,2 Millionen italienische Soldaten dienten während des Krieges in Italien, auf dem Balkan, in Frankreich und auf kleineren Nebenkriegsschauplätzen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen wurden in den Militäreinheiten Soldaten aus allen Landesteilen eingesetzt, und die gemeinsam durchgestandenen Schrecken des jahrelangen Stellungskrieges sowie die kritische Lage unmittelbar nach Karfreit führten vor allem 1918 zu einer nie dagewesenen Solidarität. Diesem Prozess standen auf der anderen Seite 680.000 Gefallene und 1,3 Millionen Kriegsversehrte und Verwundete gegenüber, sowie eine politische und wirtschaftliche Krise, die den Faschismus heraufbeschwor.



Kriegsziele:

Italien betrieb eine expansionistische Politik, die vor allem auf italienisch besiedelte Gebiete unter österreichisch-ungarischer Herrschaft zielte.
Nach Zustimmung Russlands zum italienischen Wunsch, auch slawisch besiedelte Gebiete zu annektieren, um die Adria als mare nostro (unser Meer) zu etablieren, kam der Geheimvertrag von London am 26. April 1915 zustande und der Angriff auf Österreich begann.
Da der Triple-Entente sehr am Aufbau einer zusätzlichen Front gegen die Mittelmächte gelegen war, um die Entscheidung im Krieg zu beschleunigen, wurden fast alle territorialen Wünsche Italiens in den Vertrag von London aufgenommen, der infolge dessen die Kriegsziele Italiens genau umreißt. Der neue Bündnispartner sollte demnach erhalten:

  • das Trentino
  • Deutsch-Südtirol
  • die Stadt und das Gebiet von Triest,
  • die Grafschaft Görz und Gradisca
  • ganz Istrien
  • die istrischen und einige weitere kleinere Inseln, aber nicht Fiume
  • große Teile des kroatisch besiedelten österreichischen Kronlandes Dalmatien bis zur Bucht von Kotor
  • den strategisch bedeutsamen albanischen Hafen Valona mit umfangreichem Hinterland

Auch sollte bei einer etwaigen Teilung der Türkei eine noch festzusetzende Region an der Südküste Kleinasiens an Italien gehen. Dass der Vertrag von London, insbesondere in Bezug auf Dalmatien, in den Pariser Vorortverträgen nicht zur Gänze verwirklicht wurde, lag vor allem am Widerstand des mit der Entente verbündeten Serbien.

 

 


Abschließend die nachdenklichen Gedanken des Journalisten und Alpinisten Ingomar Pust:

Die Sprengschüsse im Dogna- und im Raccolanatal waren bereits Signal jener unterirdischen Spannungen in Rom, die sich in einem Beutekrieg mit geringem Risiko entladen sollten. Es ging Italien um das Trentino um Triest, um Görz und um die Vernichtung der Monarchie. Österreich war im Mai 1915 bereit, den Erpressern in Rom das ganze von Italienern bewohnte Welschtirol, in dem etwa 300.000 Italiener lebten, abzutreten. Es hatte sich damit abgefunden, Ostfriaul bis zum Isonzo an Italien zu verlieren. Das heißt, das ganze Land zwischen Grado, Cormons einschließlich Görz sollte an Italien abgetreten werden. Auch das Isonzotal mit seinen slowenischen Bewohnern sollte an Italien übergehen. Wien ging bis zum Äußersten. Ein Großteil der Gebiete, in dem die 700.000 Italiener der Monarchie wohnten, wollte man im Einvernehmen mit Berlin opfern.

Nicht bereit war die Monarchie zur Abtretung von Triest, nicht bereit war sie zur Preisgabe des deutschen Südtirols von der Salurner Klause bis zum Brenner. Allerdings bot Wien das Gebiet von Triest weitgehende Sicherheit gegen den Andrang der Serben. Triest sollte eine vollständige administrative Autonomie und eine italienische Universität erhalten.

Aber die Regierung des Ministerpräsidenten Salandra und des Außenministers Sonnino wischte die Angebote vom Tisch. Die Anhänger der Neutralität standen auf verlorenen Posten. Auch jene, dien den Krieg zu einem späteren Zeitpunkt beginnen wollten.
Eine ungeheuerliche Kriegshysterie ergriff vor allem die Intellektuellen Italiens. Die Strasse tobte. Wer vor dem Krieg warnte wurde bedroht. Tat das Volk mit? Nur eine kleine Minderheit wagte es, sich im Parlament dem Kriegsbeschluss entgegenzustellen.


Wir wissen heute, dass die Masse der Bauern und auch die städtische Arbeiterschaft von der Kriegshysterie unberührt blieb.
Der Krieg war eine Sache der intellektuellen Oberschicht. Einer der feurigsten Kriegshetzer war der Redakteur Benito Mussolini, Rückgrat des Angriffskrieges wurden die Offiziere. Sie trieben später die Sturmwellen oft mit der Peitsche, mit der Pistole und mit Stockhieben nach vorne.



Es gehört zu der Merkwürdigkeit unserer Zeit, dass Italien dieser Krieg von niemand übel genommen wird. Nicht von der Geschichte, schon gar nicht von Österreich.


So denkt das offizielle Italien heute noch nach 100 Jahren über diesen Krieg:

Vom Verteidigungsministerium wurde eine offizielle Broschüre herausgegeben (2013) wo von einem Guerra di redenzioni, also einem Befreiungskrieg die Rede ist, den Italien damals "siegreich beendet" hat. Der Pasubio sei "das unerschütterliche Bollwerk der italienischen Verteidigung gewesen". Hier schreibt ein "Sieger" die Geschichte der in Wirklichkeit nur politischer Sieger war! Dieser Sieg war NICHT Militärisch sondern Politisch erzwungen worden. Italiens Grenzen waren per Geheimvertrag mit den Alliierten längst festgelegt worden noch ehe die ein italienischer Soldat dafür bluten musste. Kein Wort davon, dass dieser sogenannte "Befreiungskrieg" mit der Einverleibung (Annexion) des südlichen Tirols endete, in dem so gut wie kein Italiener überhaupt einen festen Wohnsitz hatte!

Die Grenzen sind längst gezogen wenn auch inoffiziell nicht überall (Südtirol).
Wir leben in einem vereinten Europa und da ist die Vergangenheitsbewältigung ob Erster oder Zweiter Weltkrieg schon längst im Gange, offensichtlich aber noch nicht bei allen Ländern der EU!

(Beinhaus Pasubio/Passo Pian delle Fugazze)

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