Das
Italienische Historische Kriegsmuseum (it. Museo
Storico Italiano della Guerra) liegt in der
norditalienischen Stadt Rovereto in der Provinz
Trient. Es ist eines der bedeutendsten
Kriegsmuseen in Italien, welches sich
insbesondere mit dem Ersten Weltkrieg an der
italienischen Front beschäftigt. Man geht aber
auch auf andere Epochen und kriegerischen
Ereignisse ein. Untergebracht ist das
Kriegsmuseum in der Burg von Rovereto.
Gründungsphase:
Bereits 1906 gab es
erste Anregungen aus italienfreundlichen Kreisen
in der Bevölkerung Roveretos in der
venezianischen Burg der Stadt, damals noch Teil
Österreich-Ungarns, ein patriotisches Museum
einzurichten. Diese Idee wurde nach Ende des
Ersten Weltkrieges mit dem Anschluss an das
Königreich Italien wieder aufgegriffen und 1920
bildeten einige Bürger der Stadt ein Komitee,
mit dem Ziel ein Kriegsmuseum in der Burg zu
eröffnen.
Beim Aufbau der Sammlungen griff man auch auf das
zahlreiche Kriegsmaterial zurück, das
unmittelbar nach Ende des Krieges auf den
ehemaligen Schlachtfeldern im Umland von Rovereto
noch aufzufinden war. Ein erster Ausstellungssaal
wurde 1920 noch außerhalb der im Krieg ziemlich
in Mitleidenschaft gezogenen Burg eröffnet. Im
Frühjahr 1921 konnten dann die ersten vier
restaurierten Säle in der Burg bezogen werden.
Die feierliche Eröffnung fand schließlich unter
Anwesenheit des italienischen Königs Viktor
Emanuel III. am 12. Oktober des gleichen Jahres
statt. Bei der Einweihung standen bereits 12
Ausstellungssäle zur Verfügung.
Im Mittelpunkt der musealen Aufgaben standen zur
Gründungszeit die Erinnerung an den gerade
beendeten Krieg und der Anschluss des Trentino an
das Vaterland Italien. Diese lokale
irredentistische Auslegung erwies sich aber bald
in mehrfacher Weise als Hindernis.
Die
Zwischenkriegszeit:
Um der Einrichtung
einen internationalen Hauch zu verleihen, wurden
nach 1921 mehrere Säle eröffnet, die einzelnen
Kriegsnationen, wie der Tschechoslowakei,
Frankreich, Belgien, Großbritannien und
Rumänien gewidmet waren. Das Museum
vergrößerte sich in den 1920er Jahren rasant.
1923 gab es bereits 23 Säle, die auf 30 am Ende
der 1920er Jahre angewachsen waren, die sich auf
drei Ausstellungsbereiche konzentrierten: die
Kriegsnationen, die einzelnen Waffengattungen und
die aus dem Trentino stammenden Irredentisten,
die als Kriegsfreiwillige der italienischen Armee
gegen Österreich-Ungarn kämpften.
Zum Anziehungsmagneten wurde die 1925 auf dem
Burgturm Malipiero aufgestellte Gefallenenglocke,
die zu einem merklichen Anstieg in den
Besucherzahlen führte. Die vom Mitbegründer des
Museums Don Antonio Rossaro initiierte Glocke,
mit der man an die Gefallenen aller Nationen
gedachte, stand bald im Kontrast mit den im
Museum ausgestellten Exponaten, die die
Verlierer- und Siegerrolle der ehemaligen
Kriegsparteien unterstrichen, was insbesondere
von ausländischen Besuchern und Institutionen
kritisiert wurde. Auch die politische Annäherung
des faschistischn Italiens erst an das
austro-faschistische Österreich und dann an das
nazistische Deutschland übten ihren Einfluss
aus. So forderte das italienische
Kriegsministerium die Museumsleitung mehrmals
auf, antiösterreichisches und antideutsches
Material zu entfernen, da diese Exponate sich
negativ auf das Empfinden von Besuchern aus
diesen Ländern auswirken würde.
Im besonderen Augenmerk der Kritiker lagen zwei
aus Südtirol als Kriegsbeute im Museum
eingelagerte Werke, der sog. Eisenmann aus
Bruneck und die Statue der Tiroler
Freiheitskämpferin Katharina Lanz. Die
Museumsleitung machte sich dabei, vielleicht ohne
sich dessen bewusst zu sein, zum Werkzeug der in
Südtirol unter der Führung von Ettore Tolomei
betriebenen nationalistischen Politik, als es
diese Stücke ohne zu zögern aufnahm. Der Streit
mit den Tirolern Nachbarn weitete sich 1936 noch
aus, als auch der Laurinbrunnen auf Betreiben
Tolomeis in der Burg untergebracht wurde.
Der irredentistische
Gründungsgedanke wurde aber auch durch die
Museumsleitung selbst mehr und mehr in Frage
gestellt. Dazu trugen insbesondere neue
Ausstellungsäle bei, die sich mit den
italienischen Kolonialkriegen befassten, ganz im
Sinne des von der Regierung angestrebten
faschistischen Imperiums.
Mit dem italienischen Kriegseintritt im Juni 1940
kamen auch die Museumsaktivitäten zum Großteil
zum Erliegen. 1941 mussten schließlich die als
antideutsch eingestuften Exponate auf Betreiben
des Kriegsministeriums entfernt werden. Auch der
tschechoslowakische Saal fiel der geänderten
geopolitischen Lage zum Opfer und wurde
geschlossen. Damit
ging auch der irredentistische Gründungsgedanke
endgültig verloren.
Die
Nachkriegszeit:
Das Museum und die
Burg überstanden den Zweiten Weltkrieg relativ
unbeschadet und 1946 konnte das Museum wieder as
Museum und die Burg überstanden den Zweiten
Weltkrieg relativ seine Pforten für die Besucher
öffnen. Mit der Neueröffnung fand auch eine
Neuausrichtung statt. War bereits kurz vor dem
Krieg halbherzig versucht worden, mehr die
technischen und waffentechnischen Aspekte in den
Vordergrund zu rücken und sich in ein
Militärmuseum zu verwandelnNachkriegszeit zum
angestrebten musealen Ziel, wurde dies in der
Eine Zäsur in der Museumsgeschichte stellte das
Jahr 1961 dar, denn in diesem Jahr trennten sich
die Wege des Kriegsmuseums von denen der
Gefallenenglocke Maria Dolens, die sich als
Anziehungspunkt positiv auf die Besucherzahlen
des Museum ausgewirkt hatte.
Die Glocke unterstand immer einer eigenen vom
Museum unabhängigen Leitung, auch wen deren
Leiter Don Antonio Rossaro ebenfalls zu den
Gründungsmitgliedern des Kriegsmuseums zählte.
Mit dem Tod Don Rossaros 1952 wurden von der
neuen Leitung Pläne ausgearbeitet, die Glocke an
einem neuen monumentalen Standort aufzustellen,
auf die man 1960
zurückgriff, als die Glocke nach einem
wiederholten Riss eingeschmolzen werden musste.
Im Mai 1961 wurde die Glocke abmontiert und in
die Gießerei transportiert. Sie sollte nicht
mehr an ihren bisherigen Standort zurückkehren,
auch wenn die Diskussion um einen neuen Standort
lange Zeit andauerte und in einem Rechtsstreit
endete der durch alle Instanzen ging und erste
Jahrzehnte danach beendet war.
Für das Museum war der Verlust der
Glocke mit einem deutlichen Besucherschwund
verbunden. Dies unterstrich die Wichtigkeit den
bereits eingeschlagenen Weg einer Neuausrichtung
des Museums, zu einem Geschichts- und
Technikmuseum zu beschleunigen.
Das Museum heute:
Im Jahre 2001 begann
eine umfangreiche in mehreren Abschnitten
durchgeführte Restaurierung der Burg und eine
damit verbundene Renovierung des Museums. Dabei
wurden nicht nur die Ausstellungsflächen
modernisiert und nach neuen musealen Kriterien
umgestaltet, sondern auch die Burg selbst
umfangreich saniert. Komplett neugestaltet wurde
auch der Verwaltungs- und Eingangsbereich des
Museums, der aus der Burg ausgelagert und in
einem angrenzenden Gebäude untergebracht wurde.
Neu hinzu kam im Jahr 2002 die Artilleriesektion,
die in einem im Zweiten Weltkrieg unter der Burg
in den Burgberg getriebenen Luftschutzstollen
eingerichtet wurde.
Im dritten im Jahr 2014 abgeschlossenen
Renovierungsabschnitt wurden die beiden
Wehrtürme Marino und Malipiero restauriert und
dort neue Ausstellungen untergebracht.
Die vierte 2014 begonnene Phase betraf den
südlichen Flügel der Burg und wird im Frühjahr
2017 abgeschlossen sein, der dann ein fünfter
und letzter Bauabschnitt folgen wird. Das Museum
blieb während der verschiedenen
Restaurierungsabschnitte stets geöffnet.
Persönliche
Anmerkung:
Für den Besuch des
Museum soll man mindestens 2 Stunden Zeit
einplanen - Parkplatz befindet sich direkt vor
dem Museum (Via delle Fosse). Achtung nicht
vergessen! - Nach der Besichtigung des Museum
auch den Stollen (Eingang befindet sich am
unteren Teil der Straße) zu besichtigen. Hier
bedindet sich viel Artillerie (Kanonen, Mörser,
Geschütze) aus dem Ersten Weltkrieg.
Besichtigungsdauer nochmals mindestens eine halbe
Stunde. Danach lohnt sich ein Besuch der Stadt
Rovereto mit seinen gemütlichen Cafes und
Restaurants.
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