Die
Verluste der
österreichisch-ungarischen Armee
betrugen bis Ende September 1918:
850.000 Tote, über 2 Millionen
Verwundete, 1,5 Millionen
Gefangene, 855.000 Vermisste. Auf
italienischer Seite waren es bei
5 Million Soldaten fast etwa
700.000 Todesopfer.
Im
Deutschen Reich leisteten im
Kriegsverlauf
13,25 Millionen Mann
Militärdienst, davon starben
2,0 Millionen. Das Russische
Reich hatte etwa
12 Millionen Männer zum
Kriegsdienst herangezogen, von
denen 1,85 Millionen ums
Leben kamen. Von den knapp
8,1 Millionen eingezogenen
Franzosen überlebten
1,3 Millionen den Krieg
nicht. Das Britische Empire hatte
insgesamt etwa 7 Millionen
Soldaten eingesetzt, von denen
850.000 nicht aus dem Krieg
zurückkehrten. Die
anteilsmäßig größten Verluste
erlitten Montenegro und Serbien:
Von 700.000 serbischen Soldaten
starben etwa 130.000. Insgesamt
verlor Serbien kriegsbedingt rund
540.000 Menschen, etwa 11 %
und Montenegro sogar 16 %
seiner Bevölkerung.Unter
den Verwundeten befanden sich
zahlreiche mitunter bis zur
Unkenntlichkeit entstellte
Invaliden. Unzählige ehemalige
Weltkriegssoldaten starben nach
dem Ende der Feindseligkeiten
noch an den Folgen von
Kriegsverletzungen und
mitgebrachten Krankheiten in
relativ niedrigem Lebensalter. Zu
den Verwundeten müssen auch
zahlreiche Kriegsverweigerer
hinzugezählt werden, die
psychisch unfähig zum
Militärdienst waren oder wurden
und zur
Aufrechterhaltung der Moral
der Truppe entweder zu
Gefängnisstrafen verurteilt oder
in entsprechenden Anstalten
psychiatrisiert wurden. Zu den
militärischen kamen die zivilen
Opfer: Die Blockade gegen das
Deutsche Reich und Österreich
führte 19171919 zu rund
einer Million Hungertoten, der
größte Teil davon in
Deutschland.
Der
Erste Weltkrieg forderte fast 10
Millionen Todesopfer und etwa
20 Millionen Verwundete
unter den Soldaten. Die Anzahl
der zivilen Opfer wird auf
weitere sieben Millionen
geschätzt, so dass Europa im
Ganzen 37 Millionen Menschen
eingebüßt hat!
Die
Kriegskosten betrugen für:
England 230, Deutschland 200,
Frankreich 160,
Österreich-Ungarn und Amerika
100, Russland 85, Italien 60,
zusammen etwa 1.000 Milliarden
Franken, dass heißt ein Drittel
des gesamten Weltvermögens im
Jahre 1914. Das ganze Vermögen
der sechs Großmächte Europas
vor dem Krieg wurde auf 2.000
Milliarden Franken geschätzt.
In
Österreich-Ungarn, Deutschland,
Frankreich, zum Teile auch in
England wurde die Hälfte des
seit Jahrhunderten angesammelten
Vermögens verschlungen; die
andere Hälfte wurde durch
Verminderung der Arbeiter und
Verschlechterung des Bodens
bedeutend erträgnisärmer.
Europa
hatte seine weltbeherrschende
Stellung durch den Krieg
verloren.
DeGaulle formulierte später: Es
gab Sieger und Besiegte; wir alle
haben verloren.
Der
Erste Weltkrieg mit seinen
Materialschlachten führte einen
starken Mentalitätswechsel
herbei. So war vor dem Ersten
Weltkrieg die allgemeine
Vorstellung vom Krieg noch von
offenen Feldschlachten geprägt,
in denen der Soldat verwegen,
ritterlich und heldenmütig dem
Feind die Stirn bieten sollte.
Dieses Bild konnte den
Erfordernissen und Erfahrungen
des Stellungskrieges nicht
standhalten. So verschob sich
während und nach dem Krieg das
Idealbild des Soldaten hin zur
vollständigen Abhärtung,
Emotionslosigkeit und
grenzenlosen Belastbarkeit. Auch
die Ausbildung der Soldaten wurde
von vielen Armeen der
Kriegsteilnehmer dahingehend
abgewandelt. Zum Bild gehörten
jedoch auch die verkrüppelten
Kriegsteilnehmer, die mit vorher
unbekannten
(Gesichts-)Entstellungen und
Amputationen in ein Zivilleben
entlassen wurden, das noch keine
moderne Prothetik, berufliche und
medizinische Rehabilitation
kannte.
Auf
die wichtig gewordene Tarnung und
Deckung im Feld nahmen mehrere
Armeen zunächst keine
Rücksicht.
Erst seit dem Burenkrieg
(18991902) hatte sich die
Bedeutung von Felduniformen in
gedeckten Farben erwiesen.
Zwischen 1903 und 1914 hatte eine
Kommission der französischen
Armeeführung versucht, mit
verschiedenen
Experimentaluniformen Neuerungen
in Schnitt und Farbe
durchzusetzen, was letztendlich
jedoch bis zum 27. Juli 1914,
sechs Tage vor Kriegsausbruch,
ergebnislos blieb. Erst an diesem
Tag fiel eine Entscheidung. Die
Franzosen mussten also zunächst
mit den alten blau-roten
Uniformen in den Krieg, mit denen
sie weithin sichtbar waren. Auch
die deutsche Pickelhaube gehörte
eigentlich in eine vergangene
Epoche.
Im Laufe des Jahres 1916 wurden
die meisten deutschen
Frontsoldaten mit einem
zeitgemäßen Stahlhelm
ausgestattet.
Der
Doppeladler war tot.
Dennoch
kein ernst zu nehmender
Historiker kann heute die
Monarchie als Völkerkerker
bezeichnen. Kaiser Franz Joseph
wurde zur Symbolfigur für ein
Reich, das nicht nur an innerer
Schwäche zugrunde gegangen ist.
Den Beweis dafür liefert nicht
zuletzt sie Selbstaufopferung der
Alten Armee.
Vor 1914 rechnete man in den
Staatskanzleien und
Generalstäben Europas, dass die
Monarchie nach vier Wochen schon
auseinanderfallen werde. Sie
hielt vier Jahre lang.
Die
Kampfstätten auf fremder Erde
sind heute meist unerreichbar.
Die Gräber eingestampft, die
Leiden und Leistungen der k.u.k.
Armee vergessen, als wenn es sie
nie gegeben hätte.
Nur
die Spuren des
Verteidigungskrieges gegen
Italien sind heute noch da. Bald
werden aber auch die letzten
Spuren des großen Opferganges
der alten Armee von der Natur
ganz getilgt sein. Nur die in den
Fels gesprengten Kavernen werden
auch unsere Zeit überdauern. Sie
werden auch spätere Generationen
noch an den unbekannten Soldaten
erinnern, der sich, unbedankt
von der Mit- und Nachwelt, bis
zum bitteren Ende für das alte
Reich geopfert hat.
(Ingomar Pust)
"Die
Standarte"
Es
waren wieder die Stimmen der
Gefallenen, die in mein Ohr zu
sprechen begonnen
hatten, einzelne zuerst, dann
viele, dann unzählige. Sie
sprachen langsam und feierlich,
und durch das Reden neben mir und
um mich her klang es wiederum wie
das Brausen
und Widerhallen in riesigen
Gewölben. Die Stimmen sprachen
den Eid. Sie sprachen:
"Wir schwören bei Gott dem
Allmächtigen", und sprachen
den ganzen Eid, den der
Kaiser ihnen zurückgegeben
hatte. Aber sie nahmen ihn nicht
mehr zurück. Sie waren
das Heer, und sie hielten den
Eid.
Sie hielten ihn nicht mehr dem
Kaiser, sie hielten ihn nur mehr
sich selbst. Die Fahnen,
zu denen sie ihn geschworen
hatten, waren des Kaisers, aber
der Kaiser hatte ihnen die
Weihe genommen. Sie fielen
zurück an den Kaiser. Den Ruhm
behielten die Toten.
Auch die Standarte, die ich unter
die Uniform geknöpft trug, die
Reiterfahne der Toten,
fiel zurück an den Kaiser. Sie
gaben sie ihm zurück.
(Alexander
Lernet-Holenia)
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