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Südtirol und der immerwährende Kampf um Selbstbestimmung:


Das Opfer war nicht vergebens gewesen:

Die ersten italienischen Truppen hatten Bozen mit aller Höflichkeit betreten. Die Herren italienischen Offiziere, in dem Trubel des Aufbruches und der Heimkehr kaum zur Kenntnis genommen, hatten sich den österreichischen Offizieren gemäß den Bestimmungen des Waffenstillstandsabkommens als Besatzungsmacht und nicht als Eroberer vorgestellt. Sie seien gekommen, um Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten und Plünderungen hintan zu halten.
Österreichische Offiziere hatten noch Quartiere geräumt, um höflicherweise den italienischen Kollegen eine anständige Bleibe zu bieten.
Kaum hatten die letzten deutschösterreichischen Regimenter Tirol verlassen, rückten italienische Truppen durch das Pustertal in Toblach ein, drangen bis zum Brenner vor und hissten die Tricolore.


Nun konnte General Guglielmo Pecori-Giraldi, Kommandant der 1. italienischen Armee, die Katze aus dem Sack lassen. In allen Orten des Landes ließ er folgende Proklamation anschlagen, welche die künftige Annexion des Landes durch Italien ankündigte:
„Der italienische Staat, fußend auf den Grundsätzen von Freiheit und Gerechtigkeit, will auf seinem Gebiet, wie in der ganzen Welt, stark wissen das Bewusstsein der Unveränderlichkeit des neuerlich erlösten Vaterlandes. Aber es wird auch verstehen, seine Bürger anderer Sprache mit Gleichheit und Liebe zu behandeln. Während Italien seinen Geist und sein Recht auf diesem Boden zu festigen beabsichtigt, ist ihm fremd jede Unterdrückung anderer Rassen und Sprachen. Es will vielmehr in brüderlichen Beziehungen zu ihnen leben..."


Im Sinne dieser „Brüderlichkeit" begann Italien sofort, seinen neuen auf imperialistische Weise erworbenen Besitzstand für die Zukunft zu festigen.
Es ist eine fromme Legende, dass Südtirol erst unter den Faschisten versklavt worden wäre.
Sicherlich, die faschistische Willkürherrschaft brachte die grausamste Unterdrückung.
Die Entnationalisierung des Landes begann aber schon mit dem Ende des Krieges.
Nur drei Prozent Italiener lebten 1918 im Lande, zumeist Arbeiter, die bei dem Bau der Brennerbahn geholfen hatten und dann unbehelligt im Lande geblieben waren. 1921 waren es schon nahe zu neun Prozent.
Dann begann das Martyrium unter den Faschisten, gekrönt von dem unseligen Aussiedlungsabkommen zwischen Hitler und Mussolini.


Nach 1945, als eine halbherzige österreichische Politik Südtirol allzu schnell abschrieb, setzte Italien die Unterwanderung fort und siedelte massenhaft Süditaliener im Lande an, um endlich vollendete Tatsachen zu schaffen. Als die Italiener 1961 bereits 34,3 Prozent erreicht hatten und es abzusehen war, wann sie die Mehrheit im Lande erreicht haben würden, trat zu dem politischen Protest jener des gewaltsamen Widerstandes, warf die Unterwanderungspolitik auf den Müllhaufen der Geschichte, zwang Italien an den Verhandlungstisch und erreichte das Autonomie-„Paket".

Sie haben die Heimat geistig nie übergeben:

Was hatte die Südtiroler dazu befähigt, jahrzehntelang einem unerhörten Druck standzuhalten, Folter, Kerker, faschistische Gewaltherrschaft zu überstehen und auch der kulturellen Überfremdung nicht zu erliegen?
Es war dies das Beispiel der Männer, die militärisch unbesiegt, zwar die Besetzung ihrer Heimat hinnehmen mußten, die aber die Heimat dem Besatzer geistig nie übergeben haben.


So wie das Beispiel Andreas Hofers und seiner Mitstreiter, so haben auch die Helden von 1915 bis 1918 den Geist der nachfolgenden Generationen geprägt und ihnen den Stolz auf die Taten der Väter und Großväter vermittelt. Die Jüngeren unter ihnen konnten noch jahrzehntelang der nachfolgenden Jugend ein leuchtendes Beispiel vorleben. Sie organisierten in der Faschistenzeit zusammen mit anderen mutigen Männern und Frauen den geheimen Deutschunterricht in Kellern, in Bauernstuben und im Walde. Sie brannten die verbotenen Sonnwend- und Herz-Jesu-Feuer ab. Sie leisteten den zivilen Widerstand gegen die Unterdrückung und die Vernichtung des Volkstums. Sie halfen nach 1945 tatkräftig mit, das alte Schützenwesen nun als geistiges Bollwerk - wieder aufzubauen.

Ihr Beispiel an Opfermut und Heimatliebe wurde zu einem Teil der Tiroler Identität. Die in den Sechzigerjahren noch Lebenden standen unwandelbar treu - so wie der unvergessliche Landeshauptmannstellvertreter Hans Gamper an der Seite der Nordtiroler Freiheitskämpfer der Sechzigerjahre.

Wir alle hoffen, dass in einem näher zusammen rückenden Europa die Zeiten gewaltsamer Versuche, Volksgruppen durch Unterwanderung und Beseitigung ihrer Kultur auszulöschen, für immer der Vergangenheit angehören. Wir hoffen auch, dass nie wieder unterdrückte Menschen gegen solche Maßnahmen Widerstand leisten müssen und damit in Konflikt mit den staatlichen Gesetzen kommen.
Heute geht es darum, die errungenen Freiheitsräume für die Wahrung des eigenen Kultur und des Volkstums zu nützen.


Daraus ergibt sich die Fragestellung: Wie können in einer Welt, die raschem Wandel unterwor­fen ist und in der die ideologischen, politischen und medialen Kräfte zur Gleichhobelung aller Kulturen stark sind, die zeitlosen Werte bewahrt werden, die unser Sein bestimmen? Was kann unter den politischen Rahmenbedingungen des heutigen Europa getan werden, um das eigene Volkstum ebenso zu erhalten wie das grenzüberschreitende Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Vaterland Österreich?
Es erfüllt uns mit Freude, dass eine ansehnliche Zahl junger Südtiroler gültige Antworten auf diese Fragen bereits heute gefunden hat und danach lebt.


Nach wie vor aber gilt das Wort, das ein großer Sohn Tirols im Gedenkjahr 1959 auf der Martin-Teimer-Feier in Schlanders aussprach und sich damit für Jahre ein Einreiseverbot der italienischen Regierung einhandelte. Der damalige österreichische Südtirol-Staatssekretär, Universitätsprof. Dr. Franz Gschnitzer, ein unwandelbarer Kämpfer für Südtirols Recht, rief den Festgästen zu:
„Das Vinschgau ist die Wiege Tirols. Von hier aus ist unter den Grafen von Tirol unser Land geeint worden. Das Vinschgau ist ein Kernstück Tirols. Es hat echte Tiroler Gesinnung vielfach bewährt, in höchster Not und unter größten Opfern. Wenn es gilt, Tirols Recht, Tirols Art, Tirols Freiheit zu verteidigen - die Vinschgauer stellten ihren Mann. So war es 1809, so war es 1915 und so ist es heute.


Ein Oberländer hat schon vor zweieinhalb Jahrhunderten ausgesprochen, worum es geht: ,Wir wölln uns selbst regieren!'
Tirol ist das Land im Gebirge, und am Berg gelten zwei Regeln: Die erste ruft der Tiroler dem zu, dem er am Berg begegnet: Derweillassen! Zeitlassen, sonst geht einem der Atem aus!
Die zweite Regel heißt: Nit lugg lassen! Aushalten, aushältig sein. Schritt für Schritt setzen, bedächtig, aber beständig: So erreichen wir das Ziel.


Man heißt uns Tiroler bockbeinig, harte Köpfe, grobe Klötze. Man müsste auch andere Eigenschaften aufzählen — Eigenschaften, die sich gerade in den Kämpfern von 1809 verkörpern: Treue und Anhänglichkeit, Mut und Standhaftigkeit, aber auch Besonnenheit und Klugheit, Freiheitsliebe und Ehrgefühl, Selbstbewusstsein und Selbstzucht. Und auch unsere gelästerte Hartnäckigkeit wird in bedrohter Lage zur Tugend. Wenn aber die Tiroler bedächtig, hartnäckig und zäh sind, dann seid ihr Vinschger als Urtiroler es erst recht. Darum: Zeit lassen! Nit lugg lassen, und Tirol wird leben. Tirol lebe hoch!"





Die Südtiroler Gemeinden
an Wilson im Februar 1919

Die Tiroler Wasserscheide waren niemals Staats-, niemals Volksgrenzen.

Die Sprachgrenze in Tirol ist scharf gezogen , wie sie sich kaum noch ein
zweites Mal in Europa findet.

Wenn der Wille eines Volkes für seine Freiheit und Unabhängigkeit
entscheidend ist, gibt es dann eine glühendere Sprache, eine feierlichere
Willenserklärung als jene, die das Tiroler Volk mit den Waffen in der
Hand gesprochen, mit seinem eigenen Blute geschrieben hat?

Und nun soll unsere deutsche Heimat mit ihrer tausendjähriger Kultur und
Geschichte, dieses Volk mit seinem angestammten Freiheitssinn italienisch
werden? Ein einziger Aufschrei tiefsten Schmerzes durchhallt bei diesem
Gedanken das ganze Land! Es kann, es darf nicht sein, daß man den Namen
Tirol nach einer tausendjährigen glänzenden Vergangenheit aus der
Geschichte löscht, die freien Söhne dieses Berglandes unter fremden Joch zwingt
und ihnen ihre Sprache, ihre Art und Kultur raubt.

Seien Sie unserem Volkstum, unserem Lande der gerechte Richter, und das
Volk von Deutsch-Südtirol wird ihren Namen von Geschlecht zu Geschlecht
vererben als den Retter unserer Heimat. Darum bitten sämtliche
Gemeinden Deutsch-Südtirols und die zwölf ladinischen Gemeinden von
Gröden, Enneberg, Buchenstein und Fassa.


Deutsch-Südtirol, im Februar 1919

Dr. Julius Perathoner
Bürgermeister von Bozen
  Josef Gemaßmer
Bürgermeister von Meran



Das Unfassbare geschah:


Von Tirol und Steiermark wurde der Süden ohne Volksbefragung abgetrennt, Kärnten und Niederösterreich verloren wenigstens einige bedeutsame Grenzstreifen, das Burgenland aber kam nur als Ausschnitt aus dem viel größeren Deutsch-Westungarn an uns. Gegenüber dem Deutschen Reich, der Schweiz und Liechtenstein blieb die alte Grenze aufrecht.

Am Reschen-Scheideck (1.500 m) Zwischen Engadin und Vintschgau beginnt die neue "Wasserscheiden" Grenze gegen Italien, die aus militärischen und nationalen Gründen beansprucht wurde; denn die unleugbar vorhandenen Südtiroler Deutschen seien nur zu Unrecht gleichsam über den trennenden Bergrücken in die südlichen Alpentäler hereingequollen und müssten entweder verschwinden oder sich verwelschen lassen! Weil die Ebene im Süden viel tiefer liegt als jene im Norden, ist das Gefälle der Flüsse dort bedeutender als hier, demzufolge die Wasserscheide näher dem Nordrand und das weitverästelte Etschgebiet bis ins Herz des Landes hinein ausgedehnt. Hier steht auch das namengebende Schloss Tirol.

Die Grenze verläuft vom Reschen-Scheideck bis zum Brenner (1,370 m) auf dem Kamm der Ötztaler- und Stubaier-, dann auf dem der Zillertaler Alpen entsprechend der Wasserscheide gegen den Inn, berührt an der Birnlücke auf 10 Kilometer das Land Salzburg und folgt dann der Wasserscheide gegen die Drau. Da jedoch der Ursprung der Drau auf dem bequem zu überschreitenden Toblacher Feld (1.200 m) liegt, wohin auch ihr erster Zufluss, der Sertenbach vom Kreuzberg (Übergang zur Piave) mündet, so wurde hier "ausnahmsweise" zugunsten Italiens die Wasserscheide verlassen und Drauquelle samt Sertental abgetrennt, Innichen zur italienischen Grenzstation gemacht.

Ähnliches geschah am Ostende der mauerartigen karnischen Alpen, einer unverrückbaren Natur- und Völkerschranke: hier erschien der Knotenpunkt Tarvis zwischen Fella-(Kanal)-Tal, Weißenfelser Sattel (zur Save) und Predilpass (zum Isonzo) so verlockend, dass, das obere Gailitzgebiet trotz seiner Zugehörigkeit zur Drau wieder "ausnahmsweise" der adriatischen Abdachung angegliedert und das rein deutsche Tarvis zum westlichen Tarvisio umgewandelt wurde.






Die Identität der Tiroler:

Tirol war verwaltungsmäßig in Bezirke aufgeteilt. In den italienischen Bezirken südlich Salurn galt allein die italienische Verwaltungs- und Schulsprache. Selbstverwaltung der Gemeinden, Bauernfreiheit, Schützenwesen galten auch dort. Die Trentiner waren ärmer als die deutschen Tiroler, das bei ihnen übliche italienische Erbrecht führte zur Zerstückelung der Höfe. Die Trentiner betrachteten sich als Tiroler. Die Bischöfe von Trient und Bozen saßen als Reichfürsten im deutschen Reichstag und zugleich im Tiroler Landtag. Aber im Gefolge der napoleonischen Kriege beschloss der Reichstag 1803, zum Ausgleich der deutschen Gebietsverluste gegen Frankreich, den territorialen Besitz der geistlichen Fürsten zu enteignen. Das traf alle deutschen Bischöfe, aber es beeinflusste den Trentiner Bischof und seine Nachfolger besonders: Fast gleichzeitig, 1802, war im Süden der (kurzlebige) italienische Staat von Napoleons Gnaden entstanden. 1806 wurde das "Römische Reich deutscher Nation" aufgelöst. Es gab keinen Reichstag mehr, der Würde verlieh. Viele Trentiner stellten fest, dass sie eigentlich Italiener seien. Dieses Gefühl, da die Masse der Bevölkerung nur wenig erfasste, sondern vor allem die Oberschicht, wurde maßgebend für die Geschichte Tirols im 19. Jhdt. Als auch die Teilung des Landes 1919 znd dem Zweiten Weltkrieg 1945 eine neue Zeit anzubrechen schien, wollten die meisten Trentiner zu "Tirol" zurück.

Die Teilung Tirols brachte für die deutschen und ladinischen Südtiroler viele bittere Jahrzehnte. Unter der zentralistischen Verwaltung Roms und vollends unter der Diktatur des Faschismus machten sie mit dem Verbot ihrer Sprache in Schulen und Ämtern, dem Ausschluss aus der öffentlichen Verwaltung, aus den sozialen Einrichtungen und schließlich mit dem Entweder-Umsiedlung-oder-völlige-Italianisierung eine Bewährungsprobe durch, die die bei Österreich verbliebenen Tiroler in ihrem Ausmaß nicht voll nachempfinden können. Nach 1945 war es noch jahrzehntelang wenig besser; der Zentralismus Roms brachte für den völlig anderen Charakter der Tiroler kein Verständnis auf. Trotz Demokratie wurden bis in die 70er-Jahre die italienischen Bürger von Politikern und Presse "sudditi" (= Untertanen) genannt, und ein Minister ließ sich bei einer festlichen Gelegenheit selbst noch in den 90er-Jahren von diesen "Untertanen" gern die Hand küssen.

Die Südtiroler müssen mit den Traditionen, dem Geist, den Verhaltensweisen eines 50-Millionen-Volkes fertig werden, das sich im Grund noch immer-siehe Bozener Siegesdenkmal-als Nachfolger des Drusus sieht. Sie haben sich bisher behauptet, an ihren Überzeugungen, ihrer Lebensart, ihrer Geschichte und Sprache festgehalten, aber sie haben schließlich gelernt, dies wenn möglich auf eine Weise zu tun, die frontale Konfrontation vermeidet. Sie haben dabei in den letzten Jahren in der Wirtschaft, in der Kultur und der Bildung Kräfte entwickelt, die erstaunlich sind. Von ihrem geschickten Umgang mit der EU und deren Zwangsbestimmungen könnten die Nordtiroler lernen. Sie sollten es versuchen. Denn ohne Südtirol ist Nord- und Osttirol ein Torso.
Tirol liegt bei Meran, nicht bei Innsbruck. Diesem Tatbestand trägt die Tiroler Landesverfassung von 1988 Rechnung, indem sie auf die geistige und kulturelle Einheit des "ganzen Landes" verweist. Aber auch die Südtiroler können sich gegen die sehr vitalen Italiener nicht behaupten, wenn sie nicht in Nordtirol ihren Rückhalt suchen und finden.


Nur beide zusammen, Nord- und Südtirol, sind Tirol! Das Tal zwischen Innsbruck und Brixen heißt nicht umsonst Wipptal und gleicht einer Schaukel. Nur wenn beide Seiten die gleichen Kräfte entwickeln und die gleichen Ziele haben, bleibt die Schaukel im Gleichgewicht. Nur gemeinsam können die Tiroler zwischen Hamburg und Rom das Recht auf ihren Raum und die Reste ihrer Freiheit verteidigen. Das Problem hat sich geändert, aber der Charakter der Tiroler, hoffentlich, nicht.
(Dr. Veronika Stadlmayer - ehem. Leiterin des Südtirol-Referates der Tiroler Landesregierung)






90 Jahre Kriegseintritt Italiens:
Front in Fels und Eis:

Die Landtagsabgeordnete der Union für Südtirol, Eva Klotz, erinnert daran, dass es am 23. Mai genau 90 Jahre werden, dass durch die Kriegserklärung Italiens an seinen Bündnispartner Österreich großes Leid über Tirol gekommen, aber auch das italienische Volk von der eigenen Regierung betrogen worden ist.

Landtagsabgeordnete Dr. Eva Klotz Durch den Kriegseintritt Italiens wurde Österreich genötigt, einen Dreifronten- Krieg zu führen, wobei die im Süden, die Front in Fels und Eis, über die höchsten Tiroler Bergspitzen führte und zunächst von den ganz Alten und ganz Jungen, dem sogenannten Letzten Aufgebot, verteidigt werden musste.

Eva Klotz fordert die Tiroler Landsleute auf, diese großen Opfer der Großväter nicht zu vergessen. Sie hatten mit bewirkt, dass Italien in drei Jahren Krieg, in denen auch zwölf Isonzo- Schlachten geführt wurden, das Gebiet, das es besetzen wollte, nicht erobern konnte. Es war ihm nicht gelungen, auch nur einen Meter Tiroler Boden kämpfend zu nehmen. Dass es nach dem Krieg den südlichen Teil Tirols bis zum Brenner von den Alliierten zugesprochen kam, war nicht auf militärische Leistung, sondern auf den Bündnisbruch und den Londoner Geheimvertrag vom 26. 4. 1915 zurückzuführen.

Lt. Abg. Dr. Eva Klotz
20. 5. 05




Die wirkliche Grenze Tirols:

„Wenn auch die Mächtigen der Welt gegen das Recht und gegen den einmütigen Willen des Tiroler Volkes die staatlichen Grenzen anders gezogen haben, wenn so scheinbar der beispiellos heldenmütige Kampf der Tiroler Standschützen und ihrer Kameraden in den Tiroler Bergen vergeblich war, die Stätten, wo sie gekämpft haben und wo sie gefallen sind, bleiben nach wie vor die unverrückbaren wirklichen Grenzen Tirols. Wir wissen, dass wir die staatliche Unrechtsgrenze nicht mit Gewalt ändern können. Aber niemand kann von uns erwarten, dass wir jemals das Unrecht Recht heißen und dass wir je aufhören, leidenschaftlich unsere ganze Kraft einzusetzen für das Recht in Nord- und Südtirol."
(Landeshauptmann Eduard Wallnöfer beim Standschützen-Gedenken 1965!)






Südtirol-Schutz kommt in Österreichische Verfassung (ORF 25.04.2006):

Die Schutzfunktion Österreichs gegenüber Südtirol dürfte nun endgültig ihren Weg in die Verfassung finden: Die ÖVP will das schon lange, jetzt stimmt auch die SPÖ zu. Für einen derartigen Passus ist eine Zweidrittelmehrheit nötig.

Auch SPÖ dafür:
Nationalratspräsident Andreas Khol (ÖVP) kündigte an, dass die Schutzfunktion im Zuge der geplanten Verfassungsreform in die Präambel der neuen Verfassung Eingang finde werde. Khol sagte laut Parlamentskorrespondenz am Montag, dass sich vorige Woche auch die SPÖ zu dieser Schutzfunktion bekannt habe.
Man habe nur bis nach der Italien-Wahl gewartet, um außenpolitische Aufregung zu vermeiden, so der SPÖ-Abgeordnete Erwin Niederwieser.


Prodi "ein Freund Südtirols"

Khol zeigte sich erfreut: "Für mich als Südtiroler ist das schön, wenn man weiß, dass es einen breiten Konsens für unsere Heimat gibt."
Kohl sei auch froh, dass der designierte Regierungschef Romano Prodi, "ein wirklicher Freund Südtirols", die nächste Regierung bilde. 

Unterschriften-Übergabe vor 60 Jahren:
Vor fast genau 60 Jahren, am 22. April 1946, übergaben Jungschützen aus Südtirol in Innsbruck dem damaligen Bundeskanzler Leopold Figl (ÖVP) 158.628 Unterschriften, die den Willen vieler Südtiroler zum Ausdruck brachten, zu Österreich zurückzukehren.
Dieses Ereignisses gedachten rund 50 Südtiroler "Jungschützen" und "Marketenderinnen" am Montag im Parlament in Wien
.

Berlusconi über Petition empört:
Khol nahm bei dieser Gelegenheit Bezug auf Ereignisse vom Jänner, als die Südtiroler Schützen in einer auch von vielen Bürgermeistern aus Nord-, Ost-, und Südtirol unterzeichneten Petition an den Nationalrat ersuchten, die Schutzfunktion in der neuen österreichischen Verfassung festzuschreiben.
Die Petition sorgte für Empörung unter anderem bei der damaligen italienischen Regierungspartei Forza Italia. Die konservative Partei des mittlerweile abgewählten Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bezeichnete die Initiative als "verantwortungslos und unbegründet".
  

Schützenhilfe aus Tirol:
Der damalige italienische Oppositionsführer Prodi meinte im Jänner zu der Petition: "Die Idee, dass die Verfassung eines Landes Klauseln beinhalten könnte, die direkte Auswirkungen im Leben einer anderen Nation haben, hat weder juristischen noch politischen Sinn."
Die betroffenen Bürgermeister erhielten einen Brief des Bozner Regierungskommissars Giuseppe Destro, des offiziellen Vertreters Roms in Südtirol, in dem eine Stellungnahme über die Gründe für die Petition eingefordert wurde. Das Bundesland Tirol verteidigte den Vorstoß.
     

"Schutz unserer Volksgruppen"
Khol sagte im Jänner gegenüber den "Salzburger Nachrichten" zu dem Begehren aus Südtirol und Tirol: "Wir reden nicht von Schutzmacht, sondern vom Schutz unserer Volksgruppen." Diese Schutzfunktion Österreichs beruhe auf dem Gruber-Degasperi-Abkommen aus 1946 und sei von Italien stets anerkannt worden.
Die Idee, die Schutzfunktion in die Präambel aufzunehmen, brachte die ÖVP im Österreich-Konvent zur Ausarbeitung einer neuen Bundesverfassung ein. Die damalige FPÖ habe dem zugestimmt, die SPÖ namens ihres Klubobmanns Josef Cap Zustimmung signalisiert, erklärte Khol in dem Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten" damals weiter.

Autonomie weitgehend erfüllt:
Am Montag betonte der Nationalratspräsident bei dem Gedenken an die Unterschriften-Übergabe, wie wichtig es heute sei, "Barrieren im Kopf" abzubauen, um die "geistige Landeseinheit" aller Tiroler zu leben.
Khol erinnerte an den Kampf um die Autonomie und die Selbstbestimmung der Südtiroler. Heute sei die Brennergrenze keine Zoll- und Wirtschaftsgrenze mehr. "Vieles, was die Urgroßeltern und Großeltern der Jungschützen erträumt haben, ist heute Wirklichkeit", so Khol.
Die Autonomie sei politisch weitgehend erfüllt. Es sei aber Österreichs Aufgabe, seine Schutzfunktion für die Südtiroler wahrzunehmen, damit das auch weiterhin so bleibe.

Durnwalder: "Kein italienfeindlicher Akt"
Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder begrüßte den Parteienkonsens zur Südtirol-Schutzklausel: "Einen größeren Gefallen könnte man uns nicht machen."
Dass sich damit eine breite Mehrheit für die Südtirol-Schutzbestimmung abzeichne, sei "sehr erfreulich", weil Südtirol immer ein parteienübergreifendes Anliegen in Österreich gewesen sei.
Die Klausel habe mit Italien nichts zu tun und sei "kein italienfeindlicher Akt". Er sehe darin ein Versprechen, dass Österreich seine Schutzfunktion für Südtirol ernst nehme.




90 Jahre Teilung Tirols:
Grönland zeigt uns, dass Selbstbestimmung keine Utopie ist von Werner Neubauer

Erst durch die Besetzung Südtirols im Jahre 1918 und die Landesteilung im Jahre 1919 wurde das Land Tirol gegen den Willen der Bevölkerung in drei Teile zerrissen. Unter der Herrschaft Mussolinis wurde die Südtiroler Volksgruppe zu der am schärfsten unterdrückten Minderheit in Europa! Die Entnationalisierungspolitik der Faschistenära begann bei der Übertünchung des Landes durch rasch erfundene italienischen Orts-, Flur- und sogar Familiennamen, führte zum Verbot des deutschen Schulunterrichts und machte vor der Kirche und Familie nicht halt. Sie gipfelte letzten Endes in der Radikallösung Mussolinis und Hitlers, eine „ethnische Säuberung“ durch die Umsiedlung der Südtiroler Volksgruppe durchzuführen.

Nicht zu Unrecht bezeichnete dann Bundeskanzler Kreisky, ein wahrer Freund Südtirols – den im Jahre 1946 dilettantisch ausgehandelten „Pariser Vertrag“ – als „einmaliges Dokument österreichischer Schwäche“. Dr. Kreisky gelang es, die Frage Südtirol vor die UNO zu bringen und damit zu einer internationalen politischen Frage zu machen. Trotzdem setzte Italien die Politik der gezielten italienischen Unterwanderung fort, weshalb sich um den Frangarter Kaufmann Sepp Kerschbaumer der „Befreiungsausschuß Südtirol (BAS)“ bildete, dessen Ziel es war, durch Anschläge die Weltöffentlichkeit auf das Unrecht aufmerksam zu machen und somit grundlegend dazu beigetragen haben, den friedlichen Weg zum Südtirol-Autonomiepaket zu öffnen. Dieses Bekenntnis sollte später der SVP-Parteiobmann und Südtiroler Landeshauptmann Magnago in aller Öffentlichkeit ablegen. Noch im Jahre 1984 hatte sich der Tiroler Landeshauptmann Wallnöfer für die Unverzichtbarkeit des Selbstbestimmungsrechtes ausgesprochen, während in heutigen Tagen Spitzenpolitiker der SVP bei jeder Gelegenheit betonen, daß die Autonomie für Südtirol ausreichend und das Streben nach Landeseinheit abzulehnen sei. Angesichts solcher Haltung ist es nicht verwunderlich, wenn der Nordtiroler Landeshauptmann Van Staa, von der Schwesterpartei ÖVP, ebenfalls das Streben nach Selbstbestimmung für überflüssig und sein Parteifreund Andreas Khol skurrilerweise die Landeseinheit Tirols bereits durch die EU für verwirklicht hält. Letzten Endes wird das Verhalten der SVP darüber entscheiden, ob sie die Selbstbestimmungspartei der Südtiroler bleiben kann oder ob sie als „Allerweltspartei“ die Forderung und Verwirklichung der volkspolitischen Grundrechte kampflos den anderen deutschen Parteien überlassen muß. Immerhin ist auch die SVP darauf verpflichtet „für immerwährende Zeiten auf dem Selbstbestimmungsrecht zu bestehen.“ Daß das Recht auf Selbstbestimmung erreichbar ist, zeigt uns Grönland, welches demnächst mit Zustimmung der dänischen Volksvertretung in die Unabhängigkeit entlassen wird.

Nach 90 Jahren kann es innerhalb der Friedensordnung der EU wohl kaum unzulässig sein, die Diskussion um das Selbstbestimmungsrecht der deutschen und ladinischen Bevölkerung im südlichen Tirol voran zu treiben. Klar ist aber auch, daß die Forderung nach Selbstbestimmung von den Betroffenen selbst auszugehen hat. Die österreichischen Freiheitlichen begrüßen in diesem Zusammenhang die Auslösung dieser notwendigen Diskussion durch die Südtiroler Oppositionsparteien, vor allem durch die Südtiroler Freiheitlichen, und werden die Südtiroler Landsleute gerne auf diesem Weg unterstützen.




Zu Mantua in Banden:



1. Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz,
Ganz Deutschland, ach in
Schmach und Schmerz.
|: Mit ihm das Land Tirol,
   Mit ihm das Land Tirol. :|

2. Die Hände auf dem Rücken
Der Sandwirt Hofer ging,
Mit ruhig festen Schritten,
Ihm schien der Tod gering.
Den Tod, den er so manchesmal,
Vom Iselberg geschickt ins Tal,
|: Im heil'gen Land Tirol,
   Im heil'gen Land Tirol. :|

3. Doch als aus Kerkergittern
Im Festen Mantua
Die treuen Waffenbrüder
Die Händ' er strecken sah,
Da rief er laut: "Gott sei mit euch,
Mit dem verrat'nen deutschen Reich,
|: Und mit dem Land Tirol,
   Und mit dem Land Tirol." :|

4. Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unterm Schlegel vor,
Als nun der Sandwirt Hofer
Schritt durch das Kerkertor,
Der Sandwirt, noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Bastei.
|: Der Mann vom Land Tirol,
   Der Mann vom Land Tirol. :|

5. Dort soll er niederknie'n,
Er sprach: "Das tu ich nit!
Will sterben, wie ich stehe,
Will sterben, wie ich stritt!
So wie ich steh' auf dieser Schanz',
Es leb' mein guter Kaiser Franz,
|: Mit ihm sein Land Tirol!
   Mit ihm sein Land Tirol!" :|

6. Und von der Hand die Binde
Nimmt ihm der Korporal;
Und Sandwirt Hofer betet
Allhier zum letzten Mal;
Dann ruft er: "Nun, so trefft mich recht!
Gebt Feuer! Ach, wie schießt ihr schlecht!
|: Adé, mein Land Tirol!
   Adé mein Land Tirol! :|

(Julius Mosen 1831)

En, Mantuae e vinclis
Fidelem Hoferum
Ad mortem, vae, ducebat
Caterva hostium;
Divulsa est Germania
Dolore, ignominia
Et una Tyrolis.
Et una Tyrolis.

Tum manu religata
Andreas Hofer it
Quietus atque constans;
Nam mortem neglegit,
Quam misit saepenumero
In vallem de Iselio
In sancta Tyroli.
In sancta Tyroli.

Cum autem e cancellis
In firma Mantua
Sodales videt fidos
Porgentes bracchia,
Exclamat:"Deus tegat vos
Et regni fines proditos
Et una Tyrolim!"
Et una Tyrolim!"

Et tympanista movet
Vix manus anxias,
Cum caupo Hofer vadit
Per portae tenebras.
Sed liber et in vinculis
Tum stat in propugnaculis
Prognatus Tyroli.
Prognatus Tyroli.

Flexare genu iussus
"Non", inquit, "facio;
Occumbam, ut certavi,
Occumbam, sicut sto
Et sicut sto in aggere;
Francisce rex, saluto te
Et una Tyrolim."
Et una Tyrolim."

De manibus tum vincla
Ademit optio
Et ultimum precatur
Nunc Hofer ilico;
Tum clamat:"Ignem parite!
Quam male percussistis me!
Oh, vale, Tyrolis!"
Oh, vale, Tyrolis!"

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