Österreichischer Heeresbericht über die
Ereignisse an der italienischen Front im Februar 1916:
Wien,
1. Februar
Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 2. Februar
Im Suganatale wurden westlich von
Roncegno mehrere Angriffe eines italienischen Bataillons
abgewiesen; am Hange des Col di Lana wurde eine feindliche
Sappenstellung im Handgemenge genommen und gesprengt. An der
Isonzofront Geschützkämpfe.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 3. Februar
An der
küstenländischen Front waren die Geschützkämpfe wieder an
mehreren Punkten recht lebhaft. Am Tolmeiner Brückenkopf
erweiterten unsere Truppen durch Sappenangriff ihre Stellungen
westlich von Santa Lucia. In den vom Feinde verlassenen Gräben
wurden zahlreiche Leichen und viel Kriegsmaterial vorgefunden.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 4. Februar
Die Geschützkämpfe blieben an
der küstenländischen Front ziemlich lebhaft und erstreckten
sich auf mehrere Stellen im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet.
Das Schloß von Duino wurde durch mehrere Volltreffer der
feindlichen Artillerie teilweise zerstört. Vor dem Tolmeiner
Brückenkopf gingen die Italiener infolge der letzte Unternehmung
unserer Truppen auf die Hänge westlich der Straße Cinginj-Selo
zurück.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Eine Kreuzergruppe hat am 3.
Februar vormittags an der italienischen Ostküste die Bahnhöfe
von Ortona und San Vito, mehrere Magazine und
eine Fabrik im Bereiche dieser Orte, sowie
einen Schwimmkran durch Beschießung schwer beschädigt und
die Eisenbahnbrücke über den Fluß Ariello nördlich Ortona
zerstört. Nach der Beschießung der Objekte von San Vito wurden
Brände beobachtet.
Die Kreuzergruppe ist unbelästigt zurückgekehrt.
Flottenkommando.
Wien,
5. bis 11. Februar
Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 12. Februar
An der küstenländischen Front
finden seit einigen Tagen wieder lebhafte Artilleriekämpfe
statt. Bei Flitsch eroberten unsere Truppen heute früh eine
feindliche Stellung im Rombongebiet; wir erbeuteten 3
Maschinengewehre und nahmen 73 Alpini gefangen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien,
13. Februar
Ein nächtlicher italienischer
Angriff auf die von uns genommene Stellung im Rombongebiete wurde
abgewiesen.
Stellenweise fand lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit
statt. Auch Görz erhielt, wie fast alltäglich, einige Granaten.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See.
Am 12. Februar nachmittags hat ein
Seeflugzeuggeschwader in Ravenna zwei Bahnhofsmagazine zerstört,
Bahnhofsgebäude, Schwefel- und Zuckerfabrik schwer beschädigt,
einige Brände erzeugt. Die Flugzeuge wurden von einer
Abwehrbatterie im Hafen Corsini heftig beschossen. Ein zweites
Geschwader erzielte in den Pumpwerken von Codigoro und Cavanello
mit schweren Bomben mehrere Volltreffer. Alle Flugzeuge sind
unversehrt zurückgekehrt.
Flottenkommando.
Wien, 14. Februar
Die Geschützkämpfe an der
küstenländischen Front waren gestern an einigen Stellen sehr
heftig. Unsere neu gewonnene Stellung im Rombongebiete wurde
gegen mehrere feindliche Angriffe behauptet.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
König
Ferdinand in Wien
Wien, 14. Februar
Der König der Bulgaren ist heute
vormittag in Wien eingetroffen. Eine große Menschenmenge brachte
ihm stürmische Huldigungen dar.
Die Stadt ist reich beflaggt. Im Gefolge des Königs trafen
Ministerpräsident Radoslawow, Generalissimus Schekow usw. ein.
Mittags stattete König Ferdinand dem Kaiser in Schönbrunn einen
Besuch ab. Auch die Fahrt nach Schönbrunn glich einem
Triumphzuge. Im Schloß war der Kaiser seinem Gaste aus seinen
Gemächern entgegengegangen. Die Begrüßung war überaus
herzlich. Beide Monarchen küßten einander innig. Sie zogen sich
sodann in die Gemächer zurück und blieben lange Zeit in intimem
Gespräch. Um ½1 Uhr fand in der kleineren Galerie
Frühstückstafel beim Kaiser statt, bei der der Kaiser und der
Zar herzliche Trinksprüche austauschten.
Wien, 15. Februar
An der Kärntner Front beschoß
die feindliche Artillerie gestern unsere Stellungen beiderseits
des Seisera- und Seebachtales (westlich Raibl). Um Mitternacht
eröffnete sie ein heftiges Feuer gegen die Front zwischen dem
Fellatal und dem Wischberg.
Bei Flitsch griffen die Italiener abends unsere neue Stellung im
Rombongebiet an; sie wurden unter großen Verlusten abgewiesen.
Die heftigen Geschützkämpfe an der küstenländischen Front
dauern fort. Gestern früh belegte eines unserer
Flugzeuggeschwader, bestehend aus elf Flugzeugen, den Bahnhof und
Fabrikanlagen in Mailand mit Bomben. Mächtige Rauchentwicklung
wurde beobachtet. Unbehindert durch Geschützfeuer und
Abwehrflugzeuge des Feindes bewirkten die Beobachtungsoffiziere
planmäßig den Bombenabwurf. Der Luftkampf wurde durchweg zu
unseren Gunsten entschieden. Die feindlichen Flieger räumten das
Feld. Außerdem belegten mehrere Flugzeuge eine Fabrik von Schio
mit sichtlichem Erfolg mit Bomben. Alle Flugzeuge kehrten
wohlbehalten zurück.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 16. Februar
Die Artilleriekämpfe an der
küstenländischen und dem anschließenden Teil der Kärntner
Front dauern fort. Im Abschnitte von Doberdo kam es auch zu
Minenwerfer- und Handgranatenkämpfen. Am Javoreck wurde eine
italienische Feldwache zum achten Male ausgehoben. Das Vorfeld
unserer neuen Stellung im Rombongebiete ist mit Feindesleichen
bedeckt.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 17. Februar
Das italienische Geschützfeuer
war gestern vornehmlich gegen Ortschaften im Canaletal, im
Rombongebiet und die Brückenköpfe von Tolmein und Görz
gerichtet. Ein feindlicher Angriffsversuch gegen den Monte San
Michele wurde abgewiesen.
Bei Pola holten die Abwehrbatterien des äußeren
Kriegshafenviertels ein italienisches Flugzeug herab; Pilot und
Beobachter wurden gefangengenommen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 18. Februar
Die Artillerietätigkeit war
gestern im allgemeinen schwächer als in den letzten Tagen. Der
Ort Malborgeth stand wieder unter feindlichem Feuer. Eine
Säuberung des Vorfeldes im Rombongebiet brachte 37 Gefangene und
1 Maschinengewehr ein. Ein Angriff mehrerer italienischer
Kompagnien wurde abgewiesen. Bei Oslavija wurden seit den letzten
Kämpfen 7 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer und 1200 Gewehre
eingebracht.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 19. Februar
An der Tiroler Front beschoß die
feindliche Artillerie die Ortschaft Fontanedo in den Judikarien
und den Raum des Col di Lana. Im Suganagebiete wurde ein Angriff
der Italiener auf den Collo (nordwestlich von Borgo) abgewiesen.
Im Kärntner Grenzgebiet stand der Ort Uggowitz, im Küstenlande
der Mrzli Vrh und der Monte San Michele unter lebhafterem Feuer.
Die gestrige Unternehmung eines italienischen Flugzeuggeschwaders
gegen Laibach hatte einen kläglichen Verlauf. Die Mehrzahl der
Flugzeuge wurde schon an der Kampffront zur Umkehr gezwungen,
drei erreichten Laibach und warfen in die Nähe eins dortigen
Spitals und auf mehrere Ortschaften der Umgebung ohne jeden
Erfolg Bomben ab. Bei der Rückkehr griffen unsere Flieger die
feindlichen an und holten ein Caproni-Großkampfflugzeug
herunter.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 20. Februar
In den Judikarien steht unser Werk
Carriola (bei Lardaro) unter schwerem Mörserfeuer. An der
Isonzofront dauern die Geschützkämpfe fort.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 21. Februar
Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 22. Februar
An der Isonzofront waren die
Artilleriekämpfe im allgemeinen, namentlich aber bei Plawa,
recht lebhaft.
Eines unserer Flugzeuggeschwader unternahm einen Angriff auf
Fabrikanlagen in der Lombardei. Zwei Flugzeuge drangen hierbei
zur Erkundigung bis Mailand vor. Ein anderes Geschwader griff die
italienische Flugzeugstation und die Hafenanlagen von Desenzano
am Gardasee an. Trotz heftigen feindlichen Artilleriefeuers
kehrten alle Flugzeuge wohlbehalten zurück.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 23. Februar
Die lebhaften Artilleriekämpfe an
der küstenländischen Front dauern fort. Hinter den feindlichen
Linien wurden größere Brände beobachtet.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 24. - 26.
Februar
Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
Wien, 27. Februar
Vorgestern kam es an der
küstenländischen Front, von lebhaftem Artilleriefeuer
abgesehen, an mehreren Stellen auch zu heftigen kleinen
Infanteriekämpfen. Vor Tagesanbruch machten Abteilungen von der
Besatzung des Görzer Brückenkopfes einen Ausfall bei Pevma,
überraschten den schlafenden Feind, schütteten einen Graben zu
und brachten 46 Gefangene zurück. Am Rande der Hochfläche von
Doberdo ging nach starker Artillerievorbereitung feindliche
Infanterie gegen unsere Stellungen beiderseits des Monte San
Michele und östlich Azzo vor. Die Italiener wurden unter
großen, blutigen Verlusten abgewiesen und ließen überdies 127
Gefangene, darunter 6 Offiziere, in unseren Händen. Der gestrige
Tag verlief ruhiger. Tarvis erhielt wieder einige Granaten.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 28. Februar
Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
Wien, 29. Februar
Amtlich wird verlautbart:
Gestern nachmittag war das italienische Geschützfeuer gegen
Teile des Görzer Brückenkopfes und die Hochfläche von Doberdo
wieder lebhafter.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.