Österreichischer Heeresbericht über die
Ereignisse an der italienischen Front im Juli 1915:
Wien, 1. Juli
Der gestern nachmittag von
mehreren feindlichen Infanteriedivisionen erneuerte allgemeine
Angriff gegen unsere Stellungen am Rande des Plateaus von Doberdo
wurde überall unter schweren Verlusten der Italiener
abgeschlagen. Der Hauptstoß des Feindes richtete sich gegen die
Front Sagrado - Monte Cosich (nordöstlich Monfalcone). Bei Selz
und Vermegliano drangen die Italiener in unsere vordersten
Gräben ein. Ein Gegenangriff unserer tapferen Infanterie warf
jedoch den Feind wieder in das Tal zurück. Die Hänge des Monte
Corsich sind mit italienischen Leichen bedeckt. Ein abends
angesetzter Vorstoß gegen die Höhen östlich Monfalcone, ein
Angriff nordöstlich Sagrado und mehrere kleinere Vorstöße
gegen den Görzer Brückenkopf brachen gleichfalls zusammen. Nach
dieser Niederlage des Feindes trat Ruhe ein. Gehobener Stimmung
sind unsere unerschütterlichen Truppen im festen Besitz aller
ihrer Stellungen zu neuem Kampf bereit.
Im nördlichen Isonzoabschnitt und an der Kärntner Grenze hält
das Geschützfeuer an
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 2. Juli,
mittags
Gestern wiederholte sich der
italienische Angriff auf das Plateau Doberdo. Nach mehrstündiger
Vorbereitung durch schweres Geschützfeuer setzten nachmittags
und abends mehrere Infanterievorstöße zwischen Sdraussina und
Vermigliano ein. Alle wurden wieder unter großen Verlusten des
Feindes abgeschlagen.
Vorhergegangene schwächere Angriffe auf einen Teil des Görzer
Brückenkopfes und im Krngebiete waren gleichfalls
zurückgewiesen. Unsere braven Truppen behaupten nach wie vor die
bewährten ursprünglichen Stellungen.
Die Geschützkämpfe dauern an allen Fronten fort.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 3. Juli
Der gestrige Tag brachte den
Italienern an der küstenländischen Front eine neue Niederlage.
Nach vergeblichen Vorstößen bei Sagrado und Palazzo begann
gegen Abend wieder ein von mindestens zwei Infanteriedivisionen
geführter Angriff gegen den Abschnitt des Doberdoplateaus von
Palazzo bis zum Cosich. Unsere kampfbegeisterten Truppen schlugen
den Feind, wie immer, überall zurück. Seine Verluste waren auch
gestern schwer.
Gegen den Görzer Brückenkopf südwestlich des Monte Sabotino
angesetzte feindliche
Angriffe wurden gleichfalls blutig abgewiesen.
An der Kärntner Grenze wurde in den letzten Tagen um den Großen
Pal (östlich des Plöckenpasses) gekämpft. Der Berg blieb
schließlich in unserem Besitz.
Im Tiroler Grenzgebiet fanden stellenweise Geschützkämpfe
statt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 4. Juli
Die Italiener erneuerten auch
gestern wieder ihre Anstrengungen, am Rande des Plateaus von
Doberdo Fuß zu fassen. Nach einer den ganzen Tag dauernden
Beschießung des Abschnittes von Radipuglia mit schweren
Geschützen setzte hier nachmittags ein Angriff von mindestens
vier Infanterieregimentern ein, der zu heftigen Nahkämpfen
führte. Ein Gegenangriff der tapferen Verteidiger warf
schließlich den Feind von den Höhen hinunter.
Versuche des Feindes, sich unseren Stellungen bei Woltschach
(westlich Tolmein) und im Gebiete südlich des Krn zu nähern,
wurden schon im Keime erstickt. Alpini, die in dieser Gegend
einen Vorstoß gegen einen unserer Stützpunkte unternahmen,
wurden nach erbittertem Handgemenge zurückgeworfen. Die Verluste
des Feindes sind überall wieder sehr schwer.
Das italienische Torpedoboot "17 OS" ist am 2. Juli
abends in der Nordadria vernichtet worden.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 5. Juli
Die Kämpfe am Rande des Plateaus
von Doberdo wiederholten sich gestern mit gleicher Heftigkeit.
Abends war der Angriff von zwei italienischen Divisionen gegen
den Frontabschnitt südlich Polazzo abgeschlagen; weiter
nördlich dauerte das Gefecht noch fort. Auch bei Woltschach und
im Krngebiete griff der Feind wieder vergeblich an.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet finden nur Geschützkämpfe
statt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 6. Juli
Die Kämpfe im Görzischen, die in
den letzten Tagen immer größeren Umfang angenommen hatten,
entwickelten sich gestern durch den allgemeinen Angriff der
italienischen dritten Armee zur Schlacht. Etwa vier feindliche
Korps gingen unter mächtiger Artillerieunterstützung gegen
unsere Front vom Görzer Brückenkopf bis zum Meere vor. Sie
wurden vollständig zurückgeschlagen und erlitten furchtbare
Verluste. Dank der über alles Lob erhabenen Haltung unserer
vortrefflichen, kriegsgewohnten Truppen, besonders der tapferen
Infanterie, blieben alle unsere Stellungen unverändert in
unseren Händen. So halten die Helden an der Südwestgrenze der
Monarchie starke und treue Wacht gegen die Überzahl des Feindes.
Sie können des Dankes aller Völker ihres Vaterlandes und der im
Norden von Sieg zu Sieg eilenden Armeen sicher sein. Am mittleren
Isonzo im Krngebiet und an den übrigen Fronten hat sich gestern
nichts Wesentliches ereignet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 7. Juli,
mittags
An der Schlachtfront im
Görzischen trat zunächst ziemliche Ruhe ein. Nach dem
vorgestrigen Siege hatten unsere Truppen noch einige zaghaft
geführte Nachtangriffe gegen den Görzer Brückenkopf und die
Plateaustellungen abzuweisen. Gestern eröffnete der Feind
neuerdings ein heftiges Geschützfeuer, dem nachts wieder
vergebliche Vorstöße schwächerer Kräfte folgten.
Italienische Flieger warfen auf Triest Bomben ab, ohne
erheblichen Schaden anzurichten.
Im Krngebiete griff der Gegner eine Felskuppe, der schon frühere
Anstrengungen gegolten hatten, abermals an. Die braven
Verteidiger schlugen den Angriff, wie immer, ab. Vor unserer
Stellung ist ein Leichenfeld.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete dauern die Geschützkämpfe
stellenweise fort.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 8. Juli
Im Görzischen unternahmen die
Italiener gestern wieder einzelne Vorstöße. Gegen den Görzer
Brückenkopf sandten sie auch Mobilmiliz ins Treffen. Unsere
Truppen schlugen sämtliche feindlichen Angriffe wie immer ab. Am
mittleren Isonzo und im Krngebiete herrscht Ruhe.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete fand nur Geschützkampf
statt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 8. Juli
Eines unserer Unterseeboote hat am
7. Juli morgens einen italienischen Panzerkreuzer, Typ
"Amalfi", in der Nordadria torpediert und versenkt.
Rom, 8.
Juli
Der Chef des italienischen
Admiralstabes gibt bekannt:
Vorgestern nacht wurde eine Aufklärungsfahrt in der oberen Adria
unternommen. Der Kreuzer "Almalfi" welcher daran
teilnahm, wurde gestern bei Tagesanbruch von einem
österreichisch-ungarischen Tauchboot torpediert. Das Schiff
hatte sofort schwere Schlagseite nach links. Bevor der Kommandant
der Besatzung befahl, sich ins Meer zu werfen, ertönte der Ruf:
"Es lebe der König, es lebe Italien." Die ganze
Besatzung, welche am Heck des Schiffes versammelt war, stimmte
mit bewundernswerter Disziplin in den Ruf ein. Der Kommandant
verließ als letzter das Schiff, indem er sich auf der noch aus
dem Wasser ragenden Seite des Schiffes heruntergleiten ließ. Der
Kreuzer versank kurz darauf. Es gelang uns, nahezu die gesamte
Besatzung zu retten.
gez. Thaon de Revel.
Wien, 9. Juli
An der küstenländischen Front
herrschte gestern verhältnismäßig Ruhe. Ein italienischer
Flieger war bei Görz zu einer Notlandung gezwungen. Im Kärntner
und Tiroler Grenzgebiet Geschützkämpfe und Scharmützel. Ein
Angriffsversuch zweier feindlicher Bataillone auf den Col di Lana
(bei Buchenstein) wurde abgewiesen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 10. Juli
Die Ruhe an der küstenländischen
Front hielt im allgemeinen an. Ein feindlicher Angriffsversuch
bei Sdraussina wurde abgewiesen.
Im Kärntner Grenzgebiet hat sich nichts ereignet. An der Tiroler
Front wurde ein italienischer Angriff auf unsere Stellungen
nordöstlich des Kreuzbergsattels zum Stehen gebracht.
Gegen den Col di Lana gingen vorgestern nachmittag mehrere
feindliche Bataillone vor. Das Feuer eines unserer Forts zwang
sie zur Umkehr. Gestern vormittag versuchte ein Bataillon einen
neuen Angriff; erst auf die kleinsten Entfernungen beschossen,
hatte es große Verluste und mußte gleichfalls zurück. Die
braven Standschützen betätigen im schwierigsten Hochgebirge
ihre Unternehmungslust in erfolgreichen Kämpfen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 11. Juli,
mittags
Die Lage ist auf allen
Kriegsschauplätzen unverändert.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 12. Juli,
mittags
An der küstenländischen Front
versuchten die Italiener wieder einige Angriffe, die, wie immer,
abgewiesen wurden, so bei Vermegliano, Redipuglia und an mehreren
Punkten südlich des Krngipfels.
Im Kärntner Grenzgebiet dauern die Geschützkämpfe fort, auch
gegen unsere Stellungen auf den Grenzbergen nordöstlich des
Kreuzbergsattels und gegen einzelne Tiroler Werke richtete sich
feindliches Artilleriefeuer. Neuerliche Angriffe des Gegners auf
den Col di Lana scheiterten gleich allen früheren.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Kriegspressequartier,
12. Juli
Die offiziellen Berichte
verzeichneten in den letzten Tagen Kämpfe nordöstlich vom
Kreuzbergsattel und vom Col di Lana in Buchenstein. Es sind dies
die Endpunkte des Ampezzaner Abschnittes der
österreichisch-italienischen Grenze, dessen Verteidigung ein
besonderes Interesse durch den Umstand gewinnt, daß er eines der
bekanntesten Tourengebiete Tirols enthält, die Ampezzaner und
Seltener Dolomiten. Seit Vollendung der großartigen
Dolomitenstraße von Toblach bis Bozen ist diese Wunderwelt der
Südtiroler Kalkalpen vielen Tausenden von Reisenden vertraut
geworden, und Tauende haben auch schon ihren Fuß auf diese aus
üppig grünen Matten und Wäldern in den bizarrsten Formen
aufragenden grau-gelbroten Zacken und Türme gesetzt. Und um und
in diesen Zacken und Türmen wird heute gekämpft, gekämpft auf
Zinnen und Wänden, die zum großen Teile vor gar nicht langer
Zeit noch als unersteiglich gegolten haben und auf die nun von
kühnen und bergvertrauten Landesverteidigern sogar
Maschinengewehre emporgebracht werden. Es ist noch weniges von
diesen Kämpfen in die Öffentlichkeit gedrungen, obwohl sie
speziell in den Sextener Dolomiten schon seit Wochen andauern.
Die österreichisch italienische Grenze zieht vom
Kreuzbergsattel, 1638 Meter, über Paternkofel und Rotwandspitze
zum Elferkofel, 3115 Meter, über die Hochbrunnerschneid und die
Einsenkung des Giralbajochs, 2436 Meter, zum Zwölferkofel, 3091
Meter, dann zum Büllelejoch, 2504 Meter, über den Paternkofel,
2744 Meter, und den Paternsattel, 2450 Meter, auf die Drei
Zinnen, 3003 Meter, fällt dann zum Rienztal ab, steigt wieder
zum Monte Piano, 2325 Meter, auf und erreicht, nach Überquerung
des Popenatals bei Schluderbach, den Monte Cristallo, 3195 Meter.
Die Zsigmondy- und die Dreizinnen-Hütte liegen hart an der
Grenze auf österreichischem Gebiet; Schluderbach ist von der
Grenze nur 1½ Kilometer, Landro 3 Kilometer, der Fischleinboden
vom Giralbajoch 5 Kilometer, Moos in Sexten vom Kreuzbergsattel
nur 7 Kilometer entfernt. Am Kreuzbergsattel kommt die
italienische Grenze dem Pustertal und damit der
Hauptverbindungslinie zwischen Tirol und Kärnten am nächsten.
Die
Entfernung von Innichen bis zum Joch beträgt nur 18 Kilometer.
Das Sextental wird überragt im Westen vom Haunold und den
Gipfeln des Dreischusterstocks, im Osten vom Helm und seinen
Ausläufern; es steigt von Moos aus ganz allmählich zur
Grenzhöhe und Wasserscheide an, von der die Straße dann steil
in das Pavola- und Piavetal hinabführt. Daß Italien der
Wichtigkeit dieses Überganges seit Beginn seiner
bundesbrüderlichen Angriffsvorbereitungen gebührende Beachtung
geschenkt hat, ist selbstverständlich, ebenso
selbstverständlich aber auch, daß es die
österreichisch-ungarische Heeresleitung an entsprechenden
Sicherungsvorkehrungen nicht hat fehlen lassen. Einige ältere
Werke sind den Besuchern des Sextentales wohlbekannt; man hat
sich hier so wenig wie in anderen Grenzabschnitten auf deren
Erhaltung beschränkt und auch neue feste Stellungen geschaffen,
die den oberen Talgrund ausreichend beherrschen. Eine unliebsame
Flankierung der italienischen Stellungen am Kreuzbergsattel
bilden die ihm südöstlich vorgelagerten oben erwähnten Gipfel
der Seltener Dolomiten, wenn sie auch nur zu kleineren, in Anlage
und Ausführung bewundernswerten und den Gegner sehr
beunruhigenden Unternehmungen benützt werden können. Der im
österreichischen Generalstabsbericht vom 10. ds. gemeldete
Angriff auf unsere Stellungen nordöstlich des Kreuzbergsattels
scheint der erste zu sein, der von den Italienern mit größeren
Kräften unternommen wurde; er brach in unserem Artillerie- und
Nahfeuer zusammen. Um die Mitte Juli waren die Italiener
wiederholt bemüht, ihre Schützengräben vorzubringen, das Feuer
einer unserer Batterien trat aber immer wieder hinderlich
dazwischen. Seitdem verstärkten sie wieder ihr Artilleriefeuer,
und es gab Tage, an welche Lage aus Lage über unsere Stellungen
nieder ging. Unsere Werke blieben die Antwort nicht schuldig und
hatten wiederholt guten Erfolg. Am 4. Juli überschütteten die
Italiener den Porzenwald mit Granaten.
Um die
Mitte Juni begannen auch die Patrouillenkämpfe in den
Dolomitenfelsen an der Grenze. Unseren berggewohnten, von
ortskundigen und als tüchtige Bergsteiger und Kletterer
bekannten Offizieren und Unteroffizieren geführten Tirolern
traten dabei meist nicht weniger gut ausgebildete und wagemutige
Alpini gegenüber, nichtsdestoweniger gelang es den Unseren, ihre
Ausgaben stets mit Glück durchzuführen. Über eines der
kecksten der Wagestückchen unserer Patrouillen berichtet ihr
Kommandant Erich Wisiol, Kadett der Reserve im 1. Tiroler
Kaiserjäger-Regiment und Mitglied des Akademischen Alpenclubs
Innsbruck in einem Briefe an seinen Klub. Die Patrouille bestand
aus 15 Landes- und Standschützen, darunter der bekannte
Bergführer Sepp Innerkofler. Aufbruch vom Fischleinboden um 11
Uhr nachts. aufwärts durch Latschen, Geröll und steile
Schneerinnen bis zum Einstig in die Westwand des Elferkofels, der
um 3 Uhr morgens erreicht wurde. Auf diesem Wege Gewehrfeuer der
Welschen, deren Stellungen mitunter nur 300 Schrate entfernt
waren und die offenbar das Geräusch beim Aufsteigen gehört
hatten. Vier Mann waren der Anstrengung nicht gewachsen und
mußten umkehren. Nun zweistündige Kletterei im Morgengrauen auf
die Spitze und nach entsprechender Rast, aus schmalen Felswänden
kriechend, zu guten Ausschuß auf die etwa 600 Meter tiefer eben
aus ihren Zelten in den Sonnenschein herausgekrochenen Alpini.
Die Überraschung gelang vollkommen. Auf die ersten Schüsse
wandten sie verdutzt die Köpfe, dann eilten sie in ihre Gräben
und erwiderten das Feuer, machten sich aber bald gänzlich
unsichtbar. Dafür kamen noch einige Granaten herauf und unsere
Patrouille machte sich aus den Heimweg. Eine Stunde zurück auf
einer dem Feinde ganz ausgesehen Schneefläche mit starkem
Gewehrfeuer und einem Schrapnell als Begleitung. Nach kurzer Rast
auf der Spitze die Wahrnehmung, daß der Patrouille durch die
Welschen der weitere Rückweg abgesperrt sei, doch fand
Innerkofler bald einen anderen Abstieg, der aber harte Arbeit
machte. Zuerst eine Kletterei über einen Grat bis zu einer
Scharte, nun mußten wir uns über eine sehr steile Schneerinne
300 Meter tief auf italienisches Gebiet abseilen, wo wir ziemlich
sicher waren, da sich die Welschen auf der anderen Seite auf
österreichischem Gebiet befanden. Glücklich waren wir
hinuntergekommen, als sich ein tiefer Abgrund auftat.
Zudem fing es an in Strömen zu regnen, und dichter Nebel fiel
ein. Aber unser Sepp kannte sich gut aus. Wir gingen über eine
andere Schneerinne hinauf, dann wieder hinunter und nochmals
hinauf und erreichten endlich ganz ausgepumpt die letzte Scharte,
von wo aus wir dann nach herrlicher Abfahrt den Fischleinboden
wieder erreichten." Im nächsten Bereich seiner
Dreizinnenhütte, auf dem Paternkofel, ist dann Sepp Innerkofler
gefallen Während er Handgranaten auf die unten befindlichen
Italiener warf, traf ihn ein Schuß und er stürzte ab und fand
so den Bergsteigertod, falls ihm die Kugel das Leben gelassen
hatte. Seine Leiche konnte noch nicht geborgen werden Am 6. Juli
ging auch die in dem großartigen Felsenrund des obersten
Bacherntals vom Elfer bis zum Einser gelegene Zsigmondy-Hütte
des Österreichischen Alpenklubs in Flammen auf; sie wurde von
den Italienern in Brand geschossen Die Hütte war bis dahin von
den Unseren besetzt gewesen, doch war man von Anfang an
überzeugt, daß sie nicht zu halten sein werde, da sie sowohl
vom Büllelejoch wie auch vom Giralbajoch aus unter Feuer
genommen werden konnte.
Aus diesen Kämpfen in den Seltener Dolomiten war auch
übereinstimmend von Beteiligten berichtet, daß sich dabei die
Italiener sehr tapfer und wagemutig verhalten haben; ihre Alpini
und ihre Artillerie seien nicht zu unterschätzende Gegner. Noch
Schöneres hört man auch hier von unseren Standschützen. Die
allzu jungen. 15- bis l7-jährigen Burschen sollen jetzt von der
Front zurückgenommen werben. Da meldete sich ein noch nicht
16jähriger Standschütze, Sohn des Fuchsenbauers in Sexten, bei
dem inspizierenden Obersten, er war ganz verzweifelt und bettelte
so lange, bis ihm der Oberst das Verbleiben im Schützengraben
erlaubte. Der Oberst hat als aktiver Offizier 1866 und 1878
mitgemacht, ist jetzt freiwillig eingerückt und Inspektor der
Standschützen, ein Mann von 72 Jahren, dabei rüstig wie ein
Junger und voll Begeisterung. Ein Offizier photographierte die
beiden, den Alten und den Jungen: ein Sinnbild der Treue und
Opferfreudigkeit unseres Tiroler Volkes.
(Entnommen mit freundlicher Genehmigung von www.stahlgewitter.com)
Wien, 13. Juli
An der küstenländischen Front
fanden gestern stellenweise heftige Artilleriekämpfe statt. Ein
Angriff mehrerer italienischer Infanterieregimenter bei
Redipuglia wurde abgewiesen.
Die Lage im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete ist unverändert.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 14. Juli
Von Artilleriekämpfen und
Scharmützeln abgesehen, hat sich an der Südwestfront nichts
ereignet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 15. Juli,
mittags
Gegen einzelne Stellen des
Plateaus von Doberdo unterhalten die Italiener wieder ein
lebhafteres Geschützfeuer. Sie versuchten auch mehrere
Infanterieangriffe, namentlich zwischen Sdraussina und Polazzo,
wurden aber, wie immer, unter großen Verlusten
zurückgeschlagen.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete hat sich nichts von
Bedeutung ereignet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 16. Juli,
mittags
Gestern war sowohl an der
küstenländischen, als auch an der Kärntner Grenze eine
erhöhte Tätigkeit der feindliche Artillerie wahrzunehmen.
An der Dolomitenfront wurden mehrere italienische Bataillone, die
unsere Stellungen bei Rufreddo und im Gemärk an der Straße
Schluderbach-Peutelstein angriffen, unter bedeutenden Verlusten
abgewiesen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 17. Juli,
abends
In der Nacht auf den 16. Juli
wurden wieder mehrere Vorstöße der Italiener gegen das Plateau
von Doberdo abgewiesen. Der Artilleriekampf erstreckt sich auf
alle Fronten.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 18. Juli,
mittags
Das Geschützfeuer hält an allen
Fronten an. Mehrere schwächere Angriffe auf den Col di Lana
wurden abgewiesen; der Feind erlitt starke Verluste.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)
Ereignisse zur See:
Eines unserer Unterseeboote hat
heute morgen südlich von Ragusa den italienischen Kreuzer
"Giuseppe Garibaldi" torpediert und versenkt. Der
Kreuzer sank in 15 Minuten.
Flottenkommando.
Wien, 19. Juli,
mittags
Im Görzischen begannen gestern
neue große Kämpfe. Zeitlich früh eröffnete die italienische
Artillerie aller Kaliber gegen den Rand des Plateaus von Doberdo
und den Görzer Brückenkopf das Feuer. Dieses steigerte sich
mittags zu großer Heftigkeit. Sodann schritt sehr starke
Infanterie zum Angriff auf den Plateaurand. In hartnäckigen,
nachtsüber andauernden, vielfach zum Handgemenge führenden
Kämpfen gelang es unseren Truppen, die Italiener, die
stellenweise unsere vordersten Gräben erreichten, allenthalben
zurückzuwerfen. Unsere Mörser brachten fünf schwere Batterien
zum Schweigen. Heute morgen entbrannte der Kampf aufs neue.
Vereinzelte feindliche Vorstöße gegen den Görzer Brückenkopf
wurden gleichfalls abgewiesen.
Auch am mittleren Isonzo, im Krngebiete und an der Kärntner
Grenze entfalteten die Italiener eine lebhafte
Artillerietätigkeit, die teilweise auch nachts anhielt.
Im Tiroler Grenzgebiet wurde der Angriff mehrerer Bataillone
gegen unsere Höhenstellungen auf dem Eisenreichkamm, der
Pfannspitze und der Filmoorhöhe nordöstlich des
Kreuzbergsattels abgeschlagen. In der Gegend von Schluderbach
räumte eine eigene schwache Abteilung ihre vorgeschobene
Stellung. In Südtirol dauern die Geschützkämpfe an. Besonderes
Lob gebührt auch den braven Besatzungen unserer Grenzforts, die
in diesen Bollwerken jedem Feuer heldenmütig standhalten.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 20.Juli,
mittags
Die Schlacht im Görzischen dauert
fort. Die italienischen Angriffe, die sich nun mit großer
Heftigkeit auch gegen den Görzer Brückenkopf richteten, hatten
am gestrigen Tage und in der Nacht auf den heutigen wieder kein
Ergebnis. Nach starker, bis Mittag währender Beschießung des
Brückenkopfes durch die feindliche Artillerie ging die
italienische 11. Infanteriedivision mit betrunkenen Truppen zum
Angriff gegen den Abschnitt von Podgora vor. Der Feind drang
stellenweise in unsere Deckungen ein, wurde aber wieder
hinausgeworfen. Nach neuerlicher Artillerievorbereitung erfolgte
um 4 Uhr nachmittags ein zweiter Angriff, der um 8 Uhr abends
gleichfalls abgeschlagen war. Um den Rand des Plateaus von
Doberdo wird erbittert weitergekämpft. Gestern nachmittag schlug
tapfere ungarische Landwehr einen starken Angriff gegen die
Stellungen bei Sdraussina zurück. Auch drei weitere
Massenangriffe der Italiener brachen hier zusammen. Ebenso
scheiterten alle gegen den südwestlichen Plateaurand von
Polazzo, Redipuglia, Termegliano herbeigeführten Vorstöße
sowie ein Angriff auf den Monte Tosich (nördlich Monfalcone).
Der in seine Deckungen zurückflutende Feind erlitt überall
schwere Verluste.
Die Artilleriekämpfe am mittleren Isonzo, im Krngebiet und der
Kärntner Grenze halten an. Im Raume südlich des Krn wurden zwei
heftige Angriffe der Alpini abgeschlagen.
In dem bereits erwähnten heftigen Gefecht in der Kreuzberggegend
verloren die Italiener über 200 Mann an Toten und etwa das
Doppelte an Verwundeten. - Demgegenüber beträgt dort unser
Gesamtverlust 42 Mann.
Die Stellungen südlich Schluderbach wurden von unseren Truppen
wieder zurückgewonnen. Ein neuerlicher Angriff schwächerer
italienischer Kräfte auf den Col di Lana mißlang wie alle
früheren.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 21. Juli,
mittags
Im Görzischen setzten die
Italiener auch gestern ihren allgemeinen Angriff fort. Am Rande
des Plateaus von Doberdo und am Görzer Brückenkopf tobte die
Schlacht den ganzen Tag. Abends gelang es dem Feind, den Monte
San Michele (östlich Sdraussina) zu nehmen. Heute früh eroberte
Generalmajor Boog mit bisher zurückgehaltenen Kräften diese
Höhe zurück. Südöstlich Sdraussina behaupten sich unsere
Truppen mit größter Zähigkeit. Ein Flankenangriff von der
Ruinenhöhe östlich Sagrado her warf schließlich die Italiener
auch hier zurück. Sie flüchteten unter großen Verlusten in die
deckenden Räume. Da unsere Truppen auch den ganzen Südwestrand
des Plateaus fest in Händen behielten und am Görzer
Brückenkopf alle feindlichen Angriffe blutig zurückschlugen,
hatte die mit ungeheueren Opfern bezahlte Anstrengung der
Italiener wieder kein Ergebnis.
An der übrigen küstenländischen Front herrscht
verhältnismäßig Ruhe.
An der Kärntner Grenze hat sich nichts Wesentliches ereignet.
Östlich Schluderbach griffen drei feindliche Bataillone den
Monte Piano an; sie wurden abgewiesen, fluteten zurück und
verloren etwa zwei Drittel ihres Standes.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 22. Juli,
mittags
Auch gestern wütete die Schlacht
im Görzischen mit unverminderter Heftigkeit. Das Plateau von
Doberdo stand tagsüber bis zur Küste unter besonders schwerem
Artilleriemassenfeuer. Die tapferen Verteidiger hielten stand und
schlugen alle Anstürme des Feindes glänzend ab. In dem
Abschnitt von Monte Cosich bis Polazzo schoben sich die Italiener
bis zum Abend näher an unsere Stellungen heran. Nachts griffen
sie zuerst bei Selz, dann in der ganzen Front zwischen diesem
Orte und Vermigliano erneuert an. Heute frühmorgens waren alle
Stürme blutig abgewiesen. Der brave ungarische Landsturm hat
sich hier wieder heldenhaft bewährt. Mehrere Vorstöße des
Gegners bei Polazzo waren schon gestern unter tags
zusammengebrochen. Östlich Sdraussina schritten unsere Truppen
heute früh zum Gegenangriff und bemächtigten sich aller ihrer
früheren Stellungen. Der Feind ist hier im Rückzuge. Am
Nordwestrande des Plateaus wird erbittert weiter gekämpft. Gegen
den Görzer Brückenkopf brachten die Italiener namentlich in der
Richtung gegen Podgora immer neue Kräfte in die Schlacht. Zehn
Infanterieregimenter griffen hier nacheinander vergebens an. Fast
immer führte der Kampf zum Handgemenge. Die Stürme scheiterten
gestern vor unseren Hindernissen. In einzelne Grabenstücken
gelang es dem Feinde einzudringen, nachts wurde er wieder
hinausgeworfen. Ebenso scheiterten Angriffe schwächerer mit
Gasbomben bewehrter Kräfte bei Pevna. Auch zwei Vorstöße je
eines Regiments auf den Monte Sabotino wurden unter flankierender
Mitwirkung unserer Artillerie blutig abgeschlagen.
Unsere mit einzig dastehender Begeisterung und Zähigkeit
fechtenden Truppen haben somit nach viertägiger Schlacht ihre
Stellungen sowohl am Plateau von Doberdo als auch am Görzer
Brückenkopf behauptet. Der Kampf ist jedoch noch nicht
abgeschlossen.
Bei Plawa, Tolmein und weiter nördlich unterhielt der Feind
gestern ein lebhaftes Artilleriefeuer. Die Gefechte im Krngebiete
dauern fort. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete ist die Lage
unverändert.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 23. Juli,
mittags
Die Schlacht im Görzischen ist
noch immer nicht abgeschlossen. Gegen den Görzer Brückenkopf
unterhielten die Italiener ein mäßiges Artilleriefeuer. Ein
Angriff auf den Monte Sabotino wurde abgeschlagen. Im Vorfelde
von Podgora liegen Hunderte von Feindesleichen. Unsere Truppen
haben die ursprünglichen Stellungen des Brückenkopfes
ausnahmslos im Besitz. Bei der Abwehr der zahlreichen feindlichen
Stürme zeichnete sich die dalmatinische Landwehr neuerdings
besonders aus. Am Rande des Plateaus von Doberdo wird weiter
gekämpft. Gegen den Abschnitt Peteano-Sdraussina setzten die
Italiener in der verflossenen Nacht drei Angriffe ein, die
abgewiesen wurden. Ebenso mißlang ein Versuch des Gegners, sich
zwischen Sdraussina und Polazzo näher an unsere Gräben
heranzuarbeiten. Auch neuerliche Vorstöße des Feindes bei Selz,
Vermigliano und gegen den Monte Cosich waren gleich allen
früheren vergeblich.
Am Mittelisonzo fanden nur Geschützkämpfe statt. Im Krngebiete
wiesen unsere Truppen gestern, dann nachts und heute früh
Angriffe ab.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts Wesentliches
ereignet. Ein Nachtangriff der Italiener auf den Monte Piano
scheiterte. Das Artilleriefeuer hält an mehreren Stellen an.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 24. Juli,
mittags
Obgleich die Schlacht im
Görzischen auch gestern und heute nacht nicht zum Abschluß kam,
wird der volle Mißerfolg des zweiten allgemeinen Angriffes der
Italiener immer deutlicher. Gegen den Görzer Brückenkopf begann
gestern abend auf die Höhen von Podgora ein neuer Angriff, der
schon durch Artilleriefeuer im Keime erstickt wurde. Ein
Gegenangriff unserer dortigen Truppen warf den Feind vollends
zurück. Am Nordwestrande des Plateaus von Doberdo wurden die
italienischen Vorstöße schwächer und seltener. Nachts setzten
sie ganz aus. Abermalige Angriffsversuche des Gegners in der
Front Polazzo-Vermigliano wurden leicht zum Stehen gebracht. Bei
Selz drang der Feind gestern vormittag in einen Teil unserer
Gräben am Plateaurand ein. Ein nächtlicher Gegenangriff brachte
jedoch sämtliche früheren Stellungen wieder in unseren Besitz
und warf den Feind auf der ganzen Linie zurück. Der heutige Tag
begann schon ruhiger.
Im Krngebiete wurden wieder alle feindlichen Angriffe
abgeschlagen, hierbei zeichnete sich Erzherzogs Josephs
Infanterie besonders aus.
An der Tiroler und Kärntner Front ist die Lage unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Am 23. früh haben unsere Kreuzer
und Fahrzeuge die Eisenbahn an der italienischen Ostküste auf
einer Strecke von 160 Kilometer erfolgreich beschossen. Die
Bahnstationen von Chienti, Campomarino, Fossacessia, Termoli und
Ortona sind stark beschädigt, jene von San Benedetto und
Grottamora in Brand geschossen, viele Lokomotiven und viele
Waggons demoliert, einige verbrannt. In Ortano wurde der
Wasserturm zerschossen, der Pontonkran beschädigt und ein
Schlepptender versenkt. Zwei Fabriken in Ortona und eine in San
Vito haben schweren Schaden davongetragen; alle Schornsteine sind
umgelegt. Der Bahnviadukt bei Termoli ist demoliert, die Brücke
über Moro eingestürzt und außerdem eine Kaserne in San
Benedetto zerschossen. Das Semaphor Tremiti wurde in Schutt
gelegt, das dortige Kabel zerstört; feindliche Seestreitkräfte
wurden nicht gesichtet.
Flottenkommando.
Wien, 25. Juli,
mittags
Im Görzischen beschränkte sich
der Feind gestern tagsüber auf starkes Artilleriefeuer.
Verzweifelte Nachtangriffe gegen unsere Stellungen am Rande des
Plateaus von Doberdo brachen wieder unter schweren Verlusten der
Italiener zusammen und konnten an der Tatsache nichts ändern,
daß der Ansturm gegen die küstenländische Front vergebens ist.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 26. Juli,
mittags
Gestern entbrannte der Kampf um
den Rand des Plateaus von Doberdo aufs neue. Tag und Nacht
griffen die Italiener an der ganzen Front ununterbrochen mit
großer Heftigkeit an; aber auch der neue Aufwand an Kraft und
Opfern war umsonst. Nur vorübergehend erzielte der Feind
örtliche Erfolge. Heute, bei Morgengrauen, waren die
ursprünglichen Stellungen wieder ausnahmslos im Besitz der
heldenmütigen Verteidiger. Gegen den Görzer Brückenkopf
unternahm der Gegner keinen neuen Angriff. Heute früh setzte das
Massenfeuer der italienischen Artillerie im Görzischen wieder
ein. Im Krngebiete wurde gestern nachmittag ein feindlicher
Angriff im Handgemenge und mit Steinwürfen zurückgeschlagen.
Die zurückgehenden Italiener erlitten in unserem Geschützfeuer
starke Verluste. Einer unserer Flieger belegte Verona mit Bomben.
An der Kärntner und Tiroler Front hat sich nichts von Bedeutung
ereignet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 27. Juli,
mittags
Unter dem Schutze des gestern
früh eröffneten Artilleriemassenfeuers griffen die Italiener
das Plateau von Doberdo mit verstärkter Kraft abermals an. Der
Ansturm scheiterte unter größeren Verlusten denn je. Nach
erbitterten Nahkämpfen blieben unsere Truppen auch an diesem
neunten Schlachttage in vollem Besitz ihrer alten Kampfstellungen
am Plateaurande.
An den übrigen Teilen der küstenländischen Front, dann im
Kärntner und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts Wesentliches
ereignet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 28. Juli,
mittags
Gestern ermattete auch der gegen
das Plateau von Doberdo gerichtete Angriff der Italiener,
stellenweise unterhielten sie noch ein heftiges Artilleriefeuer.
Im übrigen rafften sie sich nur mehr zu vereinzelten
schwächlichen Vorstößen auf, die mühelos abgewiesen wurden.
In den Kämpfen großen Stils trat somit eine Pause ein. Wie die
erste, so endete auch die ungleich gewaltigere zweite Schlacht im
Görzischen mit einem vollständigen Mißerfolg des angreifenden
Feindes, der diesmal in dem ungefähr 30 Kilometer breiten Raume
zwischen dem Monte Sabotino und der Küste sieben Korps mit
mindestens 17 Infanterie- und Mobilmilizdivisionen einsetzte und
um jeden Preis, ohne Rücksicht auf Opfer an Menschen und
Material, durchzubrechen versuchte. Die Gesamtverluste der
Italiener sind auf 100000 Mann einzuschätzen.
Erst die Geschichte wird die Leistungen unserer siegreichen
Truppen und ihrer Führer in dieser Abwehrschlacht werten.
Unerschüttert und unerschütterlich stehen sie noch immer dort,
wo sie vor zwei Monaten den Feind erwarteten. Dies gilt nicht nur
von den in zwei Schlachten heiß umstrittenen Stellungen im
Görzischen, sondern von unserer ganzen, zur Verteidigung im
Südwesten der Monarchie gewählten Kampffront.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Am 27. Juli früh unternahmen
unsere leichten Kreuzer- und Torpedoeinheiten einen erfolgreichen
Angriff auf die Eisenbahnstrecke von Ancona bis Pesaro und
beschossen die Stationsanlagen, Bahnhofsmagazine, Wachthäuser
und Eisenbahnbrücken an dieser Küstenstrecke mit gutem Erfolge.
Mehrere Lokomotiven und zahlreiche Waggons wurden demoliert. Ein
Bahnhofsmagazin geriet in Brand, der eine starke Explosion zur
Folge hatte.
Gleichzeitig belegten unsere Seeflugzeuge den Bahnhof, eine
Batterie, Kasernen und sonstige militärische Objekte Anconas
erfolgreich mit Bomben, wobei der Rangierbahnhof sehr stark
beschädigt und viel rollendes Material zerstört wurde.
In einem Naphthatank entstand ein noch auf 30 Seemeilen
sichtbarer Brand.
Alle Einheiten sind ohne Verluste eingerückt; feindliche
Seestreitkräfte wurden nicht gesichtet.
Flottenkommando.
Wien, 29. Juli,
mittags
An der küstenländischen Front
unternahmen die Italiener nur am Plateaurand bei Sdraussina und
bei Vermigliano erfolglose Vorstöße. Im Vorfelde des
Brückenkopfes von Görz räumte der Gegner seine Sturmstellungen
und ging in jene Linie zurück, die er vor der Schlacht
innehatte.
An der Kärntner Grenze Artilleriekämpfe und Geplänkel.
Im Tiroler Grenzgebiet wurde ein feindliches Bataillon bei Marce
im Etschtal zurückgeworfen, eine italienische Kompagnie im
Gebiete der Tofana zersprengt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 30. Juli
Die im Görzischen am Plateaurande
noch andauernden italienischen Angriffe sind vereinzelte,
vergebliche Vorstöße feindlicher Abteilungen, die sich gegen
die vorspringenden Stützpunkte unserer Stellungen richten. So
versuchten östlich Sagrado und bei Redipuglia italienische
Truppen weiter Raum zu gewinnen; sie wurden durchweg abgewiesen.
Besonders um den Monte sei Busi, der fest in unserem Besitz ist,
mühte sich der Feind vergebens. An den anderen Teilen der Front
im Südwesten hat sich nichts Wesentliches ereignet. Am Plateau
von Cormons wurde in den letzten Tagen ein italienischer Flieger
durch Volltreffer einer Ballonabwehrkanone abgeschossen; Pilot
und Beobachter wurden unter den brennenden Trümmern des
Flugzeuges tot aufgefunden.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Die Italiener hatten kürzlich auf
dem von uns militärisch nicht besetzten Eiland Pelagosa eine
Funkenstation errichtet. Am 28. Juli wurden die Stationsgebäude
derselben von einer Gruppe unserer Torpedofahrzeuge durch
Geschützfeuer zerstört und der Gittermast umgelegt. Hieran
anschließend wurde zum Feststellung des Umfanges der feindlichen
Besetzung ein kleines Landungsdetachement unserer
Torpedofahrzeuge zu einer scharfen Rekognoszierung auf das Eiland
gesandt. Dieses drang, ungeachtet des heftigen Widerstands, über
einen feindlichen Schützengraben bis zu den stark besetzen,
betonierten Verteidigungsanlagen der Italiener vor und brachte
diesen, unterstützt durch das Artilleriefeuer aus unseren
Fahrzeugen, bedeutende Verluste bei. So fielen unter anderen der
Kommandant der italienischen Besatzung und ein zweiter Offizier.
Nach der erfolgreichen Rekognoszierung kehrte unser Detachement
trotz der großen Übermacht des Gegners ohne erhebliche Verluste
wieder auf die Fahrzeuge zurück. Feindliche Unterseeboote
lancierten vergebens mehrere Torpedos gegen unsere Einheiten.
Flottenkommando.
Wien, 31. Juli,
mittags
Die italienischen
Infanterieangriffe im Görzischen haben gestern vollkommen
ausgesetzt. Gegen unsere Stellungen am Plateaurande verfeuert die
feindliche Artillerie nach wie vor große Munitionsmengen.
Im Kärntner Grenzgebiete kam es zu mehreren Gefechten; drei
italienische Bataillone griffen nach starker
Artillerievorbereitung die Stellungen unserer Truppen auf dem
Kleinen Pal an. Es gelang dem Feinde, in einen vorgeschobenen
Schützengraben einzudringen, doch wurde er nach hartem Kampf
unter schwersten Verlusten wieder vollends zurückgeschlagen.
Ebenso wurde ein Vorstoß italienischer Truppen beim Paß Lodinut
(nördlich Paularo) auf nächste Distanz durch Feueranfall und
Handgranaten abgewiesen. Am Grenzkamm südlich Malborghet räumte
eine unserer vorgeschobenen Abteilungen einen Beobachtungsposten
vor überlegenen feindlichen Kräften.
In Tirol beschoß italienische Artillerie erfolglos die Plateaus
von Folgaria-Lavarone. Ein Angriff schwächerer feindlicher
Kräfte im Gebiete des Monte Cristallo wurde blutig abgewiesen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.