Österreichischer Heeresbericht über die Ereignisse an der italienischen Front im August 1916:

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Wien, 1. August
Nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 2. August
Die Lage ist unverändert. In den Dolomiten wurde östlich des Siefsattels der Angriff von zwei italienischen Kompagnien abgewiesen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
Am 1. August um 7½ früh brach ein Geschwader von 14 italienischen Großkampfflugzeugen über Pirano nach Istrien ein. Linienschiffsleutnant Banfield stieg in Triest mit einem Seeflugzeug auf, verfolgte das feindliche Geschwader über ganz Istrien, erreichte dessen Gros - sieben Caproni - über Fiume in 2700 Meter Höhe und schoß ein Großkampfflugzeug ab. Führer tot. Zwei Beobachter gefangen. Banfield und sein Flugzeug blieben unversehrt. 
Das italienische Unterseeboot "Giacinto Pullino" fiel in der nördlichen Adria in unsere Hände und wurde fast ganz unbeschädigt nach Pola geschleppt. Die gesamte Bemannung, bestehend aus 3 Offizieren und 18 Mann, wurde unverwundet gefangengenommen. 

Flottenkommando.


Erfolgreiche See- und Luftgefechte in der Adria

Wien, 3. August
Bei erfolgreichen kleineren Unternehmungen wurden gestern im Borcolaabschnitt 140 Italiener, darunter 2 Offiziere, gefangen, 2 Maschinengewehre erbeutet. Auf den Höhen südwestlich Paneveggio wurden am 1. August wieder zwei italienische Bataillone unter den schwersten Verlusten zurückgeschlagen.
Sonst keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
Eine Gruppe unserer Torpedofahrzeuge hat am 2. August morgens militärische Objekte in Molfetta beschossen; ein Flugzeughangar wurde demoliert, eine Fabrik in Brand geschossen, eine andere beschädigt; bei der Rückkehr hatten diese Torpedofahrzeuge und der zu ihnen gestoßene Kreuzer "Aspern" ein kurzes Feuergefecht mit einer aus einem Kreuzer und sechs Zerstörern bestehenden feindlichen Abteilung. Nachdem unsererseits Treffer erzielt worden waren, wendeten die feindlichen Einheiten nach Süden ab und verschwanden. Unsere Einheiten kehrten unversehrt zurück.
 In den Morgenstunden desselben Tages wurden fünf feindliche Landflugzeuge, welche über Durz (Durazzo) Bomben abgeworfen hatten, ohne irgendeinen Schaden anzurichten, von den dort sofort aufgestiegenen Seeflugzeugen verfolgt. Eines der feindlichen Flugzeuge wurde einige Seemeilen südlich Durz (Durazzo) durch eines unserer Seeflugzeuge (Führer: Seefähnrich von Fritsch, Beobachter: Seefähnrich Sewera) zum Absturz gebracht und, nur leicht beschädigt, erbeutet. Von den beiden Insassen, welche die Flucht ergriffen hatten, wurde später ein Offizier von unseren Truppen gefangen. 
Torpedofahrzeug „Magnet" wurde am 2. August vormittags von einem feindlichen Unterseeboot anlanciert und durch einen Torpedotreffer am Heck beschädigt. Hierbei wurden 2 Mann getötet, 4 verwundet; 7 Mann werden vermißt. Das Fahrzeug wurde in den Hafen eingebracht. 

Flottenkommando.


Wien, 4. August
Die Lage ist unverändert. In mehreren Abschnitten der Isonzofront entwickelte die feindliche Artillerie gestern eine lebhafte Tätigkeit.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Italienische Sturmangriffe abgeschlagen

Wien, 5. August
Im südlichen Teile der Hochfläche von Doberdo kam es gestern zu heftigen Kämpfen. 
Das feindliche Artilleriefeuer, das schon in den letzten Tagen an Stärke zugenommen hatte, setzte im Abschnitt Monte Dei Sei Busi - Monfalconerücken um 10 Uhr vormittags mit größter Heftigkeit ein. Nach ununterbrochen anhaltendem, vierstündigem Massenfeuer begannen um 2 Uhr mittags die italienischen Infanterieangriffe. Die ersten Versuche des Gegners, aus seinen Deckungen vorzugehen, scheiterten an der trefflichen Wirkung der braven Artillerie. Trotzdem gelang es dem Feinde, im Laufe des Nachmittags an mehreren Punkten in unsere Stellungen einzudringen. Dank der tapferen Haltung unserer Infanterie wurde er jedoch im Nahkampf überall wieder hinausgeworfen, so daß um 7 Uhr abends die ganze alte Stellung wieder in unserem Besitze war. Um diese Zeit ließ das Geschützfeuer nach und flaute bis zum Einbruch der Dunkelheit völlig ab. Mindestens sieben italienische Regimenter waren an diesem mißlungenen Angriff beteiligt. 230 Mann wurden unverwundet gefangen, 2 Maschinengewehre erbeutet. Der Nordteil der Hochfläche und der Görzer Brückenkopf standen tagsüber gleichfalls unter starkem Geschützfeuer. In Kärnten wurde auf dem Plöcken der Vorstoß von drei italienischen Kompagnien, an der Tiroler Ostfront der Angriff einer Brigade gegen die Höhen nördlich von Paneveggio blutig abgewiesen. Unsere Flieger belegten Bassano erfolgreich mit Bomben.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Ein italienisches Luftschiff vor Lissa verbrannt

Wien, 6. August
An der Isonzofront hielt das starke Artilleriefeuer gegen den Görzer Brückenkopf und die Hochfläche von Doberdo mit unverminderter Heftigkeit an. Vereinzelte Vorstöße gegen unsere Stellungen östlich von Redipuglia und bei Selz wurden abgewiesen. Unter der gestrigen Beschießung hatte die Stadt Görz stark zu leiden. Das Spital der Barmherzigen Brüder wurde durch Volltreffer zerstört, mehrere Personen wurden getötet. An der Tiroler Ostfront stehen unsere Höhenstellungen im Raume bei Paneveggio andauernd unter heftigem Geschützfeuer. Einzelne Vorstöße italienischer Bataillone scheiterten unter den schwersten Feindverlusten. Südlich des Val Sugana brachte ein kurzer Vorstoß eigener Abteilungen 2 Offiziere, 76 Italiener und 5 Maschinengewehre ein.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Am 5. d. M. nachmittags fuhr ein von Südwest kommendes feindliches Luftschiff in großer Höhe gegen die Insel Lissa. In der Nähe der Insel fiel es brennend in die See und sank. Ein Torpedoflottille. welche gleich zur Stelle war, konnte nur mehr einige Trümmer desselben, darunter Reste der Ballonhülle und einen Rettungsschlauch, bergen. Trotz langen Suchens konnte von der Besatzung niemand gefunden und gerettet werden. 

Flottenkommando.


Wien, 7. August
Gestern früh setzte das heftige Artilleriefeuer an der Isonzofront vom Tolmeiner Brückenkopf bis zum Meere von neuem ein. Nach vierstündiger äußerst heftiger Beschießung griffen die Italiener um 4 Uhr nachmittags an zahlreichen Stellen des Görzer Brückenkopfes und der Hochfläche von Doberdo an; so entwickelten sich am Monte San Sabotino, bei Pevma und am Monte San Michele erbitterte Kämpfe, die die ganze Nacht hindurch andauerten und auch jetzt noch nicht abgeschlossen sind. Gegenangriffe unserer Truppen brachten den größten Teil der von dem Gegner im ersten Anlauf genommenen ganz zerschossenen vordersten Stellungen wieder in eigenen Besitz. Um einzelne Gräben wird noch heftig gekämpft. Bisher sind 32 Offiziere und 1200 Mann gefangen worden. 
Görz steht andauernd unter schwerem Artilleriefeuer, das in der Stadt mehrere Brände verursachte. Mit weittragenden Geschützen wurde gestern auch Sistiana beschossen. 
An der Tiroler Ostfront scheiterten wiederholte Vorstöße gegen die Höhenstellungen nördlich von Paneveggio.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
Wien, 7. August. Am 6. d. M. vormittags hat Linienschiffsleutnant Banfield mit einem Seeflugzeug ein italienisches Großkampfflugzeug (Caproni) nach längerem Luftkampf in 2700 Meter Höhe über dem Golfe von Triest abgeschossen und hiermit das vierte feindliche Flugzeug Gezwungen. Das Flugzeug stürzte bei Sistiana ab und verbrannte. Von den Insassen ist 1 Leutnant tot, 1 Unteroffizier schwer, 1 Unteroffizier leicht verwundet worden.

Flottenkommando.


Räumung des Brückenkopfes von Görz

Wien, 8. August
Die erbitterten Kämpfe im Görzischen dauern mit unverminderter Heftigkeit fort. Die im Görzer Brückenkopf westlich des Isonzo kämpfenden Truppen schlugen seit 6. August nachmittags zahlreiche weit überlegene feindliche Angriffe blutig ab. Hierbei wurden 2932 Italiener, darunter 72 Offiziere, gefangen. Um die tapfere Besatzung des Brückenkopfes, gegen die sich immer neue wütende Angriffe der Italiener richten, vor großen Verlusten zu bewahren, wurde sie heute auf das östliche Isonzoufer zurückgenommen. Auf der Hochfläche von Doberdo scheiterten am Monte San Michele und bei San Martino alle feindlichen Angriffe unter den schwersten Verlusten des Gegners. Ebenso brachen weiter südlich starke italienische Angriffe in unserem Feuer völlig zusammen. Alle Stellungen sind hier im Besitze unserer Truppen. An der Kärntner und Tiroler Front stellenweise lebhafte Artilleriekämpfe.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
Ein Seeflugzeuggeschwader hat in der Nacht vom 7. auf den 8. August die feindlichen Batteriestellungen an der Isonzomündung und die feindliche Seeflugzeugstation Gorgo mit schwersten, mittleren und Brandbomben ausgiebig und erfolgreich belegt. Die Seeflugzeuge wurden heftig beschossen, kehrten jedoch unversehrt zurück. 

Flottenkommando.


Wien, 9. August
Die heftigen Kämpfe im Raume von Görz dauern fort. Gestern nachmittag erreichten einzelne feindliche Abteilungen die Stadt. Am Monte San Michele und bei San Martino wiesen unsere Truppen wiederholte Angriffe unter schwersten Verlusten der Italiener ab. Das königlich ungarische Szekesfehervarer Honved-Infanterieregiment Nr. 17 tat sich hierbei besonders hervor.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
In der Nacht vom 8. auf den 9. August belegte ein Seeflugzeuggeschwader eine feindliche Batterie an der Isonzomündung und die feindliche Seeflugstation Gorgo bei Grado sehr wirkungsvoll mit Bomben. Mehrere Volltreffer wurden erzielt. Trotz heftiger Beschießung kehrten die Flugzeuge unversehrt zurück. 

Flottenkommando.


Vergebliche italienische Angriffe gegen den Abschnitt von Plava - Räumung von Görz -
Fliegerbombardement von Venedig

Wien, 10. August
Entsprechend der durch die Räumung des Brückenkopfes von Görz eingetretenen Lage wurde die Stadt aufgegeben und nach blutiger Abweisung neuerlicher italienischer Angriffe auf der Hochfläche von Doberdo die gebotene Berichtigung unserer Stellungen - vom Feinde ungestört - durchgeführt. In diesem Raume nahmen unsere Truppen in den letzten Tagen 4100 Italiener gefangen. Beim Einbruch des Gegners in den Görzer Brückenkopf konnten sechs unserer Geschütze nicht mehr geborgen werden. 
Gestern richteten sich die stärksten Anstrengungen der Italiener gegen den Abschnitt von Plawa. Nach zweistündigem Artilleriemassenfeuer griff die feindliche Infanterie Zagora viermal, die Höhen östlich von Plawa dreimal an. Alle diese Stürme brachen sich am festen Widerstand unserer Truppen, unter denen sich Abteilungen der Infanterieregimenter Nr. 22 und 52 neuerdings auszeichneten. An der Tiroler Front scheiterten mehrere Angriffsversuche des Feindes in den Dolomiten und drei Angriffe auf unsere Stellungen im Pasubiogebiet.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Der Besuch der italienischen Großkampfflugzeuge in Fiume am 1. d. M. wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. von unseren Geschwadern, zusammen 21 Seeflugzeugen, in Venedig erwidert, wo sie das Arsenal, Bahnhof, militärische Objekte und Fabrikanlagen mit Bomben im Gesamtgewicht von 3½ Tonnen mit verheerendem Erfolg belegten. Ein Dutzend Brände wurde hervorgerufen, davon zwei von sehr großer Ausdehnung bei der Baumwollfabrik und in der Stadt, die noch auf 25 Meilen Entfernung sichtbar waren. Das heftige Abwehrfeuer der Batterien war ganz wirkungslos. Alle Flugzeuge sind unversehrt eingerückt.

Flottenkommando.


Neuer Fliegerangriff auf Venedig

Wien, 11. August
An der küstenländischen Front erneuerten die Italiener ihre Anstrengungen gegen den Abschnitt von Plava und griffen auch unsere neuen Stellungen auf den Höhen östlich von Görz mit beträchtlichen Kräften an. Alle diese Angriffe wurden abgeschlagen. Ebenso scheiterten mehrere Vorstöße des Feindes in den Dolomiten. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
In der Nacht vom 10. auf 11. wiederholten unsere Seeflugzeuggeschwader den Angriff auf Venedig. Arsenal, Bahnhof, die Außenwerke und Außenforts wurden ausgiebig mit Bomben belegt; gute Wirkung und Brände im Arsenal und in den Bahnhofsanlagen konnten trotz des herrschenden Gewitterregens einwandfrei festgestellt werden. In die Luftschiffhalle von Campalto wurde ein Volltreffer erzielt. Ferner wurden die Batterien in Grado und an der Isonzomündung erfolgreich mit Bomben belegt. Trotz des sehr ungünstigen Wetters und des heftigen Abwehrfeuers sind alle Flugzeuge unversehrt eingerückt.

Flottenkommando.


Italienische Angriffe östlich von Görz abgewiesen

Wien, 12. August
Im Abschnitt zwischen dem Meere und dem Wippachtale wurden mehrere Versuche der Italiener, sich unseren neuen Stellungen zu nähern, durch Feuer vereitelt. Auf den Höhen östlich von Görz schlugen unsere Truppen wieder einen starken Angriff ab und nahmen hierbei 10 Offiziere, 140 Mann gefangen. Der Monte San Gabriele und der Monte Santo stehen unter heftigem feindlichen Artilleriefeuer. 
An der Tiroler Front brachten uns kleinere Unternehmungen 89 Gefangene, darunter 5 Offiziere, und 1 Maschinengewehr ein.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Seeflugzeuge haben in der Nacht vom 11. auf den 12. laufenden Monats die feindlichen Batterien an der Isonzomündung, die feindliche Flugzeugstation Gorgo und die Adriawerke bei Monfalcone sehr wirksam mit Bomben belegt. Sie kehrten trotz heftigster Beschießung unversehrt zurück. 

Flottenkommando.


Sieben italienische Stürme östlich Görz gescheitert

Wien, 13. August
Die Italiener gingen an unsere neue Front zwischen dem Meere und dem Monte San Gabriele mit starken Kräften heran. Im Abschnitt östlich des Valonetales hatten unsere Truppen mehrere Angriffe abzuweisen. Zu sehr heftigen Kämpfen kam es wieder auf den Höhen östlich von Görz, wo sieben starke Stürme des Feindes unter schwersten Verlusten scheiterten. Seit Beginn des italienischen Angriffs blieben 5000 Gefangene, darunter über 100 Offiziere, in unseren Händen. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See: 
In der Nacht vom 12. auf den 13. wurden die Luftschiffhallen von Campalto bei Venedig von einem Seeflugzeuggeschwader vollkommen zerstört. In einer Halle explodierte ein Luftschiff mit 500 Meter hoher Stichflamme, die andere Halle brannte ohne Explosion nieder. Gleichzeitig belegte ein anderes Seeflugzeuggeschwader die Flugzeughalle von Gorgo, die Anlagen in Grado, die Batterien an der Isonzomündung und die Adriawerke mit sehr gutem Erfolge. Mehrere Volltreffer in die Flugzeughalle und die Batteriestellungen und ein halbes Dutzend Brände wurden einwandfrei festgestellt. Ein drittes Geschwader erzielte mehrere Volltreffer in den Batterien der Isonzomündung und militärischen Objekten in Pieris und San Canzia. Trotz heftigen Abwehrfeuers bei allen Angriffen sind sämtliche Flugzeuge wohlbehalten zurückgekehrt. 

Flottenkommando.


Wien, 14. August
Starke feindliche Kräfte griffen unsere Stellungen östlich des Talonetales zwischen Lokvica und der Wippach siebenmal an, wurden aber von unseren Truppen immer wieder vollständig zurückgeschlagen. Die Infanterieregimenter Nr. 43 und 46 haben sich wieder glänzend bewährt. 
Die Höhen östlich von Görz, der Monte San Gabriele und der Monte Santo standen unter heftigstem Geschützfeuer. 
Im Suganer Abschnitt brachen zwei feindliche Angriffe auf dem Civaron in unserem Feuer zusammen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
In der Nacht vom 13. auf den 14. hat ein Seeflugzeuggeschwader den Bahnhof Ronchi, militärische Objekte und Stellungen in Pieris, Vermegliano, Selz und San Canziano, sowie eine feindliche Batterie an der Isonzomündung sehr erfolgreich mit Bomben belegt und viele Treffer erzielt. Alle Flugzeuge sind trotz heftigster Beschießung unversehrt eingerückt.

Flottenkommando.


Wien, 15. August
Die Italiener setzten ihre Angriffe sowohl auf der Front Salcano-Mern, gegen die Höhen östlich von Görz als auch im Abschnitt südlich der Wippach bis Lokvica unaufhörlich mit großen Massen fort, während sie die anschließenden Räume unter starkem Artilleriefeuer hielten. Unsere Truppen schlugen alle Stürme blutig ab und blieben - vielfach nach erbittertem Handgemenge - an der ganzen Front im Besitz ihrer Stellungen. Der ostgalizischen und dalmatinischen Landwehrinfanterie sowie dem bewährten Honved-Infanterieregiment Nr. 3 gebührt ein hervorragender Anteil am Erfolg des gestrigen Tages. 
Auch bei Plawa und Zagora, dann an der Dolomitenfront auf der Croda del Ancona wurden feindliche Vorstöße abgewiesen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 14. auf den 15. eine feindliche Batterie an der Isonzomündung, militärische Anlagen von Ronchi, Vermegliano und Selz sehr erfolgreich mit Bomben belegt, Volltreffer erzielt und Brände erzeugt. Alle Flugzeuge sind trotz heftigster Beschießung unversehrt eingerückt. 

Flottenkommando.


Italienische Sturmangriffe blutig gescheitert

Wien, 16. August
Im Görzischen wiederholte der Feind seine heftigen Angriffe auf unsere Höhenstellungen östlich der Linie Salcano-Vertojba und bei Oppacchiasella. Fast überall konnte der Ansturm schon durch Feuer abgewiesen werden. An einzelnen Stellen aber, wo es den Italienern gelang, in unseren vordersten Gräben Fuß zu fassen, waren sie durch Gegenangriff bald hinausgeworfen. So blieben wieder alle Stellungen fest in Händen unserer Truppen, die dem Feinde schwerste Verluste beibrachten und 480 Gefangene, darunter ein Oberstleutnant und 7 andere Offiziere, 6 Maschinengewehre und 2 Minenwerfer abnahmen. Das Feldjägerbataillon Nr. 2 und Abteilungen der Infanterieregimenter 24 und 48 verdienten sich in diesen Kämpfen besonderes Lob. 
Bei Zagora scheiterte einen Vorstoß einiger Kompagnien an den Hindernissen unserer Stellung. 
An der Dolomitenfront schlug die Besatzung unserer Rufreddostellung einen Angriff im Handgemenge ab. 
Gegen den Abschnitt Monte Zebio - Monte Interrotto gingen nach lebhaftem Artillerie- und Minenwerferfeuer schwächere feindliche Abteilungen vor, die leicht abgewiesen wurden.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
In der Nacht vom 14. auf den 15. vollführte ein Seeflugzeuggeschwader einen Angriff gegen Valona. Es wurden Volltreffer in einer Küstenbatterie, in Barackenlagern, in einem Lagerhaus und auf einem Schiffe erzielt, zahlreiche Brände erzeugt. Trotz heftiger Abwehr sind alle Flugzeuge unversehrt eingerückt. Am 14. d. M. vormittags haben sieben feindliche Seeflugzeuge, größtenteils französische, unter Schutz von drei französischen Kampffliegern und gedeckt durch feindliche Torpedoeinheiten und Motorboote, welche sich in hoher See hielten, Triest angegriffen. Eigene Flugzeuge stiegen zur Bekämpfung auf. Linienschiffsleutnant Banfield zwang im Luftkampf ein feindliches Flugzeug zum Niedergehen mitten im Golfe; dessen Insassen dürften verwundet sein. Er verfolgte sodann ein zweites und brachte es im Luftkampf zum jähen Absturz bei Miramare. Die Insassen fanden dabei den Tod. Das ganz zertrümmerte Flugzeug Sba 308 wurde von uns eingebracht. Die feindlichen Flieger warfen mehrere Bomben über dem Hafen ab, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Soweit bekannt, wurden zwei Personen getötet, eine schwer, eine leicht verwundet.

Flottenkommando.


Wien, 17. August
Während die Italiener gestern ihre Tätigkeit an der Front zwischen Plava und der Wippach auf lebhaftes Artilleriefeuer beschränkten, griffen sie zwischen diesem Flusse und Oppacchiasella unsere Stellungen fünfmal tief gegliedert an. Nur an einer Stelle hatten unsere Truppen den Feind im Nahkampf zurückzuwerfen. Im übrigen brachen seine Stürme unter besonders schweren Verlusten schon in unserem Feuer zusammen. An der Tiroler Front scheiterten kleinere feindliche Unternehmungen am Monte Piano und Civaron. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
In Erwiderung des feindlichen Fliegerangriffs auf Triest hat in der Nacht vom 16. auf den 17. ein Flugzeuggeschwader Venedig angegriffen. Es wurden der Bahnhof, Magazine, das Arsenal und militärische Objekte ausgiebig mit schweren, leichten und Brandbomben belegt, viele Volltreffer erzielt und ein großer Brand in den Bahnhofsmagazinen erzeugt. Ein zweites Geschwader griff erfolgreich den Innenhafen von Grado, eine Batterie am unteren Isonzo und militärische Objekte von Monfalcone an. Trotz heftigster Abwehr sind alle Flugzeuge unversehrt eingerückt. 

Flottenkommando.


Wien, 18. August
Das feindliche Geschützfeuer gegen unsere neue Front im Görzischen hält an. Abgesehen von einem abgewiesenen Angriff der Italiener gegen die Höhen südwestlich von San Grado di Merna kam es zu keinen Infanteriekämpfen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 19. August
Der gestrige Tag verlief auch an der küstenländischen Front ziemlich ruhig. 
An der Isonzostrecke nordöstlich von Plava säuberten unsere Truppen das linke Flußufer von schwächeren feindlichen Abteilungen, die sich bei Globna und Britof eingenistet halten, und machten etwa 50 Gefangene. Ein Nachtangriff der Italiener gegen ein Frontstück südlich des Wippachtales wurde glatt abgeschlagen. An der Fleimstalfront brachte eine Unternehmung gegen eine feindliche Vorstellung südöstlich der Cima di Bocche 60 Gefangene und 2 Granatwerfer ein. 
Italienische Abteilungen, die abends gegen unsere Stellungen im Gebiet des Monte Zebio vorgingen, wurden abgewiesen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 20. - 22. August
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 23. August
An der küstenländischen Front unterhielt die feindliche Artillerie gegen einzelne Räume zeitweise ein lebhafteres Feuer. Die italienischen Flieger entfalteten rege Tätigkeit. Bei Wochein-Feistritz fiel ein Doppeldecker in unsere Hände. Die Insassen wurden gefangengenommen. In Tirol brachte uns eine Unternehmung an der Fleimstalfront 80 unverwundete Gefangene und 2 Maschinengewehre ein.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Abgeschlagene Angriffe der Italiener

Wien, 24. August
Nach heftiger Beschießung des Kammes der Fassaner Alpen und unserer Höhenstellungen beiderseits des Travignotales setzten die Italiener gegen die Front Coltorondo-Cima di Cece mehrere Angriffe an, die abgeschlagen wurden. Sonst keine Ereignisse von Bedeutung.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 25. August
Gestern abend hielt der Feind unsere Stellungen südlich der Wippach bis Nowa Vas unter lebhaftem Geschützfeuer. Gleichzeitig gingen zahlreiche Aufklärungsabteilungen gegen dieses Frontstück vor. Sie wurden abgewiesen. An der Front der Fassaner Alpen ließ nach den mißlungenen Angriffen der Italiener auch ihre Artillerietätigkeit nach. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Italienische Angriffe am Cauriol gescheitert

Wien, 26. August
Das feindliche Geschützfeuer gegen unsere Stellungen südlich der Wippach war zeitweise wieder sehr lebhaft. Im Plöckenabschnitt wurden Annäherungsversuche der Italiener abgewiesen. An der Front südlich des Fleimstales scheiterten die wiederholten Angriffe mehrerer Bataillone gegen den Cauriol, ebenso wie alle Vorstöße schwächerer feindlicher Abteilungen gegen unsere Kampfstellungen im Gebiete der Cima di Cece. 
Bei Lusern schoß Leutnant v. Siedler einen Caproni ab.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Kriegserklärung Italiens an Deutschland

Berlin, 27. August (Amtlich)
Die Königlich italienische Regierung hat durch Vermittlung der schweizerischen Regierung der Kaiserlichen Regierung mitteilen lasse, daß sie sich vom 28. d. m. an als mit Deutschland im Kriegszustand befindlich betrachtet.

Der Wortlaut der italienischen Kriegserklärung

Berlin, 27. August
Die Note, mit der der italienische Gesandte in Bern im Auftrage seiner Regierung am 26. d. Mts. die schweizerische Regierung ersucht hat, die Kaiserliche Regierung davon zu unterrichten, daß Italien sich vom 28. d. Mts. ab als im Kriegszustand mit Deutschland befindlich ansieht, lautet in Übersetzung: 

"Auf Weisung der Regierung Seiner Majestät habe ich die Ehre, die nachfolgende Mitteilung zur Kenntnis Eurer Exzellenz und des Bundesrats zu bringen: 
Die feindseligen Akte seitens der deutschen Regierung gegenüber Italien folgen einander mit wachsender Häufigkeit; es genügt, die wiederholten Lieferungen an Waffen und an Werkzeugen für den Land- und Seekrieg zu erwähnen, die von Deutschland an Österreich-Ungarn erfolgt sind; desgleichen die ununterbrochene Teilnahme deutscher Offiziere, Soldaten und Matrosen an den verschiedenen, gegen Italien gerichteten militärischen Operationen. Auch ist es nur der von deutscher Seite Österreich-Ungarn in den verschiedensten Formen und in reichlichstem Maße zuteil gewordenen Unterstützung zu danken, daß es diesem möglich geworden ist, jüngst die Kräfte für eine Unternehmung von besonderer Ausdehnung gegen Italien zusammenzubringen. Ferner ist zu erwähnen die Auslieferung italienischer Gefangener, die aus den österreichisch-ungarischen Konzentrationslagern entkommen und auf deutsches Gebiet geflüchtet waren, an unseren Feind; die auf Betreiben des Kaiserlichen Auswärtigen Amtes an die deutschen Kreditinstitute und Bankiers gerichtete Aufforderung, wonach diese jeden italienischen Untertan als feindlichen Ausländer zu erachten und jede Zahlung, die ihm etwa geschuldet sein sollte, hintanhalten sollten, sowie die Unterbrechung der Zahlung der Renten an italienische Arbeiter, die diesen auf Grund ausdrücklicher Bestimmungen des deutschen Gesetzes zustehen. Alles dieses sind Erscheinungen, aus denen sich die wahre systematische Stellungnahme der Kaiserlichen Regierung Italien gegenüber ergibt. 
Ein derartiger Zustand kann auf die Dauer seitens der Königlichen Regierung nicht geduldet werden. Er vertieft zum ausschließlichen Schaden Italiens den schwerwiegenden Gegensatz zwischen der tatsächlichen und der rechtlichen Lage, die sich an sich schon aus dem Umstande ergibt, daß Italien einerseits, Deutschland andererseits mit zwei untereinander im Kriege befindlichen Staatengruppen verbündet sind. 
Aus den aufgezählten Gründen erklärt die italienische Regierung im Namen Seiner Majestät des Königs von Italien hiermit, daß sie sich vom 28. d. Mts. ab mit Deutschland im Kriegszustand befindlich erachtet, und bittet die schweizerische Bundesregierung, das Vorstehende zur Kenntnis der Kaiserlich Deutschen Regierung bringen zu wollen."



Erneute Angriffe gegen den Cauriol abgeschlagen

Wien, 27. August
Neuerliche Angriffe auf den Cauriol wurden unter empfindlichen Verlusten der Italiener abgeschlagen. Das gleiche Schicksal hatten auch alle übrigen Vorstöße des Feindes gegen die Front der Fassaner Alpen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
Am 26. laufenden Monats hat Linienschiffsleutnant Konjovic mit noch zwei anderen Seeflugzeugen im Ionischen Meere eine Gruppe von feindlichen Überwachungsdampfern angegriffen und einen derselben mit Bombentreffern versenkt. Die Flugzeuge, welche von den feindlichen Überwachungsfahrzeugen heftig beschossen wurden, kehrten unversehrt zurück.

Flottenkommando.


Kriegserklärung Rumäniens an Österreich-Ungarn

Berlin, 28. August
Die rumänische Regierung hat gestern abend Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Der Bundesrat wird zu einer sofortigen Sitzung zusammenberufen.
Wien, 28. August. 
Gestern nacht ist der Königlich Rumänische Gesandte im Ministerium des Äußern erschienen, um eine Note zu übergeben, der zufolge sich Rumänien ab 27. August, 9 Uhr abends, als im Kriegszustand mit Österreich-Ungarn befindlich betrachtet.

Wien, 28. August
Am Cauriol wurde wieder heftig gekämpft. Nachdem ein Angriff des Feindes in unserem Geschützfeuer gescheitert war, gelang es abends einer italienischen Abteilung, mit starker Artillerieunterstützung in unsere Gipfelstellung einzudringen. Heute früh warf ein Gegenangriff den Feind wieder hinaus. 
An der küstenländischen Front wurde der Monte San Gabriele und die Gegend von Nova Vos von der italienischen Artillerie lebhaft beschossen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ein Armeebefehl Erzherzog Friedrichs

Wien, 28. August
Heute ist folgender Armeeoberkommandobefehl erlassen worden:
Soldaten! Kriegskameraden! Ich habe Euch mitteilen lassen, daß in der Reihe unsern Gegner ein neuer Feind aufgetaucht ist: das Königreich Rumänien. Euer ehrlicher Soldatensinn wird für diesen räuberischen Überfall das richtige Maß an Verachtung finden. Wir haben in den vergangenen Jahren manche schwere Stunde überwunden, wir werden auch den neuen Strauß in Ehren durchkämpfen, unserem Eidschwur zu den Fahnen des Allerhöchsten Kriegsherrn getreu! Gott mit Euch!

Erzherzog Friedrich, Feldmarschall.


Wien, 29. August
Die Tätigkeit des Feindes ist in mehreren Frontabschnitten lebhafter geworden. 
Unsere Stellungen auf den Fassaner Alpen stehen unter andauerndem starken Geschützfeuer. Angriffe gegen die Cauriolscharte und die Cima di Cece wurden abgeschlagen; der Cauriolgipfel fiel nach hartnäckigem Kampf in Feindeshand. An der Dolomitenfront scheiterten mehrere Vorstöße der Italiener gegen unsere Rufreddostellungen. 
Im Plöckenabschnitt und an der küstenländischen Front zwischen dem Col Santo und Nova Vas versuchte feindliche Infanterie an mehreren Stellen, mit kräftiger Artillerieunterstützung vorzugehen. Diese Versuche wurden überall vereitelt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Der Wortlaut der rumänischen Kriegserklärung

Kopenhagen, 29. August
Die Petersburger Telegraphen-Agentur verbreitet folgende Meldung aus Bukarest:
Nach dem Kronrat wurde dem österreichisch-ungarischen Gesandten Grafen Czernin folgende Note übermittelt:
Das zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien abgeschlossene Bündnis hatte nach den ebenen Erklärungen der Regierungen nur einen wesentlich erhaltenden und verteidigenden Charakter. Sein Hauptziel war, die verbündeten Länder gegen jeden von außen kommenden Angriff zu schützen und einen Zustand zu befestigen, der durch frühere Verträge geschaffen worden war. In dem Wunsche, seine Politik mit diesen friedlichen Bestrebungen in Einklang zu bringen, schloß sich Rumänien diesem Bündnis an, mit dem Werke seiner inneren Verfassung beschäftigt und treu seinem festen Entschlusse, in der Gegend an der unteren Donau ein Element der Ordnung und des Gleichgewichtes zu bleiben. Rumänien hörte nicht auf, zur Aufrechterhalte des Friedens am Balkan beizutragen. Die letzen Balkankriege, welche den status quo zertrümmerten, zwangen ihm eine neue Richtung für sein Verhalten auf. Sein Eingreifen bewirkte den Frieden und stellte das Gleichgewicht wieder her. Rumänien begnügte sich mit einer Grenzberichtigung, die ihm mehr Sicherheit gegen einen Angriff verschaffte und zu gleicher Zeit eine Ungerechtigkeit gut machte, die zu seinem Schaden aus dem Berliner Kongreß begangen worden war. Aber in der Verfolgung dieses Zieles erlebte Rumänien die Enttäuschung, feststellen zu müssen, daß es von seiten des Wiener Kabinetts nicht der Haltung begegnete, die es mit Recht erwarten konnte.

Als der gegenwärtige Krieg ausbrach, lehnte es Rumänien ebenso wie Italien ab, sich der Kriegserklärung Österreich-Ungarns anzuschließen, von der es vorher vom Wiener Kabinett nicht benachrichtigt worden war. Im Frühjahr 1915 trat Italien in den Krieg mit Österreich-Ungarn. Der Dreibund bestand nicht mehr. Die Gründe, welche den Anschluß Rumäniens an dieses politische System bestimmt hatten, verschwanden in demselben Augenblick.
An die Stelle einer Gruppe von Staaten, die durch gemeinsame Anstrengungen an der Sicherung des Friedens und der Erhaltung der tatsächlichen und rechtlichen Lage, wie sie durch die Verträge geschaffen war, zu arbeiten suchten, befand man sich Mächten gegenüber, die nur in der bestimmten Absicht Krieg führten, die früheren Verhältnisse, die als Grundlage ihres Bündnisvertrages gedient hatten, von Grund aus zu ändern. Diese tiefen Änderungen waren für Rumänien der klare Beweis, daß das Ziel, welches es verfolgen sollte, als es sich dem Dreibunde anschloß, nicht mehr erreicht werden konnte, und daß es seine Absichten und Anstrengungen in neue Wege lenken mußte. Dies um so mehr, als das von Österreich-Ungarn unternommene Werk einen die wesentlichen Interessen Rumäniens ebenso wie seine legitimsten nationalen Wünsche bedrohenden Charakter annahm. Angesichts einer so radikalen Änderung der zwischen der österreichisch-ungarischen Monarchie und Rumänien geschaffenen Lage hat letzteres seine Handlungsfreiheit wiedergewonnen. Die Neutralität, welche sich die Königliche Regierung nach einer Kriegserklärung auferlegte, die außerhalb ihres Willens und entgegen ihren Interessen erlassen worden war, war in erster Linie infolge der zu Anfang von der Kaiserlich-Königlichen Regierung gegebenen Zusicherungen angenommen worden, daß die Monarchie bei ihrer Kriegserklärung an Serbien nicht von Eroberungsdrang beseelt gewesen sei, und daß sie in keiner Hinsicht auf Landerwerb ausgehe. Diese Justierungen haben sich nicht verwirklicht. Heute stehen wir vor einer tatsächlichen Lage, aus der große territoriale und politische Umänderungen hervorgehen können, die derart sind, daß sie eine schwere Bedrohung der Sicherheit und Zukunft Rumäniens bilden. Das Friedenswerk, welches Rumänien, treu dem Geiste des Dreibundes, zu schaffen versucht hatte, wurde so von denjenigen selbst unfruchtbar gemacht, die dazu berufen waren, es zu stützen und zu verteidigen.

Als Rumänien sich 1883 der Gruppe der Mittelmächte anschloß, hatte es, weit entfernt, die Bande des Blutes zu vergessen, welche die Bevölkerung des Königreichs mit den rumänischen Untertanen der österreichisch-ungarischen Monarchie verband, in den zwischen den drei großen Mächten geschaffenen Beziehungen der Freundschaft und des Bündnisses ein wertvolles Pfand seiner inneren Ruhe wie auch der Verbesserung des Schicksals der Rumänen Österreich-Ungarns ist. In der Tat konnten Deutschland und Italien, die ihre Staaten auf der Grundlage des Nationalitätenprinzips wieder aufgebaut hatten, nichts anderes als die Gesetzmäßigkeit der Grundlage anerkennen, auf der ihr eigenes Dasein beruhte. Was Österreich-Ungarn betrifft, so fand es in den freundschaftlichen Beziehungen, welche sich zwischen ihm und dem Königreich Rumänien entwickelten, die Sicherheiten für seine Ruhe sowohl im Innern wie an unseren gemeinsamen Grenzen; denn es wußte sehr wohl, in welchem Grade die Unzufriedenheit der dortigen rumänischen Bevölkerung bei uns widerhallte, indem sie jeden Augenblick die guten Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu stören drohte. Die Hoffnung, die wir unter diesem Gesichtspunkt auf unsere Zugehörigkeit zum Dreibunde gesetzt hatten, wurde mehr als 30 Jahre lang getäuscht. Die Rumänen der Monarchie haben nicht nur niemals Reformen einführen sehen, die ihnen auch nur scheinbare Genugtuung hätten geben können, sondern sie wurden im Gegenteil wie eine minderwertige Rasse behandelt und dazu verdammt, die Unterdrückung durch ein fremdes Element zu erleiden, das nur eine Minderheit inmitten der verschiedenen Nationalitäten bildet, aus denen die österreichisch-ungarischen Staaten begehen. All die Ungerechtigkeiten, die man so unsere Brüder erleiden ließ, hielten zwischen unsrem Lande und der Monarchie einen fortwährenden Zustand der Animosität aufrecht, den die Regierungen des Königreichs schließlich nur um den Preis großer Schwierigkeiten und zahlreicher Opfer besänftigen konnten.

Als der jetzige Krieg ausbrach, konnte man hoffen, daß die österreichisch-ungarische Regierung wenigstens in letzter Stunde sich von der dringenden Notwendigkeit würde überzeugen lassen, diese Ungerechtigkeit aufzugeben, die nicht nur unsere freundschaftlichen Beziehungen, sondern sogar die normalen Beziehungen, die zwischen benachbarten Staaten bestehen sollen, in Gefahr brachte. Zwei Kriegsjahre, während deren Rumänien seine Neutralität aufrecht erhielt, haben bewiesen, daß Österreich-Ungarn jeder inneren Reform abgeneigt, die das Leben der von ihm regierten Völker besser gestalten konnte, sich ebenso bereit zeigte, sie zu opfern, wie ohnmächtig, sie gegen äußere Angriffe zu verteidigen.
In dem Kriege, an dem fast das ganze Europa beteiligt ist, handelt es sich um die wichtigsten Fragen, die die nationale Entwicklung und sogar die Existenz der Staaten berühren. Rumänien in dem Wunsche, dazu beizutragen, daß das Ende des Konflikts beschleunigt werde und unter dem Zwange der Notwendigkeit, seine Rasseninteressen zu wahren, sieht sich gezwungen, an die Seite derer zu treten, die ihm die Verwirklichung seiner nationalen Einigung sichern können Aus diesen Gründen betrachtet es sich von diesem Augenblick an als im Kriegszustand mit Österreich-Ungarn befindlich.


Beschlagnahme des Palazzo Venezia durch Italien

Bern, 29. August
Der Palazzo Venezia, das Heim der österreichisch-ungarischen Botschaft beim päpstlichen Stuhl, ist von seiten der italienischen Regierung beschlagnahmt worden.


Wien, 30. u. 31. August
Nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.



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