Österreichischer Heeresbericht über die
Ereignisse an der italienischen Front im September 1916:
Wien, 1. September
Im Küstenlande wurden gestern
mehrere Abschnitte unserer Front zwischen dem Monte Santo und dem
Meere von der italienischen Artillerie zeitweise lebhaft
beschossen. Südlich Salcano und westlich Lokvicza ging
feindliche Infanterie zum Angriff vor. Unser Feuer trieb den
Gegner überall bald zurück.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 2. September
Die Geschütz- und
Minenwerferkämpfe an der küstenländischen Front dauerten in
mehreren Abschnitten mit wechselnder Stärke fort und erstreckten
sich auch auf den Raum von Plava.
Im Plöckenabschnitt schritt der Feind nach sehr heftigem
Artilleriefeuer zum Angriff auf den Kleinen Pal, drang hier in
einen Teil unserer Stellung ein, wurde aber durch Gegenangriff
wieder vollständig hinausgeworfen.
An der Tiroler Front scheiterten mehrere Vorstöße schwächerer
italienischer Abteilungen am Rufreddo und ein zweimaliger Angriff
des Gegners auf den Civaron.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 3. September
An der küstenländischen Front
halten die Geschützkämpfe in mäßiger Stärke an. Im
Plöckenabschnitt trat nach dem von unseren Truppen
abgeschlagenen Angriff zunächst Ruhe ein. Dann lebte die
Artillerietätigkeit wieder auf. An der Front südlich des
Fleimstales scheiterten feindliche Angriffe auf den Coltorondo
und die Cauriolscharte.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 4. September
Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 5. September
An der Tiroler Front ist
stellenweise eine erhöhte Artillerietätigkeit eingetreten. Im
Rufreddogebiet kam es zu erbitterten Kämpfen um den
Soramegipfel, den unsere Truppen vorübergehend verloren, durch
kühnen Gegenangriff aber wieder zurückgewannen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 6. September
Nichts von Belang.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Am 4. September abends hat eines
unserer Seeflugzeuggeschwader militärische Anlagen von Venedig
und Grado wirkungsvoll mit Bomben belegt. Ein Seeflugzeug ist
nicht zurückgekehrt.
Flottenkommando.
Wien, 7. September
Im Görzischen beschoß unsere
Artillerie die Isonzoübergänge, während der Feind unsere
Stellungen bei Lokvica und mehrere Ortschaften im Wippachtal
unter Feuer hielt. An der Suganer Front wurden italienische
Aufklärungsarbeiten, die unter starker Feuerbegleitung gegen den
Civaron vorgingen, kurz abgewiesen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 8. September
An der küstenländischen Front
standen der Monte San Gabriele und der Sattel von Dol, an der
Tiroler unsere Stellungen südlich des Travignolo- und
Fleimstales unter anhaltendem Geschützfeuer. Östlich von Val
Morbia brachte eine gelungene Unternehmung unserer Truppen 55
Gefangene ein.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1
Wien, 9. September
Das feindliche Artilleriefeuer war
nachmittags an der Front zwischen dem Monte Santo und dem Meere
lebhafter. Auch an der Tiroler Front wurden mehrere Abschnitte
von den Italienern erfolglos beschossen. Feindliche Patrouillen
und Abteilungen, die an einzelnen Stellen vorzugehen versuchten,
wurden abgewiesen. Ein italienisches Luftschiff warf bei
Nabresina Bomben ab, ohne Schaden anzurichten.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 10. September
An der küstenländischen Front
standen die Karsthochfläche und der Tolmeiner Brückenkopf unter
stärkerem feindlichen Artilleriefeuer. Lebhaftere Artillerie-
und Patrouillentätigkeit an einzelnen Abschnitten der Tiroler
Front hält an. Nördlich des Travignolotales zerstörten unsere
Truppen eine vorgeschobene feindliche Deckung und brachten
hierbei, ohne selbst auch nur einen Mann zu verlieren, den
Italienern beträchtliche Verluste bei.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 11. September
An der Front zwischen dem Etsch-
und dem Astachtal entfalteten die Italiener eine erhöhte
Tätigkeit. Unsere Höhenstellungen in diesem Raum standen
gestern unter starkem Artillerie- und Minenfeuer. Im Abschnitte
Monte Spil-Monte Testo wurde ein Vorstoß von mehreren
feindlichen Bataillonen abgeschlagen. Am Pasubio drang der Gegner
an zwei Stellen in unsere Linien ein. Gegenangriffe warfen ihn
sogleich wieder hinaus. 68 Gefangene blieben in unseren Händen.
Auch am Monte Majo scheiterte ein feindlicher Angriff. An der
übrigen Front im Südwesten hielt der Geschützkampf zumeist in
mäßiger Stärke in mehreren Abschnitten an.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 12. September
An der Front zwischen dem Etsch-
und Astachtale wiederholten die Italiener ihre Angriffe gegen den
Abschnitt Monte Spil-Monte Majo; sie wurden überall unter
empfindlichen Verlusten abgewiesen. Im Küstenlande hat die
Artillerietätigkeit im Abschnitt der Karsthochfläche
zugenommen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse
zur See:
In der Nacht vom 11. auf den 12.
September hat ein Seeflugzeuggeschwader die Luftschiffhalle in
Gesi, Bahnhofsanlagen von Falconara und Abwehrbatterien von
Ancona angegriffen. In der Halle wurden mehrere Volltreffer
erzielt. Die Flugzeuge wurden von Abwehrbatterien beschossen,
kehrten jedoch alle unversehrt zurück.
Flottenkommando.
Wien, 13. September
An der Isonzofront hält das
feindliche Artilleriefeuer an. Zwischen Etsch und Astachtal ist
ziemliche Ruhe eingetreten. An der Vojusa zeitweise lebhaftes
Geplänkel.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
In der Nacht vom 12. auf den 13.
hat ein Seeflugzeuggeschwader Bahnhofsanlagen und militärische
Objekte von Cervignano mit zahlreichen Bomben gut belegt. Zwei
größere Brände, eine heftige Explosion in einem Objekt und
mehrere Volltreffer in der Bahnhofsanlage wurden erzielt. Ein
anderes Seeflugzeuggeschwader hat in der gleichen Nacht den
Kriegshafen Venedig angriffen. Es wurden Volltreffer schwerster
Bomben im Arsenal, in den Docks, bei den Gasometern, im Fort
Alberone und in den Werftanlagen von Chioggia beobachtet, in
Chioggia auch mehrere Brände. Beide Seeflugzeuggeschwader sind
trotz heftigster Beschießung unversehrt zurückgekehrt.
Flottenkommando.
Wien, 14. September
Das feindliche Geschützfeuer
gegen die Karsthochfläche gewann zusehends an Stärke. In Tirol
setzten unsere Truppen die Säuberung des Foramegebiets fort,
nahmen bei Eroberung einer Höhenstellung 44 Alpini, darunter 2
Offiziere, gefangen und erbeuteten ein Maschinengewehr, sowie
namhafte Vorräte. Unsere Stellungen auf dem Fassanakamm stehen
unter anhaltendem Artilleriefeuer.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse
zur See:
Am
13. September nachmittags hat ein feindliches Flugzeuggeschwader,
bestehend aus achtzehn Capronis, unter Bedeckung von drei
Abwehrflugzeugen, einen Angriff gegen Triest unternommen. Zur
Unterstützung hielten sich im Golf sechs feindliche Torpedoboote
und zwei Motorboote auf. Es wurden zahlreiche Bomben abgeworfen,
jedoch nur sehr geringfügiger Sachschaden und gar kein
militärischer angerichtet; soweit bekannt, wurde ein Mann leicht
verletzt. Linienschiffsleutnant Banfield zwang im Luftkampf ein
feindliches Abwehrflugzeug zum Niedergehen und Rückzug hinter
die feindlichen Linien. Eigene Flugzeuge und Abwehrbatterien
erzielten Treffer auf feindlichen Torpedobooten Zu gleicher Zeit
erschien ein feindliches Flugzeuggeschwader über Parenzo und
warf zirca zwanzig Bomben ab. Außer der Zerstörung einer
Feldhütte wurde kein Sachschaden angerichtet.
Flottenkommando.
Wien, 15. September
Die Italiener haben eine neue
Offensive begonnen. Vorläufig richten sie ihre Anstrengungen
hauptsächlich gegen die Karsthochfläche. Dort
steigerte sich gestern das Artillerie- und Minenfeuer zu
höchster Gewalt. Nachmittags gingen an der ganzen Front zwischen
der Wippach und dem Meere starke feindliche Infanteriekräfte
tiefgegliedert zum Angriff vor. Hierauf entwickelten sich heftige
Kämpfe. Vermochte der Feind auch stellenweise in unsere
vordersten Gräben einzudringen und sich da und dort zu
behaupten, so ist doch sein erster Ansturm als gescheitert zu
betrachten. Nördlich der Wippach bis in die Gegend von Plava war
das Artilleriefeuer auch sehr lebhaft, ohne daß es hier zu
nennenswerten Infanteriekämpfen kam. An der Fleimstalfront hält
der Geschützkampf an. Mehrere Angriffe italienischer Abteilungen
bis zur Stärke eines Bataillons gegen den Fassaner Kamm wurden
abgewiesen. Bei einem solchen Angriff westlich der Cima di
Valmaggiore machten unsere Truppen 60 Alpini zu Gefangenen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
In der Nacht vom 13. auf den
14.September hat eines unserer Seeflugzeuggeschwader
militärische Objekte in Grado, ein zweites Flugzeuggeschwader
die Bahnhofsanlagen und andere militärische Objekte in San
Giorgio di Nogara sehr erfolgreich mit Bomben belegt; es wurden
mehrere Volltreffer und große Brände beobachtet. Trotz
heftigster Beschießung sind alle Flugzeuge wohlbehalten
zurückgekehrt. In der Nacht vom 13. auf den 14. d. M. hat ein
Seeflugzeuggeschwader die Batterien und militärischen Objekte
von Valona mit Bomben im Gesamtgewicht von 1 1/2 Tonnen sehr
wirkungsvoll belegt. Es wurden zahlreiche Treffer erzielt und
ausgedehnte Brände hervorgerufen. Trotz heftigstem Abwehrfeuer
kehrten alle Flugzeuge unversehrt zurück. Am 14. nachmittags hat
ein Seeflugzeuggeschwader auf eine Bakterie am unteren Isonzo und
die vom Feinde besetzten Adria-Werke bei Monfalcone erfolgreich
Bomben abgeworfen und kehrte unversehrt zurück.
Flottenkommando.
Wien, 16. September
Die Schlacht an der
Karsthochfläche dauert ununterbrochen mit großer Heftigkeit
fort. Wieder waren die von stärkstem Artillerie- und Minenfeuer
unterstützten Infanterieangriffe der Italiener gegen die ganze
Front zwischen der Wippach und dem Meere gerichtet. Am
Nordflügel dieses Abschnittes erzielte der Feind geringen
Geländegewinn. Hier verläuft unsere Linie nun nahe östlich von
San Grado di Merna. Im übrigen blieb die Kampffront dank der
zähen Ausdauer unserer Truppen unverändert. 500 Italiener
wurden gefangengenommen, 3 Maschinengewehre erbeutet. Nördlich
der Wippach dehnte sich der Artilleriekampf auf die meisten
Frontteile bis zum Krn aus. Ein östlich von Görz gegen unsere
Stellungen südlich des Rosentales angesetzter Angriff konnte in
unserem Feuer nicht Raum gewinnen. Auch bei Flitsch ist das
Geschützfeuer sehr lebhaft geworden. An der Tiroler Front greift
der Gegner den Fassaner Kamm an. Vor dem Abschnitt Cima di
Cece-Coltorondo gebot unsere Artilleriewirkung der feindlichen
Vorrückung halt. Am Cauriol gelang es Alpiniabteilungen, sich
eines Stützpunktes in der Scharte westlich des Gipfels zu
bemächtigen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 17. September
Auf der Karsthochfläche setzen
die Italiener ihre Angriffe Tag und Nacht fort. Unsere Front
blieb unerschüttert. Im nördlichsten Abschnitt erlahmte die
Kraft des Gegners nach vielen fruchtlosen Vorstößen. Am
heftigsten war die Schlacht zwischen Lokvica und der Karstkuppe
südöstlich des Doberdosees. Obwohl der Feind gegen dieses
Frontstück unaufhörlich frische Kräfte heranführte und
stellenweise in unsere Linien eindringen konnte, entschied sich
der Nahkampf immer wieder zu Gunsten unserer Truppen, unter denen
sich das Infanterieregiment Nr. 96 besonders hervortat. Die
Verluste der Italiener sind entsprechend dem Masseneinsatz auf
engem Angriffsraum äußerst hoch; so verbluteten allein im
Ringen um die erwähnte Karstkuppe sieben feindliche Regimenter.
An der Front nördlich der Wippach bis zum Krn hat der
Artilleriekampf an Lebhaftigkeit zugenommen. Am Flitscher
Abschnitt griff der Feind nach starker Feuervorbereitung den
Vrsic, Ravelnik und Rombon vergeblich an. In den Fassaner Alpen
wurden mehrere Versuche der Italiener, den Coltorondo zu
erklettern, abgewiesen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse
zur See:
Ein Seeflugzeuggeschwader hat in
der Nacht vom 16. auf den 17. die Bahnanlagen von Mestre mit
schweren Bomben erfolgreich belegt. Alle Flugzeuge sind
unversehrt eingerückt.
Flottenkommando.
Wien, 18. September
Gestern erneuerte die italienische
dritte Armee die Angriffe gegen unsere ganze Front auf der
Karsthochfläche. Auch an diesem vierten Schlachttag behaupteten
die zähen Verteidiger ihre Stellungen. Wo der Feind in die
ersten Gräben eindrang, wurde er durch Gegenangriffe
zurückgeworfen. An vielen Stellen aber brachen seine Vorstöße
schon im konzentrischen Feuer unserer braven Artillerie unter
schwersten Verlusten zusammen. Das bewährte Infanterieregiment
Nr. 87 hatte bei Lokwica hervorragenden Anteil an der
erfolgreichen Abwehr des feindlichen Ansturmes. Im Nordabschnitt
der Hochfläche schlugen Abteilungen des Infanterieregiments Nr.
39 drei Angriffe der italienischen Grenadiere blutig ab. Das
lebhafte Geschützfeuer von der Wippach bis in die Gegend von
Plawa hält an. An der Fleimstalfront wiederholten sich die
vergeblichen Vorstöße schwächerer Abteilungen gegen unsere
Stellungen auf dem Fassaner Kamm.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
In der
Nacht vom 17. auf den 18. hat ein
Seeflugzeuggeschwader neuerdings die Bahnhofsanlagen von Mestre
erfolgreich mit schweren und leichten Bomben belegt und in
Bahngebäuden zahlreiche Treffer erzielt. Trotz heftigster
Beschießung sind die Flugzeuge unversehrt zurückgekehrt.
Flottenkommando.
Wien, 19. September
Auf der Karsthochfläche verlief
der gestrige Tag ruhiger, da die Angriffskraft der im Kampfe
gestandenen italienischen Heereskörper sichtlich verbraucht ist.
Der Geschützkampf war nachmittags mehrere Stunden hindurch sehr
heftig, namentlich im südlichen Abschnitt der Hochfläche. Dort
hat sich seit Beginn der Schlacht das Infanterieregiment Nr. 102
durch tapferes Ausharren ausgezeichnet. Bei Flitsch und auf dem
Kamm der Fassaner Alpen schlugen unsere Truppen mehrere Angriffe
schwächerer Abteilungen ab.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 20. September
Das italienische Geschützfeuer
gegen die Karsthochfläche war zeitweise wieder sehr lebhaft.
Angriffsversuche der feindlichen Infanterie kamen dank unserer
Artilleriewirkung nicht zur Entwicklung. Wie nun feststeht,
hatten die Verteidiger der Hochfläche in den viertägigen
schweren Kämpfen 20 Infanteriebrigaden, 1 Kavalleriedivision und
etwa 15 Bersaglieribataillone gegenüber. Im Suganaabschnitt
griffen die Italiener unsere Stellungen auf dem Civaron und am
Masobach an. Sie wurden nach heftigem bis Mitternacht währendem
Kampfe unter großen Verlusten vollständig zurückgeworfen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 21. September
Keine größeren Kämpfe.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 22. September
Nichts von Bedeutung.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
In der südlichen Adria wurde das
französische Unterseeboot "Foucault" von einem unserer
Seeflugzeuge, Führer Fregattenleutnant Celezeny, Beobachter
Fregattenleutnant Freiherr von Klimburg, durch Bombentreffer
versenkt, die gesamte Bemannung, 2 Offiziere und 27 Mann, viele
davon im ertrinkenden Zustande, von diesem und einem zweiten
Flugzeug, Führer Linienschiffsleutnant Komjovic, Beobachter
Seefähnrich Seoera, gerettet und gefangengenommen. Eine halbe
Stunde später wurden die Gefangenen von einem Torpedoboot
übernommen und eingebracht bis auf die 2 Offiziere, die auf den
Flugzeugen in den Hafen gebracht wurden.
Flottenkommando.
Wien, 23. September
Auf der Karsthochfläche wurden
mehrere Annäherungsversuche des Gegners abgewiesen. An der
Dolomitenfront scheiterte ein feindlicher Nachtangriff auf unsere
Stellungen am Hange des Monte Sief.
Nördlich Arsiero sprengten unsere Truppen heute früh den am 24.
Juli von den Italienern besetzten Gipfel des Monte Cimone in die
Luft und nahmen dabei 13 Offiziere, 378 Mann gefangen.
Ein Geschwader feindlicher Seeflugzeuge warf bei der Punta
Salvore (südwestlich von Pirano) wirkungslos Bomben ab.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 24. September
Im Südabschnitt der
Karst-Hochfläche kam es zu Nahkämpfen, in denen unsere Truppen
ein Maschinengewehr erbeuteten. An der Fassaner Front wurde ein
Angriff eines feindlichen Bataillons gegen unsere Stellungen auf
dem Gardinal durch Feuer abgewiesen.
Wie nun festgestellt ist, war die von Oberleutnant Mlaker,
ungeachtet seiner Verwundung, vorzüglich geleitete Sprengung des
Cimone-Gipfels von vernichtender Wirkung. Eine italienische
Kompagnie wurde ganz verschüttet. Abteilungen des
Infanterieregiments Nr. 59 faßten die übrigen Teile der
überraschten Besatzung in Flanke und Rücken. Die Zahl der
Gefangenen hat sich auf 427 erhöht, auch wurden 2
Maschinengewehre erbeutet. Der Monte Cimone steht seither unter
lebhaftem Feuer der feindlichen Artillerie.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 26. September
Der Südteil der Karst-Hochfläche
stand zeitweise unter starkem Feuer der feindlichen Artillerie.
An der Fleimstal-Front beschossen die Italiener das Werk
Dossaccio und den Abschnitt Gardinal-Coltorondo. Auf dem
Carcenagol wurden 27 Alpini, darunter 2 Offiziere,
gefangengenommen.
Der zur Rettung der Verschütteten am Cimone angebotene
Waffenstillstand wurde vom Feinde abgelehnt. Die aus diesem
Anlasse im Wege eines Parlamentärs gewechselten Noten lauteten
wörtlich:
1. Der Kommandant der k. und k. österreichisch-ungarischen
Streitkräfte im Raume des Tonezza-Cimone-Gebietes an den
Kommandanten der gegenüberstehenden königlich italienischen
Truppen.
Unter den Trümmern des von uns in die Luft gesprengten Monte
Cimone befindet sich noch lebend eine größere Anzahl
italienischer Soldaten, welche um Hilfe schreien. Wir sind
bereit, ihnen zu helfen und sie aus ihrem Grabe zu befreien, wenn
die italienische Artillerie und Infanterie heute, den 25.
September 1916, zwischen 2 Uhr nachmittags und 7 Uhr abends das
Feuer auf den Monte Cimone einstellt. Selbstverständlich
betrifft dies ebenso die italienischen Batterien im Tale des
Astico wie jene auf den Höhen westlich und östlich dieses
Flusses. Während dieser Zeit dürfen sich italienische
Patrouillen zwischen dem Astico und dem Rio Freddo nicht über
ihre Befestigungslinie vorbewegen, widrigenfalls wir die
Hilfsaktion einstellen und die Feuerpause für gebrochen
erachten. Falls der königlich italienische Kommandant hierauf
nicht eingeht, verfallen die italienischen Soldaten ihrem
Schicksal. Die bezügliche Antwort wolle bis 25. September, 12
Uhr mittags bei unserer Vorpostenlinie bei Forni abgegeben
werden. Eile geboten. 25. September 1916.
2. Abschnittskommando 10,45 vormittags.
Pedescala, 25. September 1916. In der Erwägung, daß die
österreichisch-ungarischen Truppen, ebenso wie sie ihren
Verwundeten zur Hilfe eilen konnten, in der langen Zeit zwischen
der Minenexplosion und dem Beginn des italienischen Feuers aus
Menschlichkeit auch den italienischen Verwundeten hätten helfen
können, findet es Seine Exzellenz der Armeekommandant für
angezeigt, die verlangte Einstellung des Feuers nicht zu
bewilligen. Der Generalstabschef Generalmajor Albricci.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 27. September
Auf der Karsthochfläche stehen
Teile unserer Stellungen zeitweise unter starkem Artillerie- und
Minenwerferfeuer.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 28. September
Ereignisse
zur See:
Am 26. vormittags haben fünf
feindliche Flugzeuge über Durazzo zahlreiche Bomben abgeworfen,
ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Zwei unserer Seeflugzeuge
stiegen sofort zur Abwehr auf. Eines davon, Beobachter Seekadett
Bartha, Führer Fliegerquartiermeister Haschke, zwang im
Luftkampf ein feindliches Wasserflugzeug zum Niedergehen aufs
Wasser, wo es von einem italienischen Zerstörer geborgen wurde,
verfolgte ein zweites gegen Brindisi fliehendes Flugzeug, schoß
es 40 Meilen von der Küste ab und ließ sich neben dem
zertrümmerten Flugzeug nieder. Der Beobachter, ein italienischer
Offizier, war tot, der Pilot durch Kopfschuß schwer verwundet.
Letzterer wurde aus dem sinkenden Flugzeug in das eigene
herübergerettet und nach Durz eingebracht.
Flottenkommando.
Wien, 29. September
Auf der Karsthochfläche starkes
italienisches Geschütz- und Minenwerferfeuer gegen unsere
Stellungen und die dahinter liegenden Räume. An der
Fleimstalfront griff der Feind gestern nachmittag unter dem
Schutz dichten Nebels den Gardinal und die Cima Busa Alta an. Er
wurde abgewiesen.
Die Cimonespitze steht andauernd unter leichtem und schwerem
Artilleriefeuer. Trotzdem hatte das Rettungsunternehmen Erfolg.
Unseren braven Truppen gelang es unter großen Schwierigkeiten
doch, sieben Italiener, die vollkommen erschöpft waren,
auszugraben und zu bergen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 30. September
Das feindliche Geschütz- und
Minenwerferfeuer auf der Karsthochfläche hielt an und nahm
nachmittags an Stärke zu. Am Cimone konnten weitere sieben
Italiener, darunter ein Offiziersaspirant, noch lebend geborgen
werden.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.