Österreichischer Heeresbericht über die
Ereignisse an der italienischen Front im September 1915:
Wien, 2. September
Die Lage auf dem italienischen
Kriegsschauplatz hat sich auch gestern nicht geändert. An der
Tiroler Front sind die Tonalesperren und auf der Hochfläche von
Lavarone-Folgaria außer den Werken auch unsere Stützpunkte
Monte Maronia und Monte Coston unter feindlichem Geschützfeuer.
Im Kärntner Grenzgebiete wurden schwächere italienische
Angriffe auf den Monte Peralba und das Bladnerjoch abgewiesen. An
der küstenländischen Front dauerten die Artilleriekämpfe mit
mäßiger Stärke fort. Die technischen Arbeiten des Feindes
wurden an mehreren Stellen wirksam gestört.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 3. September
Die auf dem südwestlichen
Kriegsschauplatz im allgemeinen eingetretene Ruhe hielt auch
gestern an. Im Tiroler Grenzgebiete kam es bei der Mandronhütte
(im obersten Val di Genova) und südlich Mori zu kleineren
Gefechten, die mit dem Zurückgehen des Feindes endeten. Im Raume
von Flitsch und an einigen anderen Stellen der küstenländischen
Front fanden Geschütz- und Minenwerferkämpfe statt. Abends
schlugen unsere Truppen einen heftigen Angriff auf den Südteil
des Tolmeiner Brückenkopfes ab.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 4. September
Seit den nutzlosen Angriffen gegen
die Hochfläche von Lavarone und auf dem Tolmeiner Brückenkopf
hat die Tätigkeit der Italiener sichtlich nachgelassen. Von den
Artilleriekämpfen abgesehen, fand gestern nur vor dem Südteil
des genannten Brückenkopfes ein nennenswertes Gefecht statt. Der
Feind wurde wie immer abgewiesen. Das gleiche Schicksal hatte ein
heute zeitig früh im Dolomitengebiete von der Bödenalpe gegen
den Innichriedl geführter italienischer Angriff.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 5. September
Gestern entwickelten die Italiener
auf der Hochfläche von Doberdo eine erhöhte, aber gänzlich
erfolglose Tätigkeit. Nach heftiger Beschießung einzelner
Räume durch ihre Artillerie jeden Kalibers versuchten sie,
mehrere Vorstöße entlang der Straße westlich San Martino. Alle
wurden abgewiesen. Unsere Artillerie wirkte verheerend gegen den
zurückflutenden Feind. Gegen Abend nahm das Geschützfeuer an
Heftigkeit zu. Sodann folgten wieder vereinzelte
Infanterieangriffe, die sämtlich unter großen Verlusten der
Italiener scheiterten. In Südtirol wurden zwei feindliche
Kompagnien, die unsere Posten in Marco angriffen, in die Flucht
geschlagen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 6. September
Während die Italiener gestern an
der küstenländischen Front und in Kärnten im allgemeinen
untätig verblieben, entwickelten sie im Gebiete des
Kreuzbergsattels (südöstlich Innichen) nach längerer Pause
eine heftige Artillerietätigkeit und versuchten dort an mehreren
Punkten sich unseren Stellungen zu nähern. Zu Infanteriekämpfen
ist es bisher nicht gekommen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 7. September
Die von uns erwartete Unternehmung
des Feindes in der Gegend des Kreuzbergsattels blieb nicht aus.
Gestern früh setzten etwa fünf Bataillone von verschiedenen
italienischen Brigaden zum Angriff auf unsere Bergstellungen
zwischen dem Burgstall und der Pfannspitze an. Dieser Angriff
wurde überall blutig angewiesen. Der Feind verlor mindestens
1000 Mann. Im übrigen fanden im Tiroler Grenzgebiete, namentlich
an der Dolomitenfront und im Abschnitte von Lavarone-Folgaria die
üblichen Geschützkämpfe statt. Vielfach sind die
Alpenvereinshütten beliebte Ziele der feindlichen Artillerie.
Dieser Tätigkeit fiel gestern auch die Mandronhütte im
Adamellogebiete zum Opfer. An der Kärntner und
küstenländischen Front hat sich nichts Bemerkenswertes
ereignet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 8. September
Im Raume des Kreuzbergsattels trat
nach der vorgestrigen Niederlage der Italiener Ruhe ein. Ihre
Verluste waren größer, als anfänglich angenommen wurde, denn
beim Aufräumen des Gefechtsfeldes zählten unsere Truppen allein
vor der Pfannspitze, der Cima Frufuoni und dem Eisenreichkamm
über 400 Feindesleichen. Die Lage auf dem italienischen
Kriegsschauplatz ist durchaus unverändert. Im Abschnitt von
Doberdo wiesen unsere Truppen heute früh einen feindlichen
Vorstoß gegen den vorspringenden Teil der Karsthochfläche
zurück. Italienische Infanterie, die sich östlich Vermigliano
vorarbeiten wollte, wurde mit Handgranaten verjagt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 9. September
Die allgemeine Ruhe hält an. Im
Raume von Schluderbach vertrieben unsere Truppen schwächere
feindliche Abteilungen, die gegen unsere Popenastellung
vorfühlten, durch Feuer. Ebenso wurden zwei italienische
Kompagnien, die im Paralbagebiet einen unserer Stützpunkte
angriffen, zurückgeschlagen und feindliche Patrouillen, die den
Monte Ciadenis ersteigen wollten, abgeschossen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 10. September
Gestern, nachmittags und abends,
griffen die Italiener den Tolmeiner Brückenkopf mehrmals heftig
an, wurden jedoch jedesmal unter schweren Verlusten an unseren
Hindernissen zurückgeschlagen. Im Abschnitte von Doberdo wiesen
unsere Truppen die üblichen Annäherungsversuche des Feindes wie
immer ab. Die Gesamtlage ist unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse
zur See:
Gestern wurde bei einer
Rekognoszierung unser Torpedoboot "51" von einem
feindlichen Unterseeboot torpediert und am Bug beschädigt. Das
Torpedoboot ist in seinen Basishafen eingelaufen.
Flottenkommando.
Wien, 11. September
Seit längerer Zeit wieder zum
ersten Male entfaltete die feindliche Artillerie gestern eine
lebhaftere Tätigkeit an der ganzen küstenländischen Front.
Gegen den Südwestabschnitt der Hochfläche von Doberdo ging
heute nacht Infanterie in der Front Vermigliano Monte Cosich zum
Angriff vor. Von überraschendem Minenwerferfeuer empfangen,
fluteten die Italiener in ihre Deckungen zurück. Im Kärntner
und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts von Bedeutung ereignet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 12. September
Wie erwartet wurde, kam es gestern
an der küstenländischen Front, und zwar namentlich in ihrem
nördlichen Abschnitte zu einer Reihe größerer Kämpfe, die
sämtlich mit dem vollen Mißerfolg der angreifenden Italiener
endeten. Im Flitscher Becken drang der wieder aufgenommene
feindliche Infanterieangriff überhaupt nicht vorwärts.
Gegenüber Jablonica zwang unser Feuer den Gegner zum
fluchtartigen Zurückweichen. Ebenso wurden Angriffsversuche
italienischer Abteilungen, die sich südlich des Javozek
eingenistet hatten, abgewiesen. Im Wrsicgebiete tobte der Kampf
den ganzen Tag heftiger denn je. Hier schlug die St. Pöltener
Landwehr mit bewährter Tapferkeit den feindlichen Angriff
zurück. Wieder blieben alle Stellungen fest in unserer Hand. Das
Vorfeld ist mit toten Italienern bedeckt. Von dem Tolmeiner
Brückenkopf stand der südliche Teil wieder unter stärkerem
Geschützfeuer. Wie sich nun herausstellt, waren an dem hier am
9. September geführten Angriffe von seiten des Gegners die
siebente Infanteriedivision, eine Alpinigruppe und zwei
Bersaglieribataillone beteiligt. Das italienische
Infanterieregiment Nr. 25 verlor dabei allein 1000 Mann. Im
Abschnitte von Doberdo wurden mehrere Vorstöße des Feindes am
vorspringenden Teil der Hochfläche wie immer abgewiesen. An der
Tiroler Front griffen die Italiener gestern nachmittag und heute
im Raume westlich des Monte Piano mit Gruppen bis zur Stärke
eines Bataillons unsere Stellungen im Popenatale und im
Cristallogebiete vergeblich an.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 13. September
An der küstenländischen Front
nahmen gestern die Kämpfe in den Räumen von Flitsch und Tolmein
mit unverminderter Heftigkeit ihren Fortgang. Wieder wurden alle
Angriffe unter schweren Verlusten der Italiener
zurückgeschlagen; wieder behaupteten unsere Truppen ausnahmslos
alle Stellungen. Im Raume von Flitsch setzte der Feind, nachdem
vormittags ein Angriff auf den Roombon und ein Durchbruchsversuch
gegen die Hänge dieses Berges gescheitert war, nachmittags
Kräfte von Südwesten her gegen den Jawocek und die
Golobarplanina an. Gegen Abend war auch dieser Vorstoß
abgewiesen. Italienische Artillerie beschoß hier die
Ansammlungsmulden ihrer eigenen Infanterie mit sichtlicher
Wirkung. Im Vrsicgebiete, wo der Gegner schon im vorgestrigen
Kampfe über 500 Mann verloren hatte, brach gestern nachmittag
wieder ein Angriff zusammen. Den Tolmeiner Brückenkopf griffen
die Italiener viermal vergeblich an. Weiter südwärts herrschte
verhältnismäßig Ruhe. An der Tiroler Front waren neuerliche
Annäherungsversuche des Feindes gegen unsere Popenastellung
ebenso fruchtlos wie alle früheren. Vor der Grenzbrücke liegen
weit über 100 tote Italiener.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 14. September
Nach den erfolglosen italienischen
Angriffen der letzten Tage trat gestern in den größeren
Kämpfen bei Flitsch und Tolmein eine Pause ein. Bei Plawa
vertrieb ein Feuerüberfall unserer Artillerie den Feind aus
einem mehrere Kilometer breiten Frontstück. Die flüchtenden
Italiener erlitten große Verluste. An der Tiroler Front wurden
Angriffsversuche schwächerer Abteilungen gegen unsere Stellungen
bei der Grenzbrücke im Popenatale (südlich Schluderbach) und im
Tonalegebiet abgewiesen. Im großen und ganzen herrscht an der
Südwestfront Ruhe.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 15. September
Im Tiroler Grenzgebiet hielten die
gewöhnlichen Geschützkämpfe auch gestern an. Östlich des
Lodinutpasses schritten unsere Truppen zum Angriff und eroberten
die feindlichen Stellungen auf dem Findenigkofel und auf dem Kamm
südöstlich dieses Grenzberges. An der küstenländischen Front
feuerte die italienische Artillerie mit erhöhter Heftigkeit
gegen unsere Stellungen von Javorcek bis zum Tolmeiner
Brückenkopf. Feindliche Angriffe auf den Javorcek und im
Vrsicgebiete brachen zusammen. Ebenso wurden die üblichen
Annäherungsversuche des Gegners im Abschnitt von Doberdo
vereitelt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 16. September
Die Lage ist unverändert.
Versuche der Italiener, unsere Stellungen auf dem Monte Piano im
Osten zu umgehen, wurden vereitelt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 17. September
An der Tiroler Front fanden
gestern wieder vielfache Artilleriekämpfe statt. Nachmittags
wurde das feindliche Feuer gegen die Hochfläche von Lafraun und
Vielgereuth heftiger. Heute nach Mitternacht griff stärkere
italienische Infanterie den Monte Coston und unsere Stellungen
nördlich dieses Grenzberges an. Diese Vorstöße wurden unter
beträchtlichen Verlusten des Angreifers abgewiesen. Im Kärntner
Grenzgebiet entfaltet die gegnerische Artillerie namentlich gegen
den Raum von Tarvis eine lebhafte Tätigkeit; dieser Ort, und
zwar insbesondere das dortige Spital, wurde aus den Stellungen
nächst des Grenzbaches von Somdogna von weittragenden
Geschützen beschossen. An der küstenländischen Front setzte
der feindliche Angriff gegen den Raum von Flitsch wieder ein.
Mehrere Vorstöße der Italiener wurden zurückgeschlagen; die
Kämpfe sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Weiter Isonzo
abwärts bis einschließlich des Görzer Brückenkopfes herrschte
verhältnismäßig Ruhe. Einige Ortschaften südlich Görz und
der Nordwestrand der Hochfläche von Doberdo standen unter
lebhaftem Geschützfeuer. Westlich San Martino wurden
Annäherungsversuche der Italiener wie immer vereitelt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 18. September
Im Tiroler und Kärntner
Grenzgebiete hat sich gestern nichts von Bedeutung ereignet. Ein
Waldbrand vor unserer Popenastellung (südlich Schluderbach)
zwang die Italiener, ihre Linien zu räumen. Im Raume von Flitsch
müht sich der Feind unter schwersten Verlusten weiter damit ab,
sich an unsere Befestigungen heranzuarbeiten. Wiederholte
italienische Angriffe auf den Ravelnik und gegen die Stellungen
am Westhange des Javorcek brachen zusammen. Die Behauptung des
offiziellen italienischen Tagesberichts vom 16. September, wir
würden Geschosse verwenden, die Blausäure enthalten, ist
selbstverständlich eine böswillige Erfindung.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 19. September
Gestern eröffnete die
italienische schwere Artillerie neuerdings ein lebhaftes Feuer
gegen unsere Werke auf den Hochflächen von Vielgereuth und
Lafraun. Im übrigen ist die Lage im Tiroler und Kärntner
Grenzgebiet unverändert. Der gegen den Raum von Flitsch
angesetzte Angriff, der dem Feind im Talbecken allein über 1000
Mann kostete, ist gescheitert. Heute früh waren die vordersten
Gräben bereits von den Italienern verlassen. Im Vrsicgebiet
versuchte der Gegner unter dem Schutze des Abendnebels eine
unserer Vorstellungen zu überfallen. Diese Unternehmung
scheiterte vollständig. Gegen Mitternacht sprengten unsere
Truppen die dort von den Italienern errichtete Mauer aus
Sandsäcken samt den dahinter befindlichen Feinden in die Luft.
Im Südwestabschnitt der Karsthöhe von Doberdo wurde die
vergangene Nacht zur Sprengung feindlicher Sappen ausgenutzt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 20. September
Im Tiroler Grenzgebiet versuchten
sich die Italiener stellenweise in fruchtlosen
Hochgebirgsunternehmungen, namentlich im Adamello- und
Dolomitengebiete. An der Kärntner Front ist die Lage
unverändert. Im Flitscher Becken gingen die Reste der
feindlichen Angriffstruppen aus unserm näheren Schußbereiche in
ihre alten Stellungen zurück. Einer unserer Flieger belegte den
Bahnhof und das Lager von Arsiero mit Bomben.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 21. September
In Südtirol eröffneten unsere
schwersten Geschütze das Feuer gegen die vom Feinde belegten
Ortschaften sowie gegen seine Stellungen und Batterien im Raume
von Seravalle nördlich von Ala. Vor unserer Grenzstellung auf
dem Coston (Hochfläche von Vielgereuth) wurden die Italiener wie
immer abgewiesen. Ein feindlicher Doppeldecker warf auf Trient
höchst einfältige Flugschriften aus der Feder des Leutnants
d´Annunzio ab. An der Kärntner Front hat sich nichts von
Bedeutung ereignet. Im Raume von Flitsch ist nun nach dem
vollständig gescheiterten italienischen Angriffe der vergangenen
Woche wieder Ruhe eingetreten; nur die feindliche Artillerie
feuert noch weiter. An den anderen Teilen der küstenländischen
Front beschränkte sich die Kampftätigkeit gestern auf
Geschützfeuer und kleinere Unternehmungen des
Schützengrabenkrieges.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 22. September
Gegenüber dem Nordabschnitte der
Hochfläche von Lafraun unterhielt die feindliche Infanterie
heute durch mehrere Stunden vor Tagesanbruch ein sehr heftiges
Feuer, ohne jedoch vorwärts zu kommen. Im Dolomitengebiete
erhöhte die italienische Artillerie ihre Tätigkeit gegen den
Monte
Piaro und das Gebiet beiderseits dieses Berges. Die Gesamtlage
ist unverändert.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 23. September
Im Tiroler Grenzraume fanden
mehrere kleinere Kämpfe statt. Angriffe schwächerer
italienischer Abteilungen im Tonalegebiete, dann nördlich und
östlich von Condino wurden abgewiesen.
Die Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun stehen wieder unter
dem Feuer der feindlichen schweren Artillerie.
Unsere tapfere Besatzung des Monte Coston, die diesen weit vor
unseren Linien gelegenen Grenzberg monatelang gegen einen der
Zahl nach bedeutend überlegenen Gegner behauptet hatte, räumte
heute zeitig früh ihre nun von mehr als zehnfacher Übermacht
angegriffene und fast umschlossene Stellung.
Die Artilleriekämpfe im Dolomitengebiete dauern mit großer
Heftigkeit fort.
An der Kärntner Front versuchte vorgestern abend eine
Alpiniabteilung am Monte Peralba durchzubrechen; sie wurde mit
Verlusten heruntergeworfen.
An der küstenländischen Front beschränkt sich die Tätigkeit
unserer Truppen auf Geschützfeuer und einige erfolgreiche
Unternehmungen des Stellungskrieges.
Heute läuft der vierte Monat des Krieges gegen Italien ab. Der
Feind raffte sich in diesem Monat zu keiner Kampfhandlung großen
Stils auf, sondern führte nur gegen einzelne Abschnitte Angriffe
mit Kräften bis zur Stärke mehrerer Infanteriedivisionen -
alles vergebens; unsere Front steht fester denn je.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 24. September
An der Tiroler Westfront
vertrieben unsere Landesschützen die feindlichen Alpini von der
Albiolospitze (nördlich des Tonalepasses). Auf der Hochfläche
von Vielgereuth wurde ein Angriff einiger italienischer
Kompagnien auf den Durer (nordwestlich des Coston) abgewiesen.
Etwa 1000 Italiener, die sich auf den Osthängen des Monte Piano
gegen unsere Stellungen in Bewegung setzten, wurden durch
Artilleriefeuer zum Rückzug gezwungen.
Im Kärntner Grenzgebiete scheiterte ein feindlicher
Angriffsversuch auf der Cellonspitze (östlich des
Plöckenpasses).
An der küstenländischen Front kam es gestern nur zu
Geschützkämpfen. Die Gesamtlage ist unverändert.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 25. September
An der Tiroler Westfront
eröffnete unsere Artillerie nun auch im Ortlergebiete das Feuer.
Eine feindliche Abteilung, die im Cedehtale vorgegangen war,
flüchtete bis Santa Caterina; eine andere wurde aus ihrer
Stellung westlich der Königsspitze verjagt. Östlich des oberen
Daonetals säuberten unsere Truppen die Cima Latola von. Gegner.
An der Dolomitenfront scheiterte ein Angriff auf unsere Stellung
am Col dei Bois, wobei die Alpini, die sich zu dieser
Unternehmung freiwillig gemeldet hatten, große Verluste
erlitten. Im Kärntner und im küstenländischen Grenz-gebiete
hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Westlich von Ronchi fand
ein italienischer Fesselballon durch Explosion sein Ende.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 26. September
Gestern beschränkte sich die
Tätigkeit der Italiener auf eine heftige Beschießung des durch
die Genfer Flagge weithin gekennzeichneten Spitals des Roten
Kreuzes in Görz. Die feindliche Artillerie erzielte in dieser
Sanitätsanstalt fünf Volltreffer, von denen eine Granate in den
Operationssaal drang. Weitere 53 Geschosse fielen in
unmittelbarer Nähe des Gebäudes ein. Einen militärischen Zweck
hatte diese völkerrechtswidrige Handlung nicht, da sich weit und
breit keine Truppen befanden.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 27. September
Die Lage ist unverändert.
Versuche des Feindes, an unsere Stellung auf dem Monte Piano
heranzukommen, wurden abgewiesen. Am Nordrande der Hochfläche
von Doberdo brach ein Angriff einer Bersaglieriabteilung an
unseren Hindernissen zusammen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 28. September
An der Dolomitenfront wurde heute
früh ein Angriff des Feindes gegen den Col dei Bois mit
Handgranaten abgewiesen. Gestern beschossen die Italiener
neuerdings das Spital des Roten Kreuzes in Görz mit etwa 50
Granaten, obwohl diese Sanitätsanstalt, da sie noch nicht
vollständig geräumt werden konnte, noch die Genfer Flagge trug.
Im Abschnitte von Doberdo vereitelte unser Feuer einen
Angriffsversuch gegen den Monte dei sei Busi.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 29. September
Im Stilfser Joch-Gebiet
vernichtete unser Artilleriefeuer mehrere feindliche Geschütze.
Ein auf der Hochfläche von Vielgereuth nördlich des Coston
angesetzter italienischer Angriff brach nach kurzem Feuergefecht
zusammen. Gegen den Mrzli Vrh und den Tolmeiner Brückenkopf
begann gestern nachmittag ein sehr heftiges Artilleriefeuer, dem
abends je ein Angriff auf den genannten Berg und bei Dolje
folgte. Beide Angriffe wurden an unseren Hindernissen
abgeschlagen; bei Dolje warfen unsere Truppen den durch
zerschossene Hindernisstellen eingedrungenen Feind sogleich
wieder hinaus. Wie immer blieben alle Stellungen fest in unserem
Besitz. Im übrigen ging die Gefechtstätigkeit auch an der
küstenländischen Front über das gewöhnliche Geschützfeuer
und Geplänkel nicht hinaus.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 30. September
An der Tiroler Westfront wurde in
der vergangenen Nacht im Adamellogebiet gekämpft. Ein
Angriffsversuch des Feindes auf den Paß westlich der Cima
Presena wurde durch unsere Artillerie abgewiesen. Auch bei der
Mandronhütte mußten die Italiener nach mehrstündigem Gefecht
zurückgehen. Auf der Hochfläche von Vielgereuth griffen sie
gleichfalls nachts unsere Stellungen zweimal vergebens an. Ebenso
scheiterten an der Kärntner Front nächtliche Angriffe auf
unsere befestigten Linien westlich des Bombaschgrabens (bei
Pontafel). Die Kämpfe bei und nördlich von Tolmein dauern fort.
Vor dem Mrzli Vrh wich der Feind in seine alten Stellungen
zurück; gegen Dolje griff er wiederholt an, wurde aber stets
abgewiesen. Heute früh begann das italienische Artilleriefeuer
gegen den Raum von Tolmein, das schon gestern sehr lebhaft war,
von neuem.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.