Österreichischer Heeresbericht über die Ereignisse an der italienischen Front im September 1915:

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Wien, 2. September
Die Lage auf dem italienischen Kriegsschauplatz hat sich auch gestern nicht geändert. An der Tiroler Front sind die Tonalesperren und auf der Hochfläche von Lavarone-Folgaria außer den Werken auch unsere Stützpunkte Monte Maronia und Monte Coston unter feindlichem Geschützfeuer. Im Kärntner Grenzgebiete wurden schwächere italienische Angriffe auf den Monte Peralba und das Bladnerjoch abgewiesen. An der küstenländischen Front dauerten die Artilleriekämpfe mit mäßiger Stärke fort. Die technischen Arbeiten des Feindes wurden an mehreren Stellen wirksam gestört.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 3. September
Die auf dem südwestlichen Kriegsschauplatz im allgemeinen eingetretene Ruhe hielt auch gestern an. Im Tiroler Grenzgebiete kam es bei der Mandronhütte (im obersten Val di Genova) und südlich Mori zu kleineren Gefechten, die mit dem Zurückgehen des Feindes endeten. Im Raume von Flitsch und an einigen anderen Stellen der küstenländischen Front fanden Geschütz- und Minenwerferkämpfe statt. Abends schlugen unsere Truppen einen heftigen Angriff auf den Südteil des Tolmeiner Brückenkopfes ab.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 4. September
Seit den nutzlosen Angriffen gegen die Hochfläche von Lavarone und auf dem Tolmeiner Brückenkopf hat die Tätigkeit der Italiener sichtlich nachgelassen. Von den Artilleriekämpfen abgesehen, fand gestern nur vor dem Südteil des genannten Brückenkopfes ein nennenswertes Gefecht statt. Der Feind wurde wie immer abgewiesen. Das gleiche Schicksal hatte ein heute zeitig früh im Dolomitengebiete von der Bödenalpe gegen den Innichriedl geführter italienischer Angriff.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 5. September
Gestern entwickelten die Italiener auf der Hochfläche von Doberdo eine erhöhte, aber gänzlich erfolglose Tätigkeit. Nach heftiger Beschießung einzelner Räume durch ihre Artillerie jeden Kalibers versuchten sie, mehrere Vorstöße entlang der Straße westlich San Martino. Alle wurden abgewiesen. Unsere Artillerie wirkte verheerend gegen den zurückflutenden Feind. Gegen Abend nahm das Geschützfeuer an Heftigkeit zu. Sodann folgten wieder vereinzelte Infanterieangriffe, die sämtlich unter großen Verlusten der Italiener scheiterten. In Südtirol wurden zwei feindliche Kompagnien, die unsere Posten in Marco angriffen, in die Flucht geschlagen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 6. September
Während die Italiener gestern an der küstenländischen Front und in Kärnten im allgemeinen untätig verblieben, entwickelten sie im Gebiete des Kreuzbergsattels (südöstlich Innichen) nach längerer Pause eine heftige Artillerietätigkeit und versuchten dort an mehreren Punkten sich unseren Stellungen zu nähern. Zu Infanteriekämpfen ist es bisher nicht gekommen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 7. September
Die von uns erwartete Unternehmung des Feindes in der Gegend des Kreuzbergsattels blieb nicht aus. Gestern früh setzten etwa fünf Bataillone von verschiedenen italienischen Brigaden zum Angriff auf unsere Bergstellungen zwischen dem Burgstall und der Pfannspitze an. Dieser Angriff wurde überall blutig angewiesen. Der Feind verlor mindestens 1000 Mann. Im übrigen fanden im Tiroler Grenzgebiete, namentlich an der Dolomitenfront und im Abschnitte von Lavarone-Folgaria die üblichen Geschützkämpfe statt. Vielfach sind die Alpenvereinshütten beliebte Ziele der feindlichen Artillerie. Dieser Tätigkeit fiel gestern auch die Mandronhütte im Adamellogebiete zum Opfer. An der Kärntner und küstenländischen Front hat sich nichts Bemerkenswertes ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 8. September
Im Raume des Kreuzbergsattels trat nach der vorgestrigen Niederlage der Italiener Ruhe ein. Ihre Verluste waren größer, als anfänglich angenommen wurde, denn beim Aufräumen des Gefechtsfeldes zählten unsere Truppen allein vor der Pfannspitze, der Cima Frufuoni und dem Eisenreichkamm über 400 Feindesleichen. Die Lage auf dem italienischen Kriegsschauplatz ist durchaus unverändert. Im Abschnitt von Doberdo wiesen unsere Truppen heute früh einen feindlichen Vorstoß gegen den vorspringenden Teil der Karsthochfläche zurück. Italienische Infanterie, die sich östlich Vermigliano vorarbeiten wollte, wurde mit Handgranaten verjagt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 9. September
Die allgemeine Ruhe hält an. Im Raume von Schluderbach vertrieben unsere Truppen schwächere feindliche Abteilungen, die gegen unsere Popenastellung vorfühlten, durch Feuer. Ebenso wurden zwei italienische Kompagnien, die im Paralbagebiet einen unserer Stützpunkte angriffen, zurückgeschlagen und feindliche Patrouillen, die den Monte Ciadenis ersteigen wollten, abgeschossen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 10. September
Gestern, nachmittags und abends, griffen die Italiener den Tolmeiner Brückenkopf mehrmals heftig an, wurden jedoch jedesmal unter schweren Verlusten an unseren Hindernissen zurückgeschlagen. Im Abschnitte von Doberdo wiesen unsere Truppen die üblichen Annäherungsversuche des Feindes wie immer ab. Die Gesamtlage ist unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Ereignisse zur See:
Gestern wurde bei einer Rekognoszierung unser Torpedoboot "51" von einem feindlichen Unterseeboot torpediert und am Bug beschädigt. Das Torpedoboot ist in seinen Basishafen eingelaufen.

Flottenkommando.


Wien, 11. September
Seit längerer Zeit wieder zum ersten Male entfaltete die feindliche Artillerie gestern eine lebhaftere Tätigkeit an der ganzen küstenländischen Front. Gegen den Südwestabschnitt der Hochfläche von Doberdo ging heute nacht Infanterie in der Front Vermigliano Monte Cosich zum Angriff vor. Von überraschendem Minenwerferfeuer empfangen, fluteten die Italiener in ihre Deckungen zurück. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Neue Mißerfolge der Italiener

Wien, 12. September
Wie erwartet wurde, kam es gestern an der küstenländischen Front, und zwar namentlich in ihrem nördlichen Abschnitte zu einer Reihe größerer Kämpfe, die sämtlich mit dem vollen Mißerfolg der angreifenden Italiener endeten. Im Flitscher Becken drang der wieder aufgenommene feindliche Infanterieangriff überhaupt nicht vorwärts. Gegenüber Jablonica zwang unser Feuer den Gegner zum fluchtartigen Zurückweichen. Ebenso wurden Angriffsversuche italienischer Abteilungen, die sich südlich des Javozek eingenistet hatten, abgewiesen. Im Wrsicgebiete tobte der Kampf den ganzen Tag heftiger denn je. Hier schlug die St. Pöltener Landwehr mit bewährter Tapferkeit den feindlichen Angriff zurück. Wieder blieben alle Stellungen fest in unserer Hand. Das Vorfeld ist mit toten Italienern bedeckt. Von dem Tolmeiner Brückenkopf stand der südliche Teil wieder unter stärkerem Geschützfeuer. Wie sich nun herausstellt, waren an dem hier am 9. September geführten Angriffe von seiten des Gegners die siebente Infanteriedivision, eine Alpinigruppe und zwei Bersaglieribataillone beteiligt. Das italienische Infanterieregiment Nr. 25 verlor dabei allein 1000 Mann. Im Abschnitte von Doberdo wurden mehrere Vorstöße des Feindes am vorspringenden Teil der Hochfläche wie immer abgewiesen. An der Tiroler Front griffen die Italiener gestern nachmittag und heute im Raume westlich des Monte Piano mit Gruppen bis zur Stärke eines Bataillons unsere Stellungen im Popenatale und im Cristallogebiete vergeblich an.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 13. September
An der küstenländischen Front nahmen gestern die Kämpfe in den Räumen von Flitsch und Tolmein mit unverminderter Heftigkeit ihren Fortgang. Wieder wurden alle Angriffe unter schweren Verlusten der Italiener zurückgeschlagen; wieder behaupteten unsere Truppen ausnahmslos alle Stellungen. Im Raume von Flitsch setzte der Feind, nachdem vormittags ein Angriff auf den Roombon und ein Durchbruchsversuch gegen die Hänge dieses Berges gescheitert war, nachmittags Kräfte von Südwesten her gegen den Jawocek und die Golobarplanina an. Gegen Abend war auch dieser Vorstoß abgewiesen. Italienische Artillerie beschoß hier die Ansammlungsmulden ihrer eigenen Infanterie mit sichtlicher Wirkung. Im Vrsicgebiete, wo der Gegner schon im vorgestrigen Kampfe über 500 Mann verloren hatte, brach gestern nachmittag wieder ein Angriff zusammen. Den Tolmeiner Brückenkopf griffen die Italiener viermal vergeblich an. Weiter südwärts herrschte verhältnismäßig Ruhe. An der Tiroler Front waren neuerliche Annäherungsversuche des Feindes gegen unsere Popenastellung ebenso fruchtlos wie alle früheren. Vor der Grenzbrücke liegen weit über 100 tote Italiener.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 14. September
Nach den erfolglosen italienischen Angriffen der letzten Tage trat gestern in den größeren Kämpfen bei Flitsch und Tolmein eine Pause ein. Bei Plawa vertrieb ein Feuerüberfall unserer Artillerie den Feind aus einem mehrere Kilometer breiten Frontstück. Die flüchtenden Italiener erlitten große Verluste. An der Tiroler Front wurden Angriffsversuche schwächerer Abteilungen gegen unsere Stellungen bei der Grenzbrücke im Popenatale (südlich Schluderbach) und im Tonalegebiet abgewiesen. Im großen und ganzen herrscht an der Südwestfront Ruhe.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 15. September
Im Tiroler Grenzgebiet hielten die gewöhnlichen Geschützkämpfe auch gestern an. Östlich des Lodinutpasses schritten unsere Truppen zum Angriff und eroberten die feindlichen Stellungen auf dem Findenigkofel und auf dem Kamm südöstlich dieses Grenzberges. An der küstenländischen Front feuerte die italienische Artillerie mit erhöhter Heftigkeit gegen unsere Stellungen von Javorcek bis zum Tolmeiner Brückenkopf. Feindliche Angriffe auf den Javorcek und im Vrsicgebiete brachen zusammen. Ebenso wurden die üblichen Annäherungsversuche des Gegners im Abschnitt von Doberdo vereitelt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 16. September
Die Lage ist unverändert. Versuche der Italiener, unsere Stellungen auf dem Monte Piano im Osten zu umgehen, wurden vereitelt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 17. September
An der Tiroler Front fanden gestern wieder vielfache Artilleriekämpfe statt. Nachmittags wurde das feindliche Feuer gegen die Hochfläche von Lafraun und Vielgereuth heftiger. Heute nach Mitternacht griff stärkere italienische Infanterie den Monte Coston und unsere Stellungen nördlich dieses Grenzberges an. Diese Vorstöße wurden unter beträchtlichen Verlusten des Angreifers abgewiesen. Im Kärntner Grenzgebiet entfaltet die gegnerische Artillerie namentlich gegen den Raum von Tarvis eine lebhafte Tätigkeit; dieser Ort, und zwar insbesondere das dortige Spital, wurde aus den Stellungen nächst des Grenzbaches von Somdogna von weittragenden Geschützen beschossen. An der küstenländischen Front setzte der feindliche Angriff gegen den Raum von Flitsch wieder ein. Mehrere Vorstöße der Italiener wurden zurückgeschlagen; die Kämpfe sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Weiter Isonzo abwärts bis einschließlich des Görzer Brückenkopfes herrschte verhältnismäßig Ruhe. Einige Ortschaften südlich Görz und der Nordwestrand der Hochfläche von Doberdo standen unter lebhaftem Geschützfeuer. Westlich San Martino wurden Annäherungsversuche der Italiener wie immer vereitelt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 18. September
Im Tiroler und Kärntner Grenzgebiete hat sich gestern nichts von Bedeutung ereignet. Ein Waldbrand vor unserer Popenastellung (südlich Schluderbach) zwang die Italiener, ihre Linien zu räumen. Im Raume von Flitsch müht sich der Feind unter schwersten Verlusten weiter damit ab, sich an unsere Befestigungen heranzuarbeiten. Wiederholte italienische Angriffe auf den Ravelnik und gegen die Stellungen am Westhange des Javorcek brachen zusammen. Die Behauptung des offiziellen italienischen Tagesberichts vom 16. September, wir würden Geschosse verwenden, die Blausäure enthalten, ist selbstverständlich eine böswillige Erfindung.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Gescheiterter italienischer Angriff bei Flitsch

Wien, 19. September
Gestern eröffnete die italienische schwere Artillerie neuerdings ein lebhaftes Feuer gegen unsere Werke auf den Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun. Im übrigen ist die Lage im Tiroler und Kärntner Grenzgebiet unverändert. Der gegen den Raum von Flitsch angesetzte Angriff, der dem Feind im Talbecken allein über 1000 Mann kostete, ist gescheitert. Heute früh waren die vordersten Gräben bereits von den Italienern verlassen. Im Vrsicgebiet versuchte der Gegner unter dem Schutze des Abendnebels eine unserer Vorstellungen zu überfallen. Diese Unternehmung scheiterte vollständig. Gegen Mitternacht sprengten unsere Truppen die dort von den Italienern errichtete Mauer aus Sandsäcken samt den dahinter befindlichen Feinden in die Luft. Im Südwestabschnitt der Karsthöhe von Doberdo wurde die vergangene Nacht zur Sprengung feindlicher Sappen ausgenutzt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 20. September
Im Tiroler Grenzgebiet versuchten sich die Italiener stellenweise in fruchtlosen Hochgebirgsunternehmungen, namentlich im Adamello- und Dolomitengebiete. An der Kärntner Front ist die Lage unverändert. Im Flitscher Becken gingen die Reste der feindlichen Angriffstruppen aus unserm näheren Schußbereiche in ihre alten Stellungen zurück. Einer unserer Flieger belegte den Bahnhof und das Lager von Arsiero mit Bomben.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 21. September
In Südtirol eröffneten unsere schwersten Geschütze das Feuer gegen die vom Feinde belegten Ortschaften sowie gegen seine Stellungen und Batterien im Raume von Seravalle nördlich von Ala. Vor unserer Grenzstellung auf dem Coston (Hochfläche von Vielgereuth) wurden die Italiener wie immer abgewiesen. Ein feindlicher Doppeldecker warf auf Trient höchst einfältige Flugschriften aus der Feder des Leutnants d´Annunzio ab. An der Kärntner Front hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Im Raume von Flitsch ist nun nach dem vollständig gescheiterten italienischen Angriffe der vergangenen Woche wieder Ruhe eingetreten; nur die feindliche Artillerie feuert noch weiter. An den anderen Teilen der küstenländischen Front beschränkte sich die Kampftätigkeit gestern auf Geschützfeuer und kleinere Unternehmungen des Schützengrabenkrieges.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 22. September
Gegenüber dem Nordabschnitte der Hochfläche von Lafraun unterhielt die feindliche Infanterie heute durch mehrere Stunden vor Tagesanbruch ein sehr heftiges Feuer, ohne jedoch vorwärts zu kommen. Im Dolomitengebiete erhöhte die italienische Artillerie ihre Tätigkeit gegen den Monte
Piaro und das Gebiet beiderseits dieses Berges. Die Gesamtlage ist unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 23. September
Im Tiroler Grenzraume fanden mehrere kleinere Kämpfe statt. Angriffe schwächerer italienischer Abteilungen im Tonalegebiete, dann nördlich und östlich von Condino wurden abgewiesen.
Die Hochflächen von Vielgereuth und Lafraun stehen wieder unter dem Feuer der feindlichen schweren Artillerie.
Unsere tapfere Besatzung des Monte Coston, die diesen weit vor unseren Linien gelegenen Grenzberg monatelang gegen einen der Zahl nach bedeutend überlegenen Gegner behauptet hatte, räumte heute zeitig früh ihre nun von mehr als zehnfacher Übermacht angegriffene und fast umschlossene Stellung.
Die Artilleriekämpfe im Dolomitengebiete dauern mit großer Heftigkeit fort.
An der Kärntner Front versuchte vorgestern abend eine Alpiniabteilung am Monte Peralba durchzubrechen; sie wurde mit Verlusten heruntergeworfen.
An der küstenländischen Front beschränkt sich die Tätigkeit unserer Truppen auf Geschützfeuer und einige erfolgreiche Unternehmungen des Stellungskrieges.
Heute läuft der vierte Monat des Krieges gegen Italien ab. Der Feind raffte sich in diesem Monat zu keiner Kampfhandlung großen Stils auf, sondern führte nur gegen einzelne Abschnitte Angriffe mit Kräften bis zur Stärke mehrerer Infanteriedivisionen - alles vergebens; unsere Front steht fester denn je.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 24. September
An der Tiroler Westfront vertrieben unsere Landesschützen die feindlichen Alpini von der Albiolospitze (nördlich des Tonalepasses). Auf der Hochfläche von Vielgereuth wurde ein Angriff einiger italienischer Kompagnien auf den Durer (nordwestlich des Coston) abgewiesen. Etwa 1000 Italiener, die sich auf den Osthängen des Monte Piano gegen unsere Stellungen in Bewegung setzten, wurden durch Artilleriefeuer zum Rückzug gezwungen.
Im Kärntner Grenzgebiete scheiterte ein feindlicher Angriffsversuch auf der Cellonspitze (östlich des Plöckenpasses).
An der küstenländischen Front kam es gestern nur zu Geschützkämpfen. Die Gesamtlage ist unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 25. September
An der Tiroler Westfront eröffnete unsere Artillerie nun auch im Ortlergebiete das Feuer. Eine feindliche Abteilung, die im Cedehtale vorgegangen war, flüchtete bis Santa Caterina; eine andere wurde aus ihrer Stellung westlich der Königsspitze verjagt. Östlich des oberen Daonetals säuberten unsere Truppen die Cima Latola von. Gegner. An der Dolomitenfront scheiterte ein Angriff auf unsere Stellung am Col dei Bois, wobei die Alpini, die sich zu dieser Unternehmung freiwillig gemeldet hatten, große Verluste erlitten. Im Kärntner und im küstenländischen Grenz-gebiete hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Westlich von Ronchi fand ein italienischer Fesselballon durch Explosion sein Ende.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 26. September
Gestern beschränkte sich die Tätigkeit der Italiener auf eine heftige Beschießung des durch die Genfer Flagge weithin gekennzeichneten Spitals des Roten Kreuzes in Görz. Die feindliche Artillerie erzielte in dieser Sanitätsanstalt fünf Volltreffer, von denen eine Granate in den Operationssaal drang. Weitere 53 Geschosse fielen in unmittelbarer Nähe des Gebäudes ein. Einen militärischen Zweck hatte diese völkerrechtswidrige Handlung nicht, da sich weit und breit keine Truppen befanden.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 27. September
Die Lage ist unverändert. Versuche des Feindes, an unsere Stellung auf dem Monte Piano heranzukommen, wurden abgewiesen. Am Nordrande der Hochfläche von Doberdo brach ein Angriff einer Bersaglieriabteilung an unseren Hindernissen zusammen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 28. September
An der Dolomitenfront wurde heute früh ein Angriff des Feindes gegen den Col dei Bois mit Handgranaten abgewiesen. Gestern beschossen die Italiener neuerdings das Spital des Roten Kreuzes in Görz mit etwa 50 Granaten, obwohl diese Sanitätsanstalt, da sie noch nicht vollständig geräumt werden konnte, noch die Genfer Flagge trug. Im Abschnitte von Doberdo vereitelte unser Feuer einen Angriffsversuch gegen den Monte dei sei Busi.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Wien, 29. September
Im Stilfser Joch-Gebiet vernichtete unser Artilleriefeuer mehrere feindliche Geschütze. Ein auf der Hochfläche von Vielgereuth nördlich des Coston angesetzter italienischer Angriff brach nach kurzem Feuergefecht zusammen. Gegen den Mrzli Vrh und den Tolmeiner Brückenkopf begann gestern nachmittag ein sehr heftiges Artilleriefeuer, dem abends je ein Angriff auf den genannten Berg und bei Dolje folgte. Beide Angriffe wurden an unseren Hindernissen abgeschlagen; bei Dolje warfen unsere Truppen den durch zerschossene Hindernisstellen eingedrungenen Feind sogleich wieder hinaus. Wie immer blieben alle Stellungen fest in unserem Besitz. Im übrigen ging die Gefechtstätigkeit auch an der küstenländischen Front über das gewöhnliche Geschützfeuer und Geplänkel nicht hinaus.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.


Der vergebliche Ansturm der Italiener

Wien, 30. September
An der Tiroler Westfront wurde in der vergangenen Nacht im Adamellogebiet gekämpft. Ein Angriffsversuch des Feindes auf den Paß westlich der Cima Presena wurde durch unsere Artillerie abgewiesen. Auch bei der Mandronhütte mußten die Italiener nach mehrstündigem Gefecht zurückgehen. Auf der Hochfläche von Vielgereuth griffen sie gleichfalls nachts unsere Stellungen zweimal vergebens an. Ebenso scheiterten an der Kärntner Front nächtliche Angriffe auf unsere befestigten Linien westlich des Bombaschgrabens (bei Pontafel). Die Kämpfe bei und nördlich von Tolmein dauern fort. Vor dem Mrzli Vrh wich der Feind in seine alten Stellungen zurück; gegen Dolje griff er wiederholt an, wurde aber stets abgewiesen. Heute früh begann das italienische Artilleriefeuer gegen den Raum von Tolmein, das schon gestern sehr lebhaft war, von neuem.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

 



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