Österreichischer Heeresbericht über die
Ereignisse an der italienischen Front im November 1915:
Wien, 1. November
Der am 18. Oktober eingeleitete,
am 28. mit frischen Truppen erneute dritte Ansturm der Italiener
gegen unsere küstenländische Front beginnt zu erlahmen. Gestern
stieß der Feind zwar noch gegen den Nordrand der Hochfläche von
Doberdo mit starken, an mehreren anderen Stellen mit schwächeren
Kräften vergeblich vor. Sein Angriff ist jedoch nicht mehr
allgemein. Mag der Kampf auch nochmals aufflammen, die von der
italienischen Heeresleitung mit großen Worten angekündigte, an
der Hauptfront mit wenigstens 23 Infanteriedivisionen versuchte
Offensive ist an der unerschütterlichen Mauer unserer
siegessicheren Truppen zusammengebrochen, die zweiwöchige
Isonzoschlacht für unsere Waffen gewonnen, unsere Kampffront
durchweg unverändert. Ebenso behielten die Verteidiger von Tirol
und Kärnten ihre seit Kriegsbeginn heldenmütig behaupteten
Stellungen fest in Händen. Durch diese Erfolge hat unsere
bewaffnete Macht neuerdings bewiesen, wie eitel und haltlos alle
Ansprüche des einstigen Verbündeten auf die südwestlichen
Grenzgebiete sind, die er durch hinterhältigen Rückenangriff
leichthin erobern zu können vermeinte. In den Kämpfen der
zweiten Oktoberhälfte verlor der Feind mindestens 150000 Mann.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 2. November
Gestern wurde im Görzischen
wieder heftig gekämpft. Hierbei traten auf Seite der Italiener
mehrere von der Tiroler und Kärntner Front herangebrachte
Infanteriebrigaden auf. Unter Einsatz dieser Verstärkungen
versucht der Feind, um jeden Preis bei Görz einzubrechen. Die
gestrigen Angriffe richteten sich sowohl gegen den Görzer
Brückenkopf selbst, als auch gegen die Räume von Plawa und
beiderseits des Monte San Michele. Unter schwereren Verlusten
denn je wurden die Italiener überall zurückgeschlagen. Auf der
Podgorahöhe ist der Kampf um einzelne Grabenstücke noch im
Gange.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 3. November
Die Italiener setzten ihre auf
Görz gerichteten Anstrengungen an der Front von Plawa bis
einschließlich der nördlichen Abschnitte der Hochfläche von
Doberdo ununterbrochen fort. Gestern griffen wieder sehr starke
Kräfte an; sie wurden überall abgewiesen. In diesen Kämpfen
verloren mehrere italienische Regimenter die Hälfte ihres
Bestandes. Heute nach Mitternacht warf ein Lenkluftschiff
zahlreiche Bomben auf die Stadt Görz ab.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 4. November
Die Angriffe der Italiener auf den
Görzer Brückenkopf und die Nachbarabschnitte dauern fort.
Gestern waren die heftigsten Stürme gegen Zagora, die
Podgorahöhen und den Monte San Michele gerichtet. Wieder wurde
der Feind überall abgewiesen. Auf den Podgorahöhen wird um
einzelne Gräben noch gekämpft.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 5. November
Der gestrige Tag verlief auch im
Görzischen ruhiger. Nachmittags standen einzelne Abschnitte des
Brückenkopfes von Görz und der Nordteil der Hochfläche von
Doberdo unter heftigem Geschützfeuer. Vereinzelte Vorstöße der
Italiener brachen in unserem Feuer zusammen. Nachts wurden sechs
feindliche Angriffe auf Zagora abgeschlagen. Ein italienisches
Lenkluftschiff warf wieder über Miramar Bomben ab.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 6. November
Die Ruhe an der Südwestfront
hielt im großen und ganzen auch gestern an. Hierzu mögen die
aus dem amtlichen Bericht der italienischen Obersten
Heeresleitung bekannten ungünstigen Witterungsverhältnisse
beigetragen haben. Vereinzelte Angriffe des Feindes wurden
abgewiesen. Im Abschnitte von San Martino sind noch Nahkämpfe im
Gange.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 7. November
Alle Versuche des Feindes, unsere
Stellungen im Abschnitte von San Martino zu durchbrechen, sind
gescheitert.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 8. November
Die Ruhe an der Südwestfront
hielt im allgemeinen auch gestern an. Im Nordabschnitte der
Hochfläche von Doberdo hatten unsere Truppen wieder einzelne
Vorstöße des Feindes abzuweisen. Um den Col di Lana wurde
heftig gekämpft. Nachmittags fiel die Spitze dieses Berges in
die Hände der Italiener, abends wurde sie von unseren Truppen
durch einen Gegenangriff zurückgewonnen. Die feindliche
Artillerie hat das Feuer auf die Südfront von Riva eröffnet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 9. November
Mehrere feindliche Angriffe an der
Isonzofront auf Zagora, in den Dolomiten auf den Col di Lana und
den Siefsattel wurden abgewiesen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 10. November
Die Tätigkeit der italienischen
Artillerie war gestern im allgemeinen wieder lebhafter.
Feindliche Angriffe auf den Südteil der Podgorastellung, gegen
Zagora, bei Plawa und auf den Col di Lana wurden abgewiesen. Auf
Nabresina abgeworfene Fliegerbomben töteten mehrere
Zivilpersonen, darunter eine Frau und drei Kinder.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 11. November
Die Italiener nahmen ihre
Anstrengungen, Görz zu gewinnen, von neuem auf. In der Pause
nach der dritten Isonzoschlacht hatten sie Ersatzmannschaften
eingereiht und weitere Truppen im Görzischen zusammengezogen.
Gestern setzten sie nach mehrstündiger heftiger
Artillerievorbereitung an der ganzen Front von Plawa bis zum
Monte dei sei Busi mit starken Kräften zum allgemeinen Angriffe
an. Wieder schlugen die tapferen Verteidiger alle Stürme teils
durch Feuer, teils im Handgemenge unter schwersten Verlusten des
Feindes ab, dessen Angriffslust in einem abendlichen Unwetter
für diesen Tag vollends erlahmte.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 12. November
Nach einer verhältnismäßig
ruhigen Nacht wiederholte sich gestern vormittag das heftige
italienische Artilleriefeuer an der ganzen Kampffront des
vorgestrigen Tages. Hierauf griff feindliche Infanterie abermals
den Brückenkopf von Görz und die Hochfläche von Doberdo
unaufhörlich an; wieder brachen alle Stürme unter furchtbaren
Verlusten der Angreifer zusammen; wieder haben unsere Truppen
alle ihre Stellungen fest in Händen. Vorstöße des Gegners bei
Zagora und im Vrsicgebiet teilten das Schicksal des
Hauptangriffes.
An der Dolomitenfront griffen die Italiener auch in den letzten
Tagen unsere Stellungen auf der Spitze und an den Hängen des Col
di Lana mehrmals vergebens an. Die amtlichen Presseberichte der
italienischen Heeresleitung über die Ereignisse in diesem Raume
sind vollkommen falsch und können wohl nur auf ganz unrichtigen
Meldungen beruhen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 13. November
Die großen Kämpfe im
Görzischen, die neuerdings den Charakter einer Schlacht
annahmen, dauerten auch gestern fort. Wieder folgte an der ganzen
bisherigen Kampffront Angriff auf Angriff; die verzweifelten
Anstrengungen des Feindes scheiterten jedoch am zähen Widerstand
unserer mit unübertrefflichem Heldenmut fechtenden Truppen. Auch
der Tolmeiner Brückenkopf stand tagsüber unter starkem
Artilleriefeuer. Ein Angriff auf unsere Stellung am Vrsic wurde
abgeschlagen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 14. November
chon zu Beginn der neuen Schlacht
hatten italienische Gefangene ausgesagt, die Stadt Görz würde
zusammengeschossen werden, wenn es nicht gelingen sollte, sie zu
nehmen. Tatsächlich fielen schon an den ersten Tagen der großen
Kämpfe zahlreiche Geschosse in die Stadt. Gestern unterhielt die
feindliche schwere Artillerie über den unbezwungenen
Brückenkopf hinweg ein heftiges Feuer auf Görz. Unterdessen war
die erfolglose Angriffstätigkeit der Italiener vornehmlich gegen
den Nordteil der Hochfläche von Doberdo gerichtet. Nördlich des
Monte San Michele ging ein Frontstück vorübergehend an den
Feind verloren; abends wurde es durch Gegenangriff vollständig
zurückerobert. Die übrigen Vorstöße der Italiener wurden
sämtlich blutig abgeschlagen. Vor dem Abschnitte südlich des
Monte dei sei Busi und vor dem Görzer Brückenkopf hielt schon
unser Geschützfeuer jeden Angriffsversuch nieder. Mehrere
unserer Flugzeuge belegten Verona mit Bomben.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 15. November
Die feindliche Angriffstätigkeit
an der Isonzofront hat gestern, vielleicht infolge des
strömenden Regens, sichtlich nachgelassen. Im Abschnitte der
Hochfläche von Doberdo wurde jedoch heftig weitergekämpft. Am
Nordhange des Monte San Michele gelang es den Italienern, wieder
in eine durch schweres Artilleriefeuer geschlagene Lücke unserer
Stellungen einzudringen. Starke feindliche Kräfte, die abends
nördlich dieser Einbruchsstelle zum Angriff vorgingen, wurden
blutig abgewiesen. Hierauf setzte unser Gegenangriff ein, der das
verlorene Frontstück vollständig zurückgewann und dem Feinde
außerordentlich große Verluste zufügte. Auch ein starker
italienischer Angriff gegen den Monte dei sei Busi brach wie alle
früheren zusammen. Durch die Beschießung von Görz wurden
bisher 58 Zivilpersonen getötet, 50 verwundet, etwa 300 Häuser
und fast alle Kirchen und Klöster schwer beschädigt.
Eines unserer Fliegergeschwader belegte neuerdings Verona mit
zahlreichen Bomben.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 16. November
Der Nordabschnitt der Hochfläche
von Doberdo war auch gestern der Schauplatz hartnäckigsten
Ringens. Um die Stellungen beiderseits des Monte San Michele wird
Tag und Nacht gekämpft.
Am Nordhange dieses Berges drangen die Italiener wiederholt in
unsere Linien ein. In den Abendstunden gelang es jedoch, den
Feind fast völlig zu vertreiben. Auch die Nahkämpfe im Raum von
San Martino dauern fort. Vor dem Görzer Brückenkopf wurde ein
gegnerischer Angriff auf die Podgorahöhe abgewiesen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 17. November
Gestern fanden in. Görzischen
keine größeren Infanteriekämpfe statt. Auch die Tätigkeit der
italienischen Artillerie war im Vergleiche zu den früheren Tagen
bedeutend geringer. Die Lage ist an der ganzen Südwestfront
unverändert. Vorgestern belegte eines unserer Flugzeuggeschwader
Brescia mit Bomben. Die Flieger konnten starke Brände
beobachten. Alle Flugzeuge sind glatt gelandet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 18. November
Auch im Laufe des gestrigen Tages
nahmen die Italiener ihre Angriffstätigkeit nicht wieder auf.
Nachts versuchten sie schwache Vorstöße gegen Zagora, am
Nordhange des Monte San Michele und gegen den Abschnitt
südwestlich San Martino, alle wurden abgewiesen. Seit heute
zeitlich früh steht Görz wieder unter heftigem Geschützfeuer.
In der ersten Stunde fielen etwa 400 Geschosse in die Stadt. Der
alte Stadtteil von Riva war gestern vom Altissimo her unter
Feuer. Unsere Flieger warfen Bomben auf die Kasernen von Belluno
ab.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 19. November
Die italienischen Angriffe an der
Isonzofront haben wieder begonnen. Wie bei den letzten großen
Kämpfen richten sie sich auch diesmal hauptsächlich gegen den
Raum von Görz. Der Brückenkopf steht unausgesetzt unter
schwerem Geschützfeuer. Angriffsversuche gegen Oslavija und ein
starker Vorstoß gegen die Podgorahöhe wurden abgeschlagen. Die
planmäßige Beschießung der Stadt Görz dauerte vormittags
vier, nachmittags über zwei Stunden an. 3000 Geschosse aller
Kaliber waren diesem Zerstörungswerk gewidmet. Sie verursachten
große Brände, der militärische Schaden ist gering; dagegen ist
die Einwohnerschaft durch Verluste an Menschenleben und Eigentum
schwer getroffen. Den Nordabschnitt der Hochfläche von Doberdo
griff der Feind abermals heftig an. Am Nordhang des Monte San
Michele drang er mehrmals in unsere Stellung ein; die erbitterten
Nahkämpfe endeten jedoch für unsere Truppen mit der
vollständigen Behauptung ihrer ursprünglichen Kampflinie, alle
Vorstöße gegen den Abschnitt von San Martino scheiterten unter
den schwersten Verlusten für die Italiener. Ebenso mißlangen an
der Front nördlich des Görzer Brückenkopfes zwei starke
Angriffe des Feindes bei Zagora, mehrere schwächere im
Vrsicgebiete und im Raume von Flitsch. Einer unserer Flieger
bewarf die Tuchfabrik von Schio mit Bomben.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 20. November
Die Kämpfe im Görzischen dauern
fort. Der Brückenkopf von Görz wurde wieder an mehreren Stellen
vergeblich angegriffen, die Stadt eine Stunde lebhaft, dann
mäßig beschossen. Im Nordteile der Hochfläche von Doberdo
erneuerte der Feind seine Vorstöße mit starken Kräften sowohl
gegen unsere Stellungen am Nordhange des Monte San Michele als
auch gegen den Abschnitt von San Martino. Mehrfach kam es zum
Handgemenge. Die Italiener wurden überall zurückgeschlagen;
unsere Kampflinie ist nach wie vor in unseren Händen. Dasselbe
gilt auch von unseren Stellungen bei Zagora, wo der Gegner
nächst der Straßensperre eindrang, in erbittertem Nahkampf aber
wieder vollständig vertrieben wurde. Unsere Flieger bedachten
Verona, Vicenza, Tricesimo, Udine und Cervignano mit Bomben.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 21. November
Die Italiener haben neuerdings
Streitkräfte von der Tiroler Front ins Görzische gebracht.
Unter Einsatz solcher Verstärkungen greift der Feind den ganzen
Görzer Brückenkopf neuerlich an. Vor dem Monte Sabotino brachen
mehrere Vorstöße in unserem Feuer zusammen. Im Abschnitt von
Oslavija gelang es dem Gegner, in unsere Verteidigungslinie
einzudringen. Ein Gegenangriff brachte jedoch diese Stellung mit
Ausnahme einer Kuppe nordöstlich des Ortes, um die noch
gekämpft wird, wieder in unseren Besitz. Drei feindliche
Vorstöße gegen Pevma mißlangen unter schweren Verlusten.
Besonders heftige Angriffe waren auch diesmal gegen die Podgora
gerichtet. Auch hier wurden die Italiener blutig abgewiesen. Der
Raum beiderseits des Monte San Michele stand unter starkem
Artilleriefeuer. Nachmittags gingen am Nordhange des Berges
bedeutende feindliche Kräfte vor. Ihr Angriff scheiterte in
unserem Kreuzfeuer. Das gleiche Schicksal hatten mehrere
Vorstöße gegen den Abschnitt von San Martino und nördlich des
Görzer Brückenkopfes gegen die Straßensperre bei Zagora. In
Tirol schlugen die Verteidiger des Col di Lana zwei
italienische Angriffe auf die Spitze des Berges ab.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 22. November
Die Italiener setzten den Angriff
auf den ganzen Görzer Brückenkopf ebenso hartnäckig wie
erfolglos fort. Besonders erbittert war der Kampf im Abschnitte
von Osiavija, wo die bewährte dalmatinische Landwehr,
unterstützt durch das tapfere Krainer Infanterieregiment Nr. 17,
den vorgestern noch in Feindeshand gebliebenen Teil unserer
Stellung vollständig zurückeroberte. Der Südteil der Podgora
wurde fünfmal angegriffen, die verzweifelten Vorstöße der
Italiener brachen jedoch teils im Feuer, teils in
Handgranatenkämpfen zusammen. Im Abschnitte der Hochfläche von
Doberdo waren die Anstrengungen des Feindes hauptsächlich gegen
den Raum von San Martino gerichtet. Nach starker
Artillerievorbereitung vermochten die Italiener hier in unsere
Kampffront einzudringen. Ein nächtlicher Gegenangriff brachte
aber das Verlorene bis auf ein kleines vorspringendes
Grabenstück wieder in unseren Besitz. Nördlich des
Brückenkopfes von Görz überschritten schwächere feindliche
Kräfte südlich Zagora den Isonzo, abends war aber das linke
Flußufer von diesen Italienern wieder gesäubert. An der Tiroler
Front hatte es der Gegner in der letzten Zeit auf den Col di Lana
besonders abgesehen, wohl, um seinen zahlreichen
Veröffentlichungen über Erfolge in diesem Gebiete gerecht zu
werden. Das italienische schwere Geschützfeuer war hier gestern
heftiger denn je; drei Angriffe auf die Bergspitze wurden
abgewiesen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 23. November
Die großen Kämpfe um den Görzer
Brückenkopf und am Rande der Hochfläche von Doberdo dauern
fort. Mehrere Angriffe starker feindlicher Kräfte auf die
Podgora wurden blutig abgeschlagen. Auch bei Pevma und Oslavija
hielten sich unsere Truppen gegen alle Stürme. Vielfach fand der
Kampf auch nachts kein Ende. Die Beschießung der Stadt Görz in
der Zeit vom 18. bis 21. November hat wieder erhebliche Verluste
an Menschenleben und bedeutende Schäden verursacht; 20
Zivilpersonen wurden getötet, 30 verwundet, 46 Gebäude
vollkommen zerstört, 250 stark, 600 leicht beschädigt. Gestern
warfen die Italiener abermals einige hundert schwere Bomben in
die Stadt. Auf der Hochfläche von Doberdo gelang es dem Feind,
unsere Front südwestlich des Monte San Michele vorübergehend
bis an den Westrand von San Martino zurückzudrängen. Ein
Nachtangriff ungarischer und kärntnerischer Truppen brachte die
ursprüngliche Stellung wieder vollständig in unseren Besitz.
Mehrere Stürme der Italiener östlich Selz stießen auf das
steierische Infanterieregiment Graf Beck Nr. 47. das seine
Stellungen zweimal durch Feuer, ein drittes Mal im Handgemenge
fest behauptete. Nördlich des Görzer Brückenkopfes
wiederholten sich die üblichen Vorstöße des Feindes mit dem
gewohnten Mißerfolg.
Zwei unserer Flieger warfen auf Arsiero Bomben ab.
In letzter Zeit suchen die - allgemein zugänglichen -
Presseberichte der italienischen Obersten Heeresleitung
auffallend viel über Erfolge zu sagen. Demgegenüber sei heute,
ein halbes Jahr nach der Kriegserklärung unseres einstigen
Bundesgenossen, mit aller Deutlichkeit festgestellt, daß wir die
zu Beginn des Krieges gewählte Verteidigungsfront allenthalben,
am Isonzo nun schon in der vierten Schlacht, siegreich behaupten.
Seit Beginn der Kämpfe im Südwesten vermochte der Feind sich
nicht einmal seinen Zielen zu nähern, die er im ersten Anlauf zu
erreichen hoffte; wohl aber hat ihm der Krieg an Toten und
Verwundeten bereits
eine halbe Million Männer
gekostet.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 24. November
Der Görzer Brückenkopf stand
zwar auch gestern unter lebhaftem Geschütz- und
Minenwerferfeuer. In Infanteriekämpfen trat jedoch eine Pause
ein, da die Italiener nicht angriffen. Um so erbitterter wurde
beiderseits des Monte San Michele gerungen. Nördlich des Berges
drangen starke italienische Kräfte nachmittags in unsere
Stellungen ein. Steierische Infanterie und Honveds schritten zum
Gegenangriff und warfen den Feind nach wechselvollen, wütenden
Nahkämpfen vollständig zurück. Mehrere Angriffe auf den Monte
San Michele selbst und im Raume von San Martino wurden unter
schwersten Verlusten der Italiener abgewiesen, Angriffsversuche
gegen unsere Stellungen auf dem Monte dei sei Busi sofort durch
Feuer erstickt. Gegen die Straßensperre bei Zagora warf der
Gegner schwere Minenwerferbomben, die giftige Gase entwickelten.
An der Tiroler Südfront wurde der Bahnhof und der alte Stadtteil
von Riva wieder beschossen. Einer unserer Flieger belegte
Baracken und Magazine von Ala mit Bomben.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 25. November
Die erbitterten Kämpfe im Raume
zwischen der Wippachmündung und San Martino dauern Tag und Nacht
fort. Nördlich des Monte San Michele griff der Feind
unaufhörlich mit starken Kräften an. Mehrmals gelang es ihm, in
unsere Gräben einzudringen. Immer jedoch, zuletzt in
vielstündigem Nachtkampf, warfen ihn die braven alpenländischen
Infanterieregimenter Nr. 7 und 27 wieder hinaus. Ein Angriff der
Italiener auf den Monte San Michele scheiterte gleich allen
früheren. Auch bei San Martino wogte der Kampf den ganzen Tag
hin und her, bis es schließlich spät abends den bewährten
Honvedtruppen gelang, auch hier unsere Stellung vollständig
zurückzugewinnen und zu behaupten. Der Brückenkopf von Görz,
der Südteil der Stadt, dann die Ortschaften Savogna und Rupa
standen unter heftigem Artilleriefeuer. Mehrere feindliche
Bataillone griffen bei Oslavija an. Sie wurden zurückgeschlagen,
zwei Kompagnien vernichtet. Zwei unserer Flieger warfen Bomben
auf Tolmezzo ab.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 26. November
Die Lage im Görzischen hat sich
nicht geändert; die heftigen Kämpfe dauern fort. Wiederholte
Angriffe des Feindes gegen den Abschnitt von Oslavija
scheiterten.
Am Nordhang des Monte San Michele war das Gefecht nachts noch im
Gange. Ein Angriff auf den Gipfel dieses Berges wurde durch unser
Feuer erstickt. Vorstöße gegen den Raum von San Martino wurden
abgeschlagen. Je deutlicher die Italiener die Nutzlosigkeit auch
ihrer jüngsten Offensive erkennen müssen, desto häufiger
fallen schwere Bomben und Brandgranaten in die Stadt Görz, die
nun planmäßig in Trümmer geschossen wird. Täglich steigt die
Zahl der abgebrannten und zerstörten Häuser und Kirchen. Der
bisherige Schaden an Baulichkeiten ist mit 25 Millionen Kronen zu
bewerten, jener an Privateigentum, Kunstwerken und Sammlungen überhaupt
nicht abzuschätzen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 27. November
Die Artillerie- und
Angriffstätigkeit der Italiener erstreckte sich gestern auf die
ganze küstenländische Front. Vorstöße gegen unsere Stellungen
auf dem Mrzli Vrh und südlich dieses Berges wurden teils im
Handgemenge, teils vor den Hindernissen unter schweren Verlusten
des Feindes abgewiesen. Vor dem Tolmeiner Brückenkopf hielt
unsere Artillerie jeden Angriffsversuch nieder. Auch bei Plawa
griffen die Italiener vergebens an. Am heftigsten waren die
Kämpfe am Görzer Brückenkopf. Bei Oslavija schlugen
Abteilungen des dalmatinischen Infanterieregiments Nr. 22 sechs
feindliche Stürme blutig ab. Das gleiche Schicksal hatten starke
Angriffe gegen Pevma und die Podgorahöhe. Die Stadt Görz steht
unter andauerndem Feuer schwerer Kaliber. Einer unserer Flieger
brachte im Luftkampf einen feindlichen Doppeldecker zum Absturz
nach San Lorenzo di Mossa, wo das italienische Flugzeug durch
unsere Artillerie zusammengeschossen wurde. Im Abschnitte der
Hochfläche von Doberdo endete das Gefecht am Nordhang des Monte
San Michele mit der vollen Behauptung unserer Kampffront. Am
Südhang des Berges gerieten die feindlichen Angriffsbewegungen
schon in unserem Geschützfeuer ins Stocken. An der Tiroler Front
wurden vereinzelte Angriffsversuche in den Dolomiten vereitelt.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 28. November
Die Italiener setzten ihre
Angriffstätigkeit auf der ganzen Front fort. Ihre nach wie vor
vergeblichen Anstrengungen des gestrigen Tages kosteten sie
besonders große Blutopfer. Am schwersten war der Kampf am
Görzer Brückenkopf, wo der Gegner durch unausgesetzte Angriffe
mit immer wieder frischen, starken Kräften, namentlich bei
Oslavija, längs der Straße durchzubrechen versuchte. Kurze Zeit
war die Kuppe nordöstlich des Ortes in Feindeshand; nach
heftigem Feuer unserer Artillerie gewannen unsere Truppen alle
ursprünglichen Gräben stürmend zurück. Auch im Südteil der
Podgorastellung drangen die Italiener ein, wurden wieder hinaus
geworfen und durch wirksamstes Feuer verfolgt. Das Gelände vor
dem Brückenkopf ist mit Feindesleichen bedeckt. Bei Oslavija
allein liegen über 1000. Am Rande der Hochfläche von Doberdo
beschränkten sich die Italiener auf einen Vorstoß südwestlich
San Marino, der abgewiesen wurde. Ebenso fruchtlos waren alle
Angriffe im nördlichen Isonzoabschnitte, so bei Zagora, Plawa,
gegen mehrere Stellen des Tolmeiner Brückenkopfes, den Mrzli
Vrh, wo 400 Tote vor unserer Front liegen, und auf die
Vrsicstellung. Die Lage ist somit unverändert, die Isonzofront
fest in der Hand unserer Truppen. An der Tiroler Grenze wurde ein
Angriff auf unsere Stellungen am Westhange des Monte Piano und
bei der Schluderbacher Grenzbrücke blutig abgeschlagen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 29. November
Die Isonzoschlacht dauert fort.
Auch die gestrigen harten Kämpfe endeten für unsere Truppen
wieder mit der vollen Behauptung aller ihrer Stellungen.
Gegen den Görzer Brückenkopf führten die Italiener abermals
neue Regimenter heran. Ungeachtet ihrer nutzlosen Verluste folgte
Sturm auf Sturm. Nur bei Oslavija und auf der Podgora gelang es
dem Feind, in unsere Stellungen einzudringen; er wurde aber
wieder hinausgeworfen. Ansonsten scheiterten alle Vorstöße
schon in unserem Feuer. Der Raum beiderseits des Monte San
Michele wurde gleichfalls von sehr bedeutenden italienischen
Kräften vergeblich angegriffen. Bei San Martino waren das
Infanterieregiment Nr. 39 und das Egerländische
Landsturminfanterieregiment Nr. 6 an den Kämpfen hervorragend
beteiligt.
Im nördlichen Isonzoabschnitt wurden heftige Angriffe gegen
unsere Bergstellungen nördlich Tolmein abgeschlagen der
Richtung gegen Prizren.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 30. November
Es zeigt sich immer mehr, daß die
Italiener in diesen Tagen, koste es, was es wolle, am Isonzo,
wenn möglich bei Görz, einen Erfolg erzwingen wollen. Gestern
waren ihre Angriffe gegen die ganze Front zwischen Tolmein und
dem Meere, mit besonderer Heftigkeit aber gegen unsere beiden
Brückenköpfe und den Nordteil der Hochfläche von Doberdo
gerichtet. Vorstöße gegen unsere Bergstellung nördlich von
Tolmein brachen bald zusammen. Der Tolmeiner Brückenkopf stand
nachmittags unter Trommelfeuer. Hierauf folgten drei starke
Angriffe auf den nördlichen, mehrere schwächere auf den
südlichen Abschnitt; alle wurden unter größten Verlusten des
Feindes abgeschlagen. Ebenso erfolglos waren mehrere
Angriffsversuche auf Plawa. Vor dem Görzer Brückenkopf sind
sehr starke italienische Kräfte aller Fronten zusammengezogen.
Zum Angriffe schritt der Feind gestern nur bei Oslavija. Er wurde
geschlagen, nur ein schmales Frontstück wurde etwas
zurückgenommen.
Görz erhielt nachts wieder etwa hundert schwere Bomben in das
Stadtinnere.
Im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo setzten nach
vierstündiger Artillerievorbereitung Angriffe von besonderer
Wucht und Zähigkeit gegen den Monte San Michele und den Raum von
San Martino ein. Auf dem Monte San Michele schlug das Budapester
Honvedinfanterieregiment Nr. 1 acht Massenstürme blutig ab. San
Martino wurde dreimal in dichten Massen angegriffen, hier
behauptete das Nagyvarader Honvedinfanterieregiment Nr. 4 in
erbittertem Handgemenge seine Stellungen. Auch südwestlich des
Ortes wurde ein feindlicher Angriff abgewiesen.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.