Österreichischer Heeresbericht über die
Ereignisse an der italienischen Front im Mai 1917:
Wien, 1. Mai
Auf
allen Kriegsschauplätzen keine Ereignisse von Bedeutung.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Am 29.
April abends belegte eines unserer Seeflugzeuggeschwader das
Barackenlager und andere militärische Objekte von Vicentina mit
gutem Erfolge mit Bomben und beobachtete mehrere Brände. Alle
Flieger sind zurückgekehrt. Ein darauf folgender Angriff zweier
feindlicher Flugzeuge auf Orte bei Triest hatte keinerlei
Erfolg.
Flottenkommando.
Wien, 2. und 3. Mai
Die
Lage ist unverändert.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Am 30.
April abends griffen unsere Seeflugzeuge die Hafenanlagen von
Valona mit sichtbar gutem Erfolg an und kehrten trotz starker
Gegenwirkung vollzählig zurück.
Flottenkommando.
Wien, 4. Mai
An der
ganzen Front die üblichen Artillerie- und
Minenwerferkämpfe.
Bei Görz versuchte der Feind einen Gasangriff. Dank der
Wachsamkeit unserer Truppen und der Güte unserer Schutzmittel
mißlang der Angriff, der uns keine Verluste brachte.
Unsere braven Flieger schossen gestern im Luftkampf 3 feindliche
Apparate über der Karsthochfläche und 1 bei Flitsch ab.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Am
Abend des 3. Mai belegten unsere Seeflugzeuge das Pumpwerk von
Codigoro im Gebiete der Pomündung mit Bomben und kehrten ohne
Verluste zurück. Am selben Abend wiederholten andere
Seeflugzeug-Geschwader die Angriffe auf militärische Anlagen von
Villa Vicentina und von Valona mit beobachtetem Erfolg. In Valona
entstand hierdurch ein riesiger Brand, der von heftigen
Explosionen begleitet und auf mehr als 50 Seemeilen zu sehen war.
Trotz heftigen Abwehrfeuern sind alle Flugzeuge unversehrt
zurückgekehrt.
Bombenabwürfe feindlicher Flieger im Raume von Triest
verursachten nur unbedeutenden Schaden.
Flottenkommando.
Wien, 5. Mai
DieLage
ist unverändert.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See:
Am
Abend des 3. Mai setzten unsere Seeflugzeuge den größten Teil
des Lagers von Sagrado in Brand, der von Triest aus noch eine
Stunde nach dem Angriff sichtbar war. Feindliche im Raume von
Triest tätige Flieger erzielten keinen Erfolg. Am 4. Mai
führten einige unserer Seeflugzeuge einen erfolgreichen Angriff
auf die Bahnhofsanlagen von Pescara, Castellamare und Ortona an
der italienischen Ostküste, sowie auf die Wasserkraftanlagen des
Biscaraflusses bei Piano d´Orte aus. Von beiden Aktionen kehrten
unsere Flugzeuge ohne Verluste zurück.
Flottenkommando.
Wien, 6. Mai
Heute
nacht gelang es unseren Patrouillen, nächst Görz in einen
feindlichen Graben einzudringen und dessen Besatzung - 1 Offizier
und 40 Mann - gefangenzu nehmen.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 7. - 11. Mai
Keine
besonderen Ereignisse.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 12. Mai
An der
Isonzofront von Tolmein abwärts unterhielten heute früh die
Italiener durch mehrere Stunden sehr starkes Feuer aus
Geschützen aller Kaliber.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 13. Mai
Bei
der Isonzo-Armee sind gestern heftige Artilleriekampfe
entbrannt.
Der Feind ließ zwischen Tolmein und dem Meer in ganzer Front
seine Geschütze und Minenwerfer in Tätigkeit treten. Sein Feuer
hielt die ganze Nacht über an und dauert fort. Unsere Artillerie
erwidert mit Erfolg. Auch in Kärnten und Tirol kamen
stellenweise beiderseits die Geschütze lebhafter zum Wort.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 14. Mai
Die
Artillerieschlacht am Isonzo geht ohne Unterbrechung fort. Das
feindliche Feuer steigerte sich mitunter zu größter Stärke.
Die italienische Infanterie versuchte bei Plava einen Handstreich
gegen einen unserer Höhenstützpunkte; sie wurde durch
ungesäumt zugreifenden Gegenstoß geworfen.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 15. Mai
Nach
dreitägiger Artillerievorbereitung, bei der der Feind von
Tolmein bis zum Meere hinab seine gesamten Geschützmassen und
Minenwerfer wirken ließ, setzte gestern der von den
Bundesgenossen Italiens immer wieder geforderte Infanterieangriff
gegen unsere Isonzo-Armee ein. Der Feind stürmte auf mehr als 40
Kilometer Frontbreite an zahlreichen Stellen gegen unsere Linien
an. Am heftigsten wurde im Raume von Plava, auf dem Monte Santo,
auf den Höhen östlich von Görz, im Gebiete des Fajti Hrib und
bei Costanjevitza gerungen. An vielen Punkten des
Schlachtgeländes brachen die tiefgegliederten Angriffsmassen der
Italiener schon unter unserem Geschütz- und Maschinengewehrfeuer
zusammen, so auf dem Monte San Gabriele, auf dem der Feind,
Rüstung, Gewehre und Helme von sich werfend, in voller
Auflösung zurückflutet. Wo die Italiener vorkamen, wurden sie
von unserer durch kein Artilleriefeuer zu erschütternden
Infanterie empfangen und im Kampfe von Mann gegen Mann
geworfen.
Auf solche Art wechselten auf dem Fajti Hrib unsere zerschossenen
Gräben fünfmal den Besitzer, um schließlich von den
Verteidigern siegreich behauptet zu werden. An einzelnen Punkten
wurde die Verfolgung des Gegners bis in seine Stellungen
vorgetragen.
Unsere Truppen errangen am 14. Mai in kraftbewußter Abwehr einen
vollen Erfolg; der Feind ließ über 1600 Mann und mehrere
Maschinengewehre in unserer Hand. Die Schlacht dauert ohne
Unterbrechung fort.
Unsere Flieger traten über dem Kampfgebiet gegen zahlreiche
italienische Flugzeuge ins Gefecht. Offizierstellvertreter
Arrighi blieb zum 11. Male Sieger im Luftkampf. 2 feindliche
Flieger wurden im Luftkampfe abgeschossen, 2 andere durch unser
Artilleriefeuer herabgeholt. In Kärnten und Tirol geringe
Gefechtstätigkeit.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 15. Mai
Aus
dem Kriegpressequartier wird vom 15. Mai abends gemeldet:
Am Isonzo wurde auch heute den ganzen Tag über erbittert weiter
gekämpft. Die Schlachtfront erstreckte sich nach Norden über
Canale hinaus. Die Kämpfe verlaufen günstig.
Wien, 16. Mai
Der
fünfte Tag der neuen Isonzoschlacht war von gleich heftigen
Kämpfen erfüllt, wie der vorangegangene. Der Feind führte mit
großer Zähigkeit seine Massen immer wieder zum Angriff vor.
Tausende von Italienern wurden geopfert. Unsere Waffen haben den
Kampf wieder mit vollem Erfolg bestanden. Zwischen Auzza und
Canale glückte es dem Feind, in schmalem Abschnitte das linke
Isonzoufer zu gewinnen. Eine Ausbreitung wurde verhindert.
Mehrere starke italienische Anstürme galten abermals den Höhen
von Plavi und Zagora. Auf dem Kuk vermochte der Feind
vorübergehend Fuß zu fassen. Wir trieben ihn in erbittertem
Handgemenge wieder hinaus. Ebenso erfolglos verliefen für die
Italiener alle verlustreichen Versuche, sich des Monte Santo und
des Monte Gabriele zu bemächtigen und unsere Linien östlich und
südöstlich von Görz ins Wanken zu bringen. Im Bereiche des
Fajti Hrib griff der Feind am Vormittag neuerlich vergebens an.
Zu einer Wiederholung dieses Vorstoßes kam es nicht, da unsere
Artillerie, von den Fliegern zielbewußt unterstützt, die
italienischen Angriffskolonnen in deren Gräben durch Feuer
niederhielt. In der Nacht flaute der Kampf ab. In den
Morgenstunden wurde das Geschützfeuer wieder lebhafter. Die Zahl
der durch unsere Truppen eingebrachten Gefangenen ist auf 2000
angewachsen; unter diesen befinden sich etwa 50 Offiziere.
Zwei italienische Nieuport-Flugzeuge fielen unseren Kampffliegern
zum Opfer.
In Tirol trat zwischen dem Etsch- und Suganatal die feindliche
Artillerie stärker in Wirksamkeit.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 16. Mai
Aus
dem Kriegpressequartier wird am 16. d. M. abends gemeldet:
Die Italiener haben ihre Angriffe am Isonzo heute vormittag in
vollem Umfange wieder aufgenommen. Sie erringen nirgends Erfolge
und erleiden große Verluste.
Wien, 17. Mai
Die
Isonzokämpfe sind gestern nach einer verhältnismäßig ruhigen
Nacht aufs neue heftig entbrannt. Der Hauptstoß der
italienischen Angriffsmassen, denen ununterbrochen Verstärkungen
zuflossen, richtete sich gegen die Höhenkette östlich des
Engtales Plava-Salcano und gegen unsere Linien vor den Toren von
Görz. Im Norden diesen Abschnittes wird auf dem Kuk
(südöstlich von Plava) Tag und Nacht mit großer Erbitterung
gefochten. Verteidiger und Angreifer wechseln stündlich ihre
Rollen. Frisch eingesetzte Reserven treiben den geworfenen Gegner
immer wieder zu neuem verlustreichen Ansturm vor. Weiter südlich
im Raume des Monte San Gabriele mußten die feindlichen
Regimenter, nachdem sie zu wiederholten Malen vergeblich gegen
unsere Stellung anrannten, schon nachmittags vom Angriff
ablassen. Nicht minder erfolgreich verliefen für uns die Kämpfe
an der von Görz nach Osten führenden Straße. Auch in dieser
Gegend wurde fast den ganzen Tag über um den Besitz unserer
ersten Linien gerungen. Als der Abend hereinbrach, waren unsere
Gräben, von einigen kleinen Schützennestern abgesehen,
gründlich gesäubert. Besondere Erwähnung verdienen Wiener
Landsturmtruppen, die der Brigade Emilia in einem schneidigen,
vollen Erfolg bringenden Gegenangriff 400 Gefangene abnahmen. Auf
der Karsthochfläche war die feindliche Infanterie durch das
vortreffliche Wirken unserer Geschütze zur Untätigkeit
verurteilt. An der Tiroler Front unterhielten die Italiener
südlich des Suganertales starkes Artilleriefeuer aus schweren
Kalibern.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse
zur See:
In der
Nacht vom 14. auf den 15. Mai unternahm eine Abteilung unserer
leichten Seestreitkräfte einen erfolgreichen Vorstoß in die
Otrantostraße, dem ein italienischer Torpedobootszerstörer, 3
Handelsdampfer und 20 armierte Bewachungsdampfer zum Opfer
fielen. 72 Engländer der Bewachungsdampfer wurden gefangen. Auf
dem Rückmarsch hatten unsere Einheiten eine Reihe von
erbitterten Gefechten mit überlegenen feindlichen Streitkräften
zu bestehen, wobei der Feind, der aus englischen, französischen
und italienischen Schiffen zusammengesetzt war, erheblichen
Schaden erlitt. Auf zwei feindlichen Zerstörern wurden Brände
beobachtet. Das Eingreifen feindlicher U-Boote und Flieger in den
Kampf hatten keinen Erfolg, wogegen unsere Seeflugzeuge, die sich
vorzüglich betätigten, je einen Bombentreffer auf zwei
feindlichen Kreuzern erzielten und auch die gegnerischen U-Boote
wirksam bekämpften. Unsere Einheiten sind vollzählig mit
geringen Menschenverlusten und Beschädigungen zurückgekehrt. Im
hervorragenden Zusammenwirken mit unseren Streitkräften hat ein
deutsches U-Boot einen englischen Kreuzer mit vier Kaminen durch
Torpedoschuß versenkt.
Flottenkommando.
Wien, 18. Mai
Die
Isonzo-Schlacht dauert an. Die Höhe Kuk südöstlich von Plava
wurde gestern früh nach zweitägigen wechselvollen und mit
größter Erbitterung geführten Kämpfen aufgegeben. Unsere
Truppen setzten sich einige hundert Meter östlich des Berges
fest.
Im Gebiete von Görz herrschte tagsüber auffallende Ruhe. Nach
Einbruch der Dunkelheit stürmte der Feind, auf jedwede
Artillerievorbereitung verzichtend, plötzlich in dichten Massen
aus seinen Gräben hervor. Alle seine Anstrengungen, in unseren
Linien Fuß zu fassen, scheiterten an der kaltblütigen Abwehr
unserer braven Truppen.
Heute früh unternahm der Feind einen starken Vorstoß gegen den
Monte Santo. Die Verteidiger warfen ihn im Nahkampf herab.
Seit Beginn der Infanterieschlacht führten wir über 3000
Gefangene zurück.
Im Flitscher- und im Plöcken-Gebiet, sowie in Südtirol
steigerten die Italiener ihr Geschützfeuer.
Der
Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 18. Mai
Aus
dem Kriegspressequartier wird vom 18. Mai abends mitgeteilt:
Im Frontabschnitt Plava- Wippachtal wurde auch heute erbittert
gekämpft. Der Feind vermochte nirgends einen Erfolg zu erzielen.
Wien, 19. Mai
Der
gestrige siebente Tag der 10. Isonzoschlacht war wieder von
heftigen Kämpfen erfüllt. Südwestlich von Auzza bemühten sich
die hier am linken Isonzoufer eingenisteten Italiener vergeblich,
ihre Stellung zu erweitern. Unsere Linien östlich des Engtales
Plava-Salcano standen andauernd unter feindlichem Geschützfeuer
aller Kaliber. Die italienische Infanterie, deren schwere
Verluste unausgesetzt durch den Einsatz neuer Truppen
ausgeglichen werden, richtete in diesem Raume ihre Anstrengungen
vornehmlich gegen die Höhen von Vodice, gegen die sie zu
wiederholten Malen in dichten Kolonnen Sturm lief. Jeder dieser
Anstürme brach dank der heldenmütigen Haltung der von ihrer
Artillerie und den am Kampfe teilnehmenden Fliegern trefflich
unterstützten Verteidiger blutig zusammen. Besonderes Lob
gebührt den Abteilungen des Kassaer Infanterieregiments Kaiser
Wilhelm II. Nr. 34, dem vom tapferen Obersten Perner geführten
westgalizischen Landsturm-Infanterieregiment Nr. 32 und dem k. k.
Landsturmbataillon Nr. 40. Östlich von Görz versuchten die
Italiener neuerlich mit einem ohne Artillerieeinleitung
angesetzten Massenstoß durchzuringen. Das Ergebnis dieses
Versuchs war kein anderes wie am Vortage. Unsere Stellungen
wurden ausnahmslos behauptet; lebhaftes Geplänkel, das in diesem
Abschnitt die Nacht über herrschte, brachte uns über 150
Gefangene ein, darunter 2 Offiziere. Unsere Flieger schossen im
Luftkampfe 2 feindliche Flugzeuge ab, ein 3. wurde bei Vertoiba
durch Kleingewehrfeuer herabgeholt. Das bisherige Ergebnis der
nun schon eine Woche ausfüllenden Kämpfe gegen unsere tapferen
Isonzo-Truppen besteht für die Italiener lediglich in einer kaum
2 Kilometer im Umkreise betragenden Erweiterung ihrer
Brückenkopfstellung bei Plava. Im Flitscher- und
Plöcken-Gebiet, sowie an mehreren Abschnitten der Tiroler Front
wuchs das Geschützfeuer beiderseits zu beträchtlicher Stärke
an. In Südtirol, bei Laghi und auf dem Borcola-Paß drangen
unsere Erkundungsabteilungen in die feindlichen Stellungen ein
und nahmen die Besatzung gefangen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 19. Mai
Aus
dem Kriegspressequartier wird am 19. Mai abends gemeldet:
Heute bis jetzt an der Isonzo-Front nur starker Artilleriekampf.
Feindliche Infanterieangriffe unterblieben.
Wien, 20. Mai
Die
10. Isonzoschlacht nimmt ihren Fortgang. Die italienische
Infanterie verhielt sich gestern bis in die Nachmittagsstunden
ziemlich untätig, um so heftiger waren namentlich im Raum
zwischen Tolmein und Görz - der Artilleriekampf. Am Nordflügel
dieses Abschnittes zwang die zusammengefaßte Wirkung unserer
Geschütze den bei Auzza noch am linken Flußufer angeklammerten
Feind, über den Isonzo zurückzuweichen. Nach 3 Uhr nachmittags
schritt bei Vodice feindliche Infanterie abermals zu einem
außerordentlich starken Angriff. Es kam zu wütenden Kämpfen,
aus denen schließlich nach stundenlangem Ringen Mann gegen Mann
unsere tapferen Truppen als Sieger hervorgingen. Der Feind wurde
im Gegenangriff unter schwersten Verlusten die Höhen
hinabgeworfen. Gleicherweise scheiterte östlich von Görz ein
beiderseits des Rosentales angesetzter Vorstoß der Italiener.
Auf der Karsthochfläche holte eine Sturmtruppe 3 Offiziere und
30 Mann aus den feindlichen Verschanzungen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 20. Mai
Aus
dem Kriegspressequartier wird am 20. Mai abends mitgeteilt:
Am Isonzo wurde heute um den Monte Santo erbittert gekämpft.
Unsere Truppen behaupteten siegreich ihre Stellungen.
Wien, 21. Mai
Am
Isonzo setzte der Feind gestern seine Angriffe fort. Deren Wucht
richtete sich gegen unsere Stellung zwischen Vodice und Salcano.
Alle Anstrengungen des Angreifers blieben erfolglos, er vermochte
nicht einen Fuß breit Boden zu gewinnen.
Am Vormittag führte der Gegner seine Massen zweimal gegen den
Monte Santo zum Sturm. Der erste Angriff brach, ehe er sich zu
entfalten vermochte, in unserem Vernichtungsfeuer zusammen; beim
zweiten bahnten sich einige Abteilungen in der Nähe des Klosters
Monte Santo den Weg in unsere durch Trommelfeuer zerschossenen
Gräben. Unsere braven Truppen, unter ihnen Marburger Landsturm,
trieben den Feind im Gegenstoß mit dem Bajonett zurück. Am
Abend schritten die Italiener, auf Artillerievorbereitung
verzichtend, zu einem breit angelegten mächtigen Angriff, der
sich diesmal gegen den ganzen Abschnitt Vodice-Monte Santo
richtete. Beim Vodice gelang es den Sturmkolonnen unter schweren
Verlusten, den Höhenkamm zu erklimmen. Das altbewährte
Infanterieregiment Nr. 41 warf sich aber dann auf den
überlegenen Gegner und zwang ihn in erbittertem Handgemenge zur
Flucht. Die gegen den Monte Santo angesetzten italienischen
Divisionen wurden schon durch unser Geschützfeuer in ihre
Gräben zurückgejagt. - Die gestrigen Kämpfe brachten uns über
200 Gefangene und 4 Maschinengewehre ein. Die überaus
mannigfaltige Kriegsgliederung unserer Karsttruppen ermöglicht
es nicht, heute schon jede Einzelheit der Truppenverbände, die
sich um den Erfolg des Tages besonders verdient gemacht haben,
nach Bezeichnung und Bodenständigkeit hervorzuheben.
Unsere Flieger haben im Luftkampfe fünf italienische Flugzeuge
abgeschossen.
Aus den übrigen Abschnitten der Südwestfront ist nichts
Besonderes mitzuteilen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 21. Mai
Aus
dem Kriegspressequartier wird vom 21. Mai abends gemeldet:
Bis in die ersten Nachmittagsstunden sind am Isonzo keine
besonderen Kampfhandlungen gemeldet.
Wien,
22. Mai
Der
Feind am Isonzo sah sich gestern gezwungen, nach siebentägigen
ergebnislosen Kämpfen seiner Infanterie Ruhe zu gewähren. Nur
östlich von Görz unternahmen die Italiener einen Vorstoß, der
abgewiesen wurde. Unsere Sturmpatrouillen holten in dieser Gegend
1 Offizier, 36 Mann und 1 Maschinengewehr aus den feindlichen
Gräben. Auf der Karsthochfläche kam es zeitweilig zu stärkerer
Artillerietätigkeit.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 22. Mai
Aus
dem Kriegspressequartier wird am 22. abends mitgeteilt:
Von der Isonzo-Armee auch heute bisher keine Kämpfe gemeldet.
Wien, 23. Mai
Gestern
herrschte am Isonzo tagsüber abermals Ruhe. Erst spät abends
unternahm der Feind einen durch Minenwerfer kräftig
eingeleiteten Angriff gegen unsere Gräben vor der Stadt Görz.
Er wurde unter schweren Verlusten zurückgeworfen. Heute früh
eröffneten die italienischen Geschütze und Minenwerfer ihr
Feuer gegen unsere Stellungen auf der Karsthochfläche; die
Artillerieschlacht steigert sich zu großer Heftigkeit. In
Kärnten und Tirol stellenweise erhöhte Gefechtstätigkeit.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 23. Mai
Aus
dem Kriegspressequartier wird am 23. Mai abends mitgeteilt:
Auf der Karst-Hochfläche ist seit Mittag die Infanterieschlacht
im Gange.
Wien, 24. Mai
Seit
gestern mittag tobt die zehnte Isonzoschlacht neuerlich mit
außergewöhnlicher Heftigkeit. Der Anprall der feindlichen
Massen richtet sich nunmehr gegen die ganze 40 Kilometer breite
Front von Plava bis zum Meere. An vielen Stellen erfuhren die
Kämpfe auch in der Nacht keine Unterbrechung. Im Raume des
Kukberges bei Vodice und gegen den Monte Santo warf der Feind am
Nachmittag seine Sturmkolonnen in die Schlacht. Was östlich des
Kukberges vordrang, wurde ein Opfer unseres Vernichtungsfeuers.
Bei Vodice brachen sich die feindlichen Anstürme an der
Tapferkeit der zum großen Teil aus Ostgalizien und der Bukowina
ergänzten Infanterieregimenter Nr. 24 und 41. Beim Kloster Monte
Santo vermochte der Feind unsere durch sein Trommelfeuer
eingeebneten Gräben zu überschreiten. Er wurde aber von
ungesäumt herbeieilenden Verstärkungen gefaßt, auf seine
Reserven zurückgeworfen und mit diesen zusammen durch unser
Geschützfeuer den Hang hinabgetrieben. In derselben Stunde
scheiterten östlich von Görz zwei mächtige italienische
Massenstürme zum Teil schon im Wirkungsfeuer unserer Artillerie,
zum Teil im Nahkampf gegen unsere brave Infanterie. Besonders
erbittert und hartnäckig wurde auf den vielumstrittenen
Kampfstätten der Karsthochfläche gerungen. Bei Tagesanbruch
lagen hier unsere Stellungen und ihre Hintergelände im
Trommelfeuer der feindlichen Geschütze aller Gattungen. Gegen
Mittag kam bei Kostanjevitza der erste feindliche
Infanterieangriff ins Rollen. Er wurde zurückgeschlagen.
Nachmittag brach der mächtige italienische Angriff gegen die
ganze Front der Karsthochfläche los. Welle auf Welle trieb der
Feind zwischen dem Fajti Hrib und dem Meere gegen unsere Linien
vor. Wo eine Feindkolonne zusammengebrochen war, trat eine neue
an ihre Stelle. Angriff und Gegenangriff prallten aufeinander. So
hält das Ringen bis zur Stunde in unverminderter Stärke an.
Raumgewinn vermochte der Gegner nur in dem weit ausladenden
Abschnitt von Jamiano zu erzielen, wo wir unsere Truppen um einen
Kilometer zurücknehmen mußten. Überall sonst wurden unsere
Stellungen in ihrer ganzen Ausdehnung siegreich behauptet. Die
ungarischen Heeresregimenter Nr. 39 und 61 und bewährte
Honvedtruppen haben ihrer Geschichte neue glänzende
Ruhmesblätter eingefügt.
Aus Kärnten und Tirol nichts von Belang mitzuteilen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 25. Mai
Der
gewaltige Ansturm der Italiener gegen die Isonzo-Front führte
auch gestern wieder zu einem außergewöhnlich erbitterten
Ringen. In siegreicher Abwehr hielten unsere Truppen stand.
Unsere Stellungen wurden ausnahmslos behauptet. Der Nordflügel
der italienischen Angriffsarmeen wurde abermals gegen die Höhen
von Vodice und den Monte Santo vorgetrieben. Besonders wütender
und hartnäckiger Kampf um die Höhe 652 südlich von Vodice,
die, von den Italienern in den Abendstunden überrannt, in der
Nacht aber in stundenlang dauerndem Nahkampf durch unsere
Tapferen zurückerobert wurde. Hier wie auf dem Monte Santo ließ
der weichende Feind Hunderte von Leichen liegen. Die
Karsthochfläche wurde wieder zum Schauplatz eines groß
angelegten Durchbruchsversuches. Schonungslos warfen die
Italiener ihre Massen gegen unsere Verschanzungen. Mochten diese
durch die vorangehende Beschießung beträchtlich gelitten haben
- unerschüttert und kaltblütig empfing dahinter der Verteidiger
den Feind. Den ganzen Tag über und vielfach auch während der
Nacht wurde auf dem Fajti Hrib, bei Kostanjevitza und südlich
davon bis zum Meere hinab um unsere Stellung gerungen. Alle
Anstrengung des Feindes blieb vergeblich, nirgends drang er
durch.
Infanterie und Artillerie teilten sich in den Erfolg des Tages.
Am 23. Mai wurden 130 italienische Offiziere und 4600 Mann als
Gefangene eingebracht. Ihre Zahl ist gestern beträchtlich
gestiegen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 25. Mai
Aus
dem Kriegspressequartier wird am 25. abends mitgeteilt:
Am Isonzo wird weitergekämpft. Die Schlacht steigert sich zur
Stunde bis zu größter Heftigkeit.
Wien, 26. Mai
Die
große Schlacht im Südwesten dauert fort. Wenn die Heftigkeit
der Kämpfe vom 23. und 24. Mai noch einer Steigerung fähig war,
so ist diese gestern eingetreten. Niemals in den soeben
vollendeten zwei kampferfüllten Jahren stand die heldenmütige
Isonzo-Armee größeren Anstrengungen des Feindes gegenüber als
in diesen Tagen. Die Kampfstätten waren auch gestern wieder die
altbekannten: der Raum bei Plava, die Höhe bei Vodice, der Monte
Santo, das Hügelland von Görz. Überall rannte der Feind gegen
unsere Linien an, stellenweise zwei- und dreimal. Immer wieder
zerschellten seine Sturmkolonnen an unserer tapferen Gegenwehr.
Der gewaltigste Massenstoß galt abermals unserer Stellung auf
der Karsthochfläche. Was in diesem Kampfe die Verteidiger in
Abwehr und Gegenangriff, in zähem Standhalten unter stärkstem
Geschützfeuer und im Ringen von Mann gegen Mann zu leisten
hatten, gehört der Geschichte an. Deutlicher als alles andere
spricht der Erfolg: Mag auch im äußersten Süden der Front der
Kampf um schmale Abschnitte noch nicht abgeschlossen sein - das
Geschick des Tages entschied sich völlig zu unseren Gunsten. Der
feindliche Ansturm brach an der ganzen Front blutig und
ergebnislos zusammen. Der Feind ist seinem Ziele, unsere Linie zu
durchbrechen, am fünfzehnten Schlachttage nicht einen Schritt
näher gekommen als am ersten.
Kärnten und Tirol unverändert.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 27. Mai
Das
Schwergewicht der Schlacht ruhte gestern völlig auf dem
Südflügel der Isonzo-Armee. Nördlich des Wippachtales kam es,
von einem durch Gegenstoß rasch abgeschlagenen Angriff auf die
Höhen bei Vodice abgesehen, nur zu Geschützkämpfen wechselnder
Stärke. Auf der Karst-Hochfläche ballte der Feind abermals
gewaltige Massen zum Stoß zusammen. Auf dem Fajti Hrib und bei
Kostanjevitza kam der Kampf ausnahmslos vor den vordersten
Gräben zum Stehen. Hier brachen alle Anstürme zusammen.
Zwischen Jamiano und dem Meere wogte die Schlacht bewegter.
Einige Höhen wechselten mehrmals des Tages ihre Besitzer. Aber
ungebrochen fest blieb auch hier die Front des
Verteidigers.
Die Hauptlast des Kampfes trägt, wie immer, die über alles Lob
erhabene Infanterie. Die Honved-Regimenter 12 und 31 und das
Honved-Bataillon III/20 wiesen in 48 Stunden 17 feindliche
Angriffe zurück, das ungarische Heeres-Regiment Nr. 37 deren 18
an einem Tage, an dem es überdies dreimal eine Höhe stürmte.
Die Regimenter 11, 55, 91 und 98, in deren Reihen zurzeit Söhne
aller österreichischen Völker stehen, erkämpften bei Jamiano
dauernden Ruhm.
Die Artillerie wetteifert mit der Hauptwaffe an Tapferkeit und
zähem Ausharren. Artillerieleutnant Erzherzog Leopold schloß
sich mit einer Handvoll Kanonieren einem Infanterieregiment an,
stürmte in vorderster Linie mit und brachte 2 italienische
Maschinengewehre als Beute zurück.
Land- und Seeflieger liefern nicht nur für das Erkennen der
Feindlage wertvolle Erkundungsergebnisse, sie unterstützen
aufopfernd die Artillerie und Infanterie in allen Phasen des
Kampfes.
Die Kraftfahrtruppe führte in wirksamstem italienischen Feuer
Tag und Nacht Kriegsbedarf bis knapp hinter die vordersten
Linien.
Die Zahl der seit dem 23. Mai auf der Karst-Hochfläche
eingebrachten Gefangenen ist auf 250 Offiziere und über 7000
Mann gestiegen. Insgesamt wurden seit Beginn der zehnten
Isonzoschlacht über 13000 unverwundete Italiener an Gefangenen
eingebracht.
Eine der wesentlichsten Vorbedingungen siegreicher Abwehr ist
reiche Ausstattung des Verteidigers mit Geschützen,
Maschinengewehren, Schießbedarf und technischem Kriegsgerät.
Wenn es dem Feinde am Isonzo in 16 Schlachttagen nicht gelang,
einen irgendwie in die Wagschale fallenden Vorteil zu erringen,
so gebührt reicher Anteil an diesem Erfolge den Tausenden von
Männern und Frauen, die in den Rüstungswerkstätten des
Hinterlandes, von vaterländischem Geist erfüllt, treu und
unverdrossen schwerer, aber für das Feldheer ausschlaggebender
Arbeit obliegen. Bleibender Dank des Vaterlandes ist ihnen
sicher.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 27. Mai
Aus
dem Kriegspressequartier wird am 27. Mai abends mitgeteilt:
Während nördlich der Wippach die Kämpfe abstauten, wird auf
der Karst-Hochfläche nach wie vor erbittert gerungen. - Die Zahl
der seit 23. Mai eingebrachten gefangenen Italiener übersteigt
7000.
Wien, 28. Mai
Die
Isonzo-Kämpfe ließen gestern wesentlich nach. Nördlich des
Wippachtales blieb das Gefecht beiderseits auf Geschützfeuer
beschränkt. Auf der Karsthochfläche löste sich nach den
letzten vier heißen Kampftagen der italienische Angriff in
örtlich und zeitlich voneinander unabhängige Einzelvorstöße
auf. Zwei solcher Vorstöße ansehnlicher Stärke wurden gestern
bei Jamiano abgeschlagen. Heute früh wiederholte der Feind im
selben Raum dreimal den Versuch, unsere Linien zu überrennen.
Tapfere steirische und küstenländische freiwillige Schützen
warfen ihn aber zurück, wobei ihnen das Marburger Bataillon 6
Offiziere, 300 Mann und 2 Maschinengewehre abnahm. Zu gleicher
Stunde bei Kostanjevitza angesetzte italienische Kolonnen brachen
im Feuer unserer Batterien zusammen. Alle Beobachtungen und
Nachrichten stimmen darin überein, daß die blutigen Verluste
des Feindes diesmal weit über die Opfer der früheren
Isonzo-Schlachten hinausgehen. Das Vorfeld unserer Stellungen ist
von italienischen Leichen übersät.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 29. Mai
Nach
dem ruhigeren Pfingstsonntag flammte gestern die Isonzoschlacht
zum dritten Male auf. Die neue große Angriffswelle des Feindes
richtet sich zunächst wieder gegen die Höhen von Vodice und des
Monte Santo. Der italienische Ansturm setzte zu Mittag gegen den
Nordflügel ein. Er erstreckte sich nachmittags, durch mächtiges
Artilleriefeuer eingeleitet, auf den ganzen vorgenannten
Abschnitt. Vielfach kam es zu erbitterten Nahkämpfen, die auch
die Nacht über weiter tobten. Besonders heftig wurde im Bereiche
der Kuppe 652 gerungen. Unsere Front hielt in ganzer Ausdehnung
allen Anstrengungen des Feindes eisern stand. Die
Infanterieregimenter Nr. 9, 24 und 77 haben sich besonders
hervorgetan. Nordöstlich von Görz nahmen wir den Italienern bei
Abwehr eines von ihnen versuchten Überfalles 200 Gefangene ab.
Südlich von Jamiano stieß der Feind gestern vormittag neuerlich
viermal gegen unsere Stellungen vor, wobei er nebst großer
blutiger Einbuße 15 Offiziere, 800 Mann an Gefangenen verlor.
Die Gesamtzahl der seit Beginn der zehnten Isonzoschlacht
eingebrachten Gefangenen beläuft sich auf 14500 Mann.
Aus Kärnten und Tirol nichts zu melden.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 30. Mai
Am
Isonzo verlief der gestrige Tag verhältnismäßig ruhiger. Gegen
Abend versuchten die Italiener neuerlich bei Vodice mit starken
Kräften durchzudringen. Der Angriff brach in unserem Feuer
zusammen. Ein gleiches Geschick fanden heute früh bei Jamiano
angesetzte italienische Vorstöße.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 31. Mai
Am
Isonzo gestern tagsüber nur Artilleriekämpfe. In der Nacht
wurden bei San Giovanni südwestlich von Monfalcone zwei
italienische Vorstöße abgewiesen.
Der Chef des Generalstabes.