Österreichischer
Heeresbericht über die Ereignisse an der italienischen Front im
März 1917:
Wien, 1. März
Der Artilleriekampf war an
einzelnen Abschnitten der küstenländischen Front, dann am
Plöcken- und am Tonalepaß lebhafter. Nordwestlich von Tolmein
brachte eine Patrouille des Infanterieregiments Nr. 50 aus den
feindlichen Gräben nächst Gabrije 14 Gefangene. Im Gebiete des
Monte Zebio drangen Sturmpatrouillen des k. u. k. Landwehr-
Infanterieregiments Nr. 3 durch Schneetunnel in die italienische
Stellung ein, zerstörten diese und fügten dem Feinde
beträchtliche blutige Verluste bei.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 2. März
Unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 2. März
Aus
dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
Seine k. u. k. Apostolische
Majestät haben nachstehende Allerhöchste Handschreiben
allergnädigst zu erlassen geruht:
Lieber Feldmarschall Freiherr v. Conrad!
In
den ersten Phasen dieses Krieges haben Sie als Berater des Armee-
Oberkommandanten die gewaltige Überlegenheit unserer Feinde
durch klare Erkenntnis ihrer Schwächen und durch nie erlahmende
Initiative wettgemacht. Ihr abgeklärtes Urteil fand den sicheren
Ausweg aus den schwierigsten Lagen.
Im weiteren Verlaufe dieses Krieges wußten Sie, in zielbewußtem
Zusammenarbeiten mit unseren treuen Verbündeten - am
entscheidenden Orte, zur richtigen Zeit - die notwendigen
Streitkräfte einzusetzen, auf allen Kriegsschauplätzen die
Grundlage siegreicher Operationen zu schassen und die Pläne
neuerstandener treubrüchiger Gegner zum Scheitern zu bringen.
Auch Mir waren Sie stets ein selbstloser, hingebungsvoller
Berater.
Wenn Ich Sie jetzt von Ihrem Posten als Chef des Generalstabes
Meiner gesamten bewaffneten Macht enthebe, um Ihre bewährte
Kraft an anderer, wichtiger Stelle zur Geltung zu bringen, so ist
es Mir ein Bedürfnis, Ihnen ein sichtbares Zeichen Meines
Vertrauens und Meiner dankbaren Anerkennung Ihrer
unvergänglichen Verdienste zu geben. Ich verleihe Ihnen das
Großkreuz Meines Militär-Maria-Theresien-Ordens. Mögen Sie in
dem Umstand, daß Ich Ihnen jenes Krenz übergebe, das Ich über
Bitte Meiner treuen, tapferen Wehrmacht am 17. Jänner dieses
Jahres anlegte und seit diesem Tage trug, den Ausdruck Meiner
besonderen Wertschätzung erblicken.
Baden, am 2. März 1917. Karl m. p.
Lieber General der Infanterie v. Arz!
Ich ernenne Sie zum Chef des Generalstabes Meiner gesamten bewaffneten Macht.
Baden, am 2. März 1917.
Karl m. p.
Wien, 4. März
Gestern abend zerstörten
Abteilungen des Infanterieregiments Nr. 24 und des k. u. k.
Landwehr-Infanterieregiments Nr. 20 eine Sappe und die
Vorstellungen des Feindes nächst Ober-Vertoiba, brachten 47
Gefangene und 2 Maschinengewehre ein. Unser Artilleriefeuer
vernichtete ein italienisches Munitionsdepot bei Podsabotin.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 5. März
An der küstenländischen Front
war das Artillerie- und Minenwerferfeuer nach Aufheiterung des
Wetters wieder lebhafter. Abends beschossen die Italiener
Costanjevica besonders heftig. Nächst Dolje bei Tolmein stießen
Patrouillen des Infanterieregiments Nr. 37 bis in einen
rückwärtigen Laufgraben des Feindes vor, überwältigten die
Besatzung und brachten ohne eigenen Verlust 10 Gefangene zurück.
An der Tiroler Ostfront griffen die Italiener nördlich des San
Pellegrino-Tales gegen Cima di Costabella an. Nach wechselvollem
Kampfe gelang es ihnen, eine Vorstellung in Besitz zu nehmen. Der
Kampf ist noch nicht abgeschlossen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 6. März
Starke Niederschlage behinderten
im allgemeinen die Gefechtstätigkeit und unter-brachen auch den
Kampf nördlich des San Pellegrino-Tales. Nachts setzte wieder
Minenfeuer gegen unsere Costabellastellungen ein.
Angriffsversuche der Italiener kamen in unserem Sperrfeuer zum
Stehen. Ein feindlicher Überfall auf den Col Bricon wurde mit
Handgranaten angewiesen.
Heute früh führte der Gegner vor dem Monte Sief eine größere
Sprengung durch, unsere Stellungen blieben jedoch unversehrt.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 7. März
An der Tiroler Ostfront fanden in
mehreren Abschnitten Gefechte mit günstigem Ausgang für unsere
Waffen statt.
Eine feindliche Abteilung, die gegen unsere Stellungen an der
Mündung des Masobaches vorging, wurde vertrieben. Zwei
Nachtangriffe der Italiener auf unsere Costabellastellungen
scheiterten am zähen Widerstand unserer Truppen. Ein feindlicher
Angriffsversuch gegen den Monte Sief brach schon in unserem
Sperrfeuer zusammen. Die dortige Sprengung, die unseren
Stellungen galt, hat nur die italienischen beschädigt.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 8. März
Im allgemeinen geringe
Gefechtstätigkeit. Sturmpatrouillen des Honvedregiments Nr. 32
brachten aus der italienischen Stellung westlich von Costanjevica
15 Gefangene ein.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 9. März
Unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 10. März
Geschützkämpfe und
Fliegertätigkeit waren im allgemeinen wieder lebhafter. Bei
Görz wurde ein Caproni, der nächst St. Andrae niederging, von
unserer Artillerie zerschossen. Auf der Cima di Boccha (südlich
des Pelegrinotales) drangen Abteilungen des Infanterieregiments
Nr. 74 durch Schneetunnels in die feindlichen Stellungen ein und
machten 1 Offizier und 30 Mann zu Gefangenen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 11. März
Die lebhaftere Artillerie- und
Fliegertätigkeit hielt namentlich in einzelnen Abschnitten der
küstenländischen Front auch gestern an. In der vergangenen
Nacht bewarfen italienische Flieger die Städte Triest, Muggia,
Isola und Pirano mit Bomben.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 12. März
Gegen die Karsthochfläche
unterhielten die Italiener zeitweise ein stärkeres Geschütz-
und Minenfeuer. Heute früh wurde ein feindlicher Angriff vor
Kostanjevica abgewiesen.
Unsere Flieger bewarfen Lager bei Pesma mit Bomben.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 13. März
Die Geschütz- und
Minenwerferkämpfe auf der Karsthochfläche und im Wippachtale
hielten Tag und Nacht an. Auf der Cima di Costabella wurde ein
schwächerer italienischer Angriff abgewiesen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 14. März
Die Gefechtstätigkeit war gestern
im allgemeinen gering. Im Görzischen warfen unsere Flieger auf
feindliche Lager bei Lucinico Bomben ab.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 15. März
Der Artilleriekampf lebte an
einzelnen Frontabschnitten wieder auf. An unserer Front nördlich
von Asiago drangen heute früh Abteilungen des
Infanterieregiments Nr. 27 durch Schneetunnels in die feindlichen
Gräben östlich des Monte Forro ein, zerstörten die
Unterstände, fügten den Italienern ansehnliche blutige Verluste
zu, erbeuteten 2 Maschinengewehre und machten 22 Alpini zu
Gefangenen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 16. März
Gestern abend stand der Raum von
Kostanjevica unter stärkerem Geschützfeuer. Ein darauf
folgender Angriff der Italiener wurde vor der Ortschaft
abgeschlagen. Im Karstabschnitte herrschte rege
Fliegertätigkeit.
An der Tiroler Front beschossen weittragende feindliche
Geschütze Arco und Villa Lagarina.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 17. März
Auf der Costabella eroberten
unsere Truppen die am 4. März verlorene Vorstellung zurück,
nahmen 3 Offiziere und 34 Alpini gefangen und erbeuteten 2
Maschinengewehre.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 18. März
Auf der Costabella scheiterte ein
Gegenangriff der Italiener in unserem Sperrfeuer.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 19. März
An der küstenländischen Front
rege Fliegertätigkeit und zeitweise lebhaftes Geschützfeuer. Im
Etschtale wurden mehrere Ortschaften von einen. feindlichen
Luftschiff mit Bomben belegt. Südlich des Stilfser Joches
eroberte eines unserer Alpinendetachements die beherrschende
Felsspitze der Hohen Schneid.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 20. März
An der Fleimstaler Front bedeutend
gesteigerte, sonst nur gewöhnliche Artillerietätigkeit. Triest
war neuerdings das Ziel feindlicher Fliegerbomben.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 21. - 24.
März
Amtlich wird verlautbart:
Keine
besonderen Ereignisse von Belang.
Der Stellvertreter des
Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 25. März
Auf der Karsthochfläche drangen
unsere Sturmpatrouillen gestern früh bei Kostanjevica in die
erste feindliche Befestigungslinie ein, vertrieben die
italienischen Posten und kehrten befehlsgemäß wieder in unsere
Stellung zurück. Nachmittags war der Artilleriekampf auf der
Hochfläche sehr lebhaft. Im Gebiet des Stilfser Jochs wiesen
unsere Truppen einen Angriff der Italiener auf den Monte
Scorluzzo unter beträchtlichen Verlusten des Feindes ab.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 26. März
Keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 27. März
Im Görzischen drangen Abteilungen
unseres Infanterieregiments Nr. 100 mit kräftiger
Artillerieunterstützung von Biglia in die feindlichen Stellungen
ein, nahmen 9 Offiziere und 306 Mann gefangen, erbeuteten 1
Maschinengewehr und 1 Minenwerfer und behaupteten sich gegen
mehrere Gegenangriffe. Auf dem Plöckenpasse wurden die Italiener
aus dem Finanzwachthause vertrieben, das Gebäude flog in die
Luft, nachdem es von unserer Patrouille durchsucht und verlassen
worden war.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 28. März
Die Zahl der im Kampfe südlich
von Biglia gefangengenommenen Italiener hat sich auf 15 Offiziere
und 500 Mann erhöht. In diesem Raum ist das Artillerie- und
Minenwerferfeuer sehr lebhaft.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 29. März
Auf der Karst-Hochfläche drangen
Sturmpatrouillen des Infanterieregiments Nr. 64 westlich von
Jamiano in die feindlichen Gräben ein, machten 20 Gefangene und
erbeuteten 2 Maschinengewehre.
Unsere Flieger warfen auf die italienischen Lager bei Podsabotin
Bomben ab.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 30. März
Im Karst-Abschnitt ist die
Artillerietätigkeit in den Kampfräumen unserer letzten
Unternehmung sehr lebhaft. Rovereto und Arco standen gestern
unter dem Feuer mittlerer und schwerer Geschütze. In Arco wurde
das Zivilspital getroffen.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Wien, 31. März
Durch gelungene Unternehmungen
unserer Sturmpatrouillen und Erkundungsabteilungen ausgelöst,
herrschte in beiden vergangenen Nächten an einigen Stellen der
küstenländischen Front lebhaftere Gefechtstätigkeit. Unsere
Truppen brachten 25 Gefangene und 1 Maschinengewehr ein.
Angriffsversuche der Italiener westlich von Jamiano und südlich
von Biglia scheiterten in unserem Feuer. Arco wurde neuerdings
beschossen; die evangelische Kirche stark beschädigt.
Der Stellvertreter des Chefs des
Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.