Österreichischer Heeresbericht über die
Ereignisse an der italienischen Front im Mai 1918:
Wien, 1. Mai
Die regere Gefechtstätigkeit an
der Südwestfront hielt auch gestern tagsüber an. An vielen
Stellen wurden italienische Erkundungen vereitelt.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 2. Mai
Keine
besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 3. Mai
Gestern wuchs die Kampftätigkeit
an der ganzen italienischen Front zwischen den Judikarien und der
Adria wieder beträchtlich an.
Am 1. Mai errang Oberleutnant von Fiala den 15., 16. und 17.
Luftsieg.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 4. Mai
Keine
besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 5. Mai
Die Artilleriekämpfe an der
Südwestfront dauern fort. An der unteren Piave wurden
italienische Erkundungsunternehmungen vereitelt.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 6. und 7. Mai
Keine
besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 8. Mai
Das Artilleriefeuer wurde nur
stellenweise lebhafter. Östlich Cape Sile im Laghibecken, am
Monte Pertica und am Südhang des Monte Alesi wurden feindliche
Erkundungsunternehmungen abgewiesen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 9. Mai
An der Piave war das
Geschützfeuer auch gestern beiderseitig lebhaft. An der
Gebirgsfront wurden an mehreren Stellen italienische Erkundungen
vereitelt.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 10. und 11.
Mai
Keine
besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 12. Mai
Im Pasubiogebiet griff der Feind
vorgestern unsere Sicherungstruppen an, wobei es ihm gelang, in
unsere Vorstellung auf dem Monte Corno einzudringen. Unser
gestern angesetzter Gegenstoß warf die Italiener wieder hinaus.
In anderen Abschnitten der Gebirgsfront wurden italienische
Erkundungsabteilungen abgewiesen.
Feldpilot Oberleutnant Linke-Crawford schoß am 11. Mai zwei
englische Flugzeuge ab und errang damit seinen 22. und 23.
Luftsieg. In Albanien stellenweise lebhaftere Kampftätigkeit.
Der Chef des Generalstabes.
Berlin, 13. Mai.
(Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser von
Österreich und König von Ungarn hat am 12. Mai Seiner Majestät
dem Kaiser und König im Großen Hauptquartier einen Besuch
abgestattet. In der Begleitung Kaiser Karls befanden sich außer
dem persönlichen Gefolge Seiner Majestät der Minister des
Äußeren Graf Burian, der Chef des Generalstabes Freiherr v. Arz
und der k. und k Botschafter in Berlin Prinz zu Hohenlohe. Von
deutscher Seite nahmen an der Begegnung teil: der Reichskanzler,
Generalfeldmarschall v. Hindenburg und General Ludendorff,
Staatssekretär v. Kühlmann und der Kaiserliche Botschafter in
Wien Graf v. Wedel.
Zwischen den hohen Verbündeten und ihren Ratgebern fand eine
herzliche Aussprache und eine eingehende Erörterung aller
grundlegenden politischen, wirtschaftlichen und militärischen
Fragen statt, die das gegenwärtige und zukünftige Verhältnis
zwischen den beiden Monarchien berühren. Hierbei ergab sich
volles Einvernehmen in allen diesen Fragen und der Entschluß,
das bestehende Bundesverhältnis auszubauen und zu vertiefen. Die
Richtlinien der in Aussicht genommenen vertragsmäßigen
Abmachungen stehen bereits grundsätzlich fest.
In dem Gange der Besprechungen trat erfreulicherweise zutage, wie
hoch von beiden Seiten das nunmehr auch im Verteidigungskriege so
glorreich erprobte langjährige enge Bündnis zwischen
Österreich- Ungarn und dem Deutschen Reiche bewertet wird.
Wien, 13. Mai.
(Meldung des Wiener K. K. Telegraphen-Korrespondenz-Bureaus.)
Den Blättern zufolge haben nach
vorsichtiger Schätzung maßgebender Stellen die italienischen
Armeen in den 11 Isonzo-Schlachten 270000 Tote, 230000 invalide
Gewordene und 134000 Gefangene verloren, das sind insgesamt
634000 Mann Dauerverluste. Dazu kommen noch 1200000 Verwundete,
die wieder in die Front einrucken konnten. Während unserer
Herbstoffensive 1917 hatten die Italiener 800 Offiziere und 36000
Mann an Toten, 3200 Offiziere und 120000 Mann an Verwundeten,
10000 Offiziere und 285000 Mann an Gefangenen. Die Gesamteinbuße
des Feindes seit Beginn des Krieges beträgt rund 2250000
Menschen. An italienischem Kriegsgerät wurden bis Ende März von
uns 2000 Geschütze geborgen, davon die Hälfte von über 10,2
Zentimeter Kaliber, 3000 Maschinengewehre, 150000
Infanteriegewehre mit 52 Millionen Patronen, 400 Minenwerfer, 1
Million Handgranaten, 1½ Million Artilleriegeschosse. Das
Gesamtgewicht der sonstigen Beute beträgt 4531 Waggonladungen zu
je 10000 Kilogramm. Einen großen Teil davon bilden Automobile,
Train, Telegraphen, Telephon und sonstiges technisches Material,
Monturen, Ausrüstungsstücke sowie Flugzeuge. Durch unsere
Herbstoffensive wurde bei Beginn des Krieges von uns freiwillig
aufgegebenes Gelände im Ausmaße von 2240 Quadratkilometern,
wozu in 27 Kampfmonaten im ganzen nur noch 335 Quadratkilometer
kamen, nicht nur fast vollständig wiedergewonnen, sondern dazu
noch rund 12000 Quadratkilometer italienisches Gebiet erobert.
Wien, 14. Mai
Die Gefechtstätigkeit an der
italienischen Gebirgsfront gleicht der der letzten Tage.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 15. Mai
Im Gebiet des Monte Corno haben
sich erneut örtliche Kleinkämpfe entwickelt, wobei sich der
Italiener in einem unserer Feldwachennester festsetzte.
Vor dem Hafen von Pola wurde ein italienisches Torpedomotorboot
versenkt.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 16. Mai
Keine
besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 17. Mai
An der italienischen Front
stellenweise lebhafter Artilleriekampf.
In Albanien griffen Italiener und Franzosen unsere
Gebirgsstellungen zwischen den Flüssen Osum und Devoli an.
Abgesehen von einem unbedeutenden Geländegewinn westlich von
Korca wurde der Feind überall zurückgeschlagen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 18. Mai
Keine
besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 19. Mai
Die beiderseits entfaltete
Erkundungstätigkeit führte an der Tiroler Westfront und in den
Vicentinischen Gebirgen zu günstig verlaufenden Gefechten.
Östlich vom Monte Pertica wurde der Feind zweimal im Nahkampf
zurückgeschlagen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 20. Mai
An der Südwestfront beiderseits
Erkundungstruppen und Flieger nach wie vor in regster Tätigkeit.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 21. Mai
An der italienischen Front führte
die beiderseits entfaltete Erkundungstätigkeit zu mehrfachen
Kampfhandlungen. Südöstlich von Mori stießen in der Nacht zum
Sonntag Abteilungen ungarischer Infanterie in die feindlichen
Stellungen vor. Am Loppiosee, bei Asiago und auf dem Sasso Rosso
wurden italienische Patrouillen zurückgewiesen.
Bei Feuer wurden stärkere Erkundungsabteilungen durch Gegenstoß
geworfen. Bei Capo Sile entriß uns der Italiener einen
Vorpostengraben.
Die k. und k. Fliegerkompagnie Nr. 14 schoß am 19. d. M. vier
feindliche Flugzeuge ab, die alle auf unserem Boden niedergingen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 22. Mai
An der italienischen Gebirgsfront
hält erhöhte Kampftätigkeit an.
In der Nacht zum 21. drangen zwei feindliche Kompagnien in unsere
Stellungen nordwestlich des Col del Rosso ein und wurden durch
Gegenstoß unter großen Verlusten zurückgeworfen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 23. Mai
An der italienischen Front führte
die auf beiden Seiten betriebene Erkundungstätigkeit auch
gestern an mehreren Stellen zu Gefechten.
Der Chef des Generalstabes.
Italienische Anstürme blutig zurückgeschlagen
Wien, 24. Mai
Gestern griffen die Italiener
unsere Stellungen auf der Zugna Torta und im Etsch-Tal nach
starkem, weitgreifendem Geschützfeuer zu wiederholten Malen an.
Die beiden ersten Angriffe brachen schon in dem trefflich
wirkenden Feuer unserer Batterien blutig zusammen. Die Angreifer
flüchteten in ihre Gräben zurück. Bei dem dritten Ansturm
kamen die Italiener bis knapp an unsere Stellungen.
Kaiserschützen vom 3. Regiment sprangen aus ihren Deckungen und
warfen sich dem Feinde mit gewohnter Tapferkeit entgegen. Der
Nahkampf endete mit einem vollen Siege der Unsrigen. Der
Angreifer wurde überall zurückgeworfen, ein letztes
Italienernest noch in der Nacht gesäubert. Zu gleichem Ergebnis
führten drei Vorstöße, die der Feind gegen unsere Stellungen
auf dem Monte Asolone versuchte. Auch hier wurde er jedesmal
abgeschlagen. So hat für die Italiener auch das vierte Jahr
ihres Raubkrieges mit schweren Mißerfolgen begonnen.
Der Chef des Generalstabes.
Neue italienische Vorstöße gescheitert
Wien, 25. Mai
Die Kämpfe im Zugnaraum flauten
gestern wesentlich ab. Auf der Hochfläche von Asiago und an der
unteren Piave scheiterten feindliche Erkundungsvorstöße. In
Riva wurden durch feindliches Artilleriefeuer einige Häuser
beschädigt.
Über dreißig feindliche Flugzeuge haben Feltre mit Bomben
belegt; ein Zivilist wurde getötet, acht verwundet, sonst nur
geringer Sachschaden erzielt.
Feldpilot Offizierstellvertreter von Kiß, einer unserer
erfolgreichsten Piloten, wurde im Luftkampf abgeschossen und tot
geborgen.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 26. Mai
Außer einigen durch
Artilleriefeuer unterstützten Erkundungsversuchen der Italiener
im Tonale-Abschnitt keine besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 27. Mai
Im Anschluß an die
Erkundungsunternehmungen des 25. Mai griffen die Italiener
gestern mit mehreren Alpinibataillonen, unterstützt durch
schwerstes Artillerie- und Minenfeuer, unsere Stellungen südlich
des Tonale-Passes an. Ein kleiner Teil unserer Linien wurde etwas
zurückgedrückt, sodann wurde das weitere Vordringen des Gegners
verhindert.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 28. Mai
Die Kampftätigkeit im
TonaleAbschnitt flaute gestern ab. Versuche der Italiener,
weiter vorzudringen, wurden vereitelt. Ein Teil unseres am
Presenagletscher eingebauten Materials fiel in Feindeshand. Durch
heftiges Artillerie- und Minenfeuer unterstützte starke
Erkundungsvorstöße südlich Capo Sile brachten die Italiener in
Besitz eines unwesentlichen Teils unserer vordersten Linie.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 29. Mai
Die Kämpfe im Tonalegebiet lebten
gestern wieder auf. Zwei durch starkes Artillerie- und Minenfeuer
unterstützte Angriffe der Italiener auf den südlich des Passes
liegenden Monticello brachen zusammen. Gegen unsere Stellungen am
Unterlauf der Piave hielt das feindliche Artilleriefeuer
an.
Feldpilot Offizierstellvertreter Arighi schoß bei Durazzo zwei
englische Flugzeuge ab und errang damit seinen 25. und 26.
Luftsieg.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 30. Mai
Die Kämpfe im Tonalegebiet dauern
an. Auch im Adamellogebiet steigerte sich das feindliche
Artilleriefeuer. Mehrere feindliche Angriffe auf unsere
Stellungen südlich des Prosenagletschers wurden abgeschlagen.
Ein feindlicher Erkundungsversuch über die Piave nördlich St.
Dona mißlang.
Der Chef des Generalstabes
Wien, 31. Mai
Die Kampftätigkeit im
Tonalegebiet beschränkte sich gestern auf zeitweises
Artilleriefeuer.
Ein Angriff östlich Capo Sile wurde abgewiesen.
Der Chef des Generalstabes.